Direkt zum Inhalt

ERKLÄRT
Eine Klimaanlage wird gereinigt
Bild: Sukpaiboonwat/Shutterstock.com
Gebäudetechnik Gesundheit Richtlinien

Hygieneanforderungen an KlimaanlagenDie Luft ist rein

Raumlufttechnische Anlagen, kurz RLT-Anlagen, können Krankheiten auslösen. Damit es nur bei einer harmlosen Erkältung bleibt, sind Wartung, Inspektion und Reinigung von Klimaanlagen nach der Richtlinie VDI 6022 durchzuführen.

Auf dem Weg zur Arbeit – egal ob mit dem Auto, dem Bus oder der Bahn, im Büro, im Restaurant, im Hotelzimmer oder bei manch einem sogar zu Hause - fast überall sind wir von Luft umgeben, die aus Klimaanlagen stammt. Ohne Zweifel sind diese Geräte gerade im Sommer für uns unerlässlich. Vor allem in geschlossenen Räumen und immer dichter gebauten Häusern ist maschinelle Lüftung immens wichtig.

Fällt eine Klimaanlage aus, kann das weitreichende Folgen haben, wie die immer wiederkehrenden Defekte bei der Bahn zeigen. Was wir allerdings gern übersehen, ist, dass die Klimaanlage auch ihre Schattenseiten hat. Husten, Schnupfen und Halsweh bezeichnen wir dann gerne mal als Sommergrippe, obwohl diese Symptome selten etwas mit einem Infekt zu tun haben, den wir uns von Mitmenschen eingefangen haben. Häufig ist eine Klimaanlage in Verbindung mit falscher Bedienung der Auslöser.

Funktionsweise einer Klimaanlage

Betreten wir verschwitzt einen stark gekühlten Raum, hört unser Körper zwar mit dem Schwitzen auf, der Schweiß, der sich noch auf der Haut befindet (Stichwort Verdunstungskälte) und die niedrige Raumtemperatur lassen unseren Körper jedoch kurzzeitig unterkühlen. Dies vermindert wiederum die Durchblutung der Rachen- und Nasenschleimhäute, die dann Bakterien und Viren nicht mehr optimal abwehren können. Und wussten Sie, dass die Bakterien selbst auch von der Klimaanlage stammen können? Der Grund hierfür liegt in mangelnder Hygiene.

In der Regel wird Luft von außen angesaugt, gefiltert und gegebenenfalls erwärmt oder abgekühlt sowie be- oder entfeuchtet und dann in Räume geblasen. Beim Kühlvorgang zum Beispiel entzieht die Klimaanlage der warmen Luft Wasser und diese Feuchtigkeit schlägt sich am Wärmeübertrager nieder. Die Anlage ist also auf der einen Seite sehr kühl, auf der anderen aber warm, denn dort wird die Hitze abgeleitet. Nässe und Wärme sind ideale Voraussetzungen für das Wachstum von Bakterien und Pilzen. Nicht nur das Kondenswasser, auch das aus der Außenluft angesaugte Regenwasser kann zum Keimwachstum führen.

In ungünstigen Fällen vermehren sich sogar Legionellen, die die Legionärskrankheit auslösen können. Sie entstehen bevorzugt dann, wenn Wasser stillsteht, wie Sie in der Richlinienreihe VDI 6022 nachlesen können. Und das ist bei Luftbefeuchtern, zum Beispiel in Arbeitsstätten, vor allem am Wochenende der Fall. Der sorglose Einsatz von Befeuchtern – trotz Beimischung von Desinfektionsmitteln – in Klimaanlagen von Arbeitsplätzen führte sogar zu anerkannten Berufskrankheiten wie dem Befeuchterfieber und der Befeuchterlunge. Die Schwachstellen einer RLT-Anlage lassen sich somit schnell ausmachen: Filter, Wärmeübertrager und Befeuchter sowie alle Bereiche, in denen sich Verschmutzungen ansammeln oder Feuchtigkeiten stehen können.

Keime im Keim ersticken

Gesundheitliche Beschwerden durch Hygienemängel an RLT-Anlagen lassen sich nach dem heutigen Stand der Technik vollständig vermeiden. Ausführung nach VDI 6022 ist das sogar ohne Mehrkosten möglich. Gemäß dieser VDI-Richtlinienreihe zur hygienebewussten Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung raumlufttechnischer Anlagen, sind Hygieneinspektionen je nach Anlagentyp alle zwei bis drei Jahre durchzuführen – und das dürfen nur nach VDI 6022 geschulte Ingenieure, Meister oder Techniker. Bei einer sogenannten Hygiene-Erstinspektion kann eine gute Anlage mit dem VDI-Prüfzeichen versehen werden.

Zu einer Hygieneinspektion gehört eine Begehung der Anlage, der Außenluftansaugung und der versorgten Räume. Bei dieser Sichtkontrolle werden alle Bauteile der RLT-Anlage auf Hygienemängel wie sichtbares Keimwachstum, Verschmutzung, Rostbildung, Kalkablagerungen, dauerhafte Feuchteniederschläge und Beschädigungen inspiziert. Bei Anlagen mit Befeuchtung erfolgt zudem eine Kontrolle des Gesamtkeimgehalts an Legionellen.

Wichtig für eine gut funktionierende und keimarm arbeitende RLT-Anlage (Verweis auf RLT-Anlagen) sind die Sauberkeit der Luftleitungen und der Zustand der Filter. Diese müssen regelmäßig ausgewechselt und kontrolliert werden. Da Keime auch vor Oberflächen nicht haltmachen, werden die Abströmseite von Heiz-/Kühlregistern und die luftführenden Oberflächen wie der Boden der Kanäle, die Einströmdüse des Zuluftventilators oder der Tropfenabscheider überprüft. Wie die Prüfungen im Einzelnen ablaufen müssen, ist in VDI 6022 Blatt 1 dargestellt.

Keime lauern auch im Auto

Auch die Klimaanlagen in Autos können verkeimen. Bemerkbar macht sich dies durch einen muffigen Geruch beim Einschalten der Klimaanlage. Die vorgeschalteten Luft- oder Mikrofilter sammeln Schmutz, Pollen und teilweise auch Krankheitskeime. An besonders heißen Tagen fließen an den Oberflächen des Wärmeübertragers bis zu acht Liter Kondenswasser pro Stunde ab. Sind die Abflüsse verstopft, landen Staub, Pollen und Bakterien im Fahrzeug und nicht auf der Straße. Ist Ihr Auto bei der Inspektion, werden von der Klimaanlage meistens nur Verschleißteile wie Dichtungen überprüft.

Es liegt also an Ihnen, den Servicetechniker auf den Austausch der Filter und die fachgerechte Reinigung der Leitungen hinzuweisen. Stellen Sie nun auch noch die richtige Temperatur ein – mehr als acht Grad Differenz zur Außentemperatur sollten es möglichst nicht sein –, dann kann die Klimaanlage Ihrer Gesundheit nichts anhaben. Für Allergiker empfiehlt sich unabhängig von den Vorgaben des Herstellers ein Filterwechsel jeweils im Herbst. Weitere Hinweise zur Lufthygiene in Fahrzeugen sind in der Richtlinie VDI 6032 enthalten.

Die VDI-Richtlinien sind mein Zuhause.

Autorin: Iris Lindner

Kommentare

Inzwischen hat 1 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Weber Vinzenz | 20.02.2022

Guten Tag Frau Lindner,
ich habe derzeit eine heftige Auseinandersetzung mit meinem Heizungsbauer, der die KWL Anlage in meinem Haus eingebaut hat. Nach der DIN 1946-6 8.5.3 wird auf das Zertifikat "C" gemäß VDI 6022 Blatt 2 7.1 hinweisen.
Nach VDI 6022 Blatt 2, so meine Information, darf die Unterweisung nach "C" nur der durchführen der eine "A" Qualifikation nach VDI 6022 hat.
Heist das in letzter Konsequenz nicht, dass mir mein Heizungsbauer, der die KWL Anlage im Haus eingebaut und in Betrieb genommen hat, die Qualifikation Kategorie "A" nach der VDI 6022 vorlegen muss.
Der Saarländische Innungsmeister bestreitet dies und erklärt mir, dass ein Meisterbetrieb keine Verpflichtung hat, diese Qualifikation nach VDI 6022 zu haben. O-Ton > er habe mit der VDI 6022 nichts zu schaffen<
Meine Frage - hat der Heizungsbauer respektive der Innungsmeister Recht?
Für eine kurze Rückantwort bedanke ich mich.
Vinzenz Weber

Diskutieren Sie mit uns *Pflichtfelder