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Er lernte bei den Urvätern des Vereins Deutscher Ingenieure und war Vorsitzender des Gesamtvereins sowie seines größten Bezirksvereins – kein Wunder, dass ihm die höchsten VDI-Ehrungen zu Teil wurden. Wenn jemals ein „Mr. VDI“ gewählt werden sollte, Carl von Bach wäre ein heißer Kandidat.

Geboren am 8. März 1847 in Stollberg im Erzgebirge, musste Carl Bach bereits im Alter von 14 Jahren die Schule abbrechen, um Geld zu verdienen, da sein Vater als Sattler- und Wagenbaumeister zu den Verlierern der Modernisierung zählte. Nach zweieinhalb Jahren lieferte der junge Carl sein Gesellenstück ab und arbeite danach bei einem Chemnitzer Maschinenbauunternehmen.

Da er sich nebenberuflich weiterbildete, durfte Bach ab 1864 die Höhere Gewerbeschule in Chemnitz besuchen, musste diese aber nach einem halben Jahr aus Geldmangel wieder verlassen und in die weniger anerkannte Werkmeisterschule eintreten. Dort zählte Wilhelm Kankelwitz, einer der 23 Gründer des VDI, zu seinen Lehrern.

Die Werkmeisterschule beendete Bach 1866 mit Auszeichnung. Auf den begabten jungen Mann aufmerksam geworden, lieh ihm ein Handwerker aus seiner Geburtsstadt Geld. So konnte Bach am Polytechnikum in Dresden, der Vorgängereinrichtung der heutigen Technischen Universität, studieren. Noch vor Studienabschluss wurde er Assistent bei dem zwischenzeitlich an die Technische Hochschule Stuttgart gerufenen Kankelwitz.

Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71, bei dem er von Beginn an als Freiwilliger diente, unterbrach zwar Bachs bisherigen Ausbildungsgang, beendete ihn aber keineswegs. Nach Kriegsende folgte ein berufspraktischer Aufenthalt in Winterthur, bevor er auf seine alte Assistentenstelle nach Stuttgart zurückkehrte. Doch Bach wollte mehr und so zog es ihn weiter nach Karlsruhe, wo er ab Oktober 1872 nicht nur sein technisches Studium fortsetzte, sondern im gleichen Jahr auch dem VDI mit der Mitgliedsnummer 2076 beitrat. Nicht ganz unbeteiligt an dieser Entscheidung war sicherlich einer seiner Hochschullehrer: kein geringerer als VDI-Gründungsdirektor Franz Grashof.

Theorie und Praxis: zwei verschiedene Schuhe?

Einem kurzen Englandaufenthalt folgte Bachs Anstellung als Oberingenieur bei einem Maschinenbauunternehmen in Wien. Weitere Führungserfahrung sammelte er ab 1876 durch das Direktorat bei einer Maschinenfabrik in Bautzen, bis er 1878 dem Ruf an die TH Stuttgart folgte, wo Dampfmaschinen, Dampfkessel, Elastizität und Maschinenelemente zu seinen Lehrgebieten zählten.

Die von Bach als besonders wichtig erachtete Materialprüfung wurde in ihrer Bedeutung hervorgehoben, indem durch seine Initiative zunächst ein Laboratorium für Materialprüfung und später die Materialprüfungsanstalt an der TH Stuttgart eingerichtet wurde. Seine Herzensangelegenheit war die Aufhebung des scheinbaren Gegensatzes von Theorie und Praxis. Für die Studierendenausbildung sah er es als unabdingbar an, dass im Sinne eines Studium generale „ganze“ Persönlichkeiten ausgebildet wurden. Pflichtpraktika waren für ihn ein unabdingbarer Teil der Ingenieurausbildung.

Auch im VDI ausgesprochen aktiv

Inspiriert von seinen prominenten Lehrmeistern, war auch Carl Bach im VDI ausgesprochen aktiv: 1882 und 1883 sowie 1891 und 1892 als Vorsitzender des Württembergischen Bezirksvereins und mehrere Jahre in dessen erweitertem Vorstand. Für den Gesamtverein war er in den Jahren 1886 und 1887 im Vorstand und übernahm 1886 dessen Vorsitz, nachdem der gewählte Vorsitzende Karl Gaertner nur wenige Tage nach Amtsantritt unerwartet verstarb.

Carl Bach wurden insbesondere in seiner zweiten Lebenshälfte zahlreiche Ehrungen zuteil, so auch durch den VDI: 1894 gehörte er zu den ersten Empfängern der Grashof-Denkmünze, fünf Jahre später folgte die Ehrenmitgliedschaft. Dass auch „sein“ Bezirksverein ihn zum Ehrenmitglied ernannte, versteht sich quasi von selbst. In den 1890er-Jahren wurde er geadelt, und sowohl seine Geburtsstadt Stollberg/Erzgebirge als auch seine zweite Heimat Stuttgart ernannten ihn zum Ehrenbürger. Zu weiteren Ehrungen zählten vier Ehrendoktorwürden sowie zivile und staatliche Auszeichnungen.

Für die damaligen Verhältnisse hochbetagt starb Carl von Bach 84-jährig am 10. Oktober 1931 in Stuttgart. Beigesetzt wurde er auf dem dortigen Waldfriedhof, wo sein Grab in der Abteilung 20 A bis heute erhalten ist.

Unser Autor

Dr. Christoph Sager

Kommentare

Inzwischen hat 1 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Herrmann Andreas | 09.03.2022

Toller Beitrag. Hervorragend recherchiert. Der VDI hat immer bedeutende "Köpfe" angezogen...! Das sollte auch zukünftig so sein.

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