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Mit den neuen Mobilitätsmöglichkeiten verlassen immer mehr Menschen ihre ländliche Heimat und das Reisen wird zu einer neuen Freizeitkultur. Kur- und Badeorte laden besonders die Oberschicht zu Bäderreisen an. Ein beliebter Badeort, umgeben von hohen Bergen, liegt im Selketal im Harz: Alexisbad. Es wird besonders wegen seines jodreichen Heilwassers geschätzt.
Die Industrialisierung verändert allerdings nicht nur gesellschaftliche Bereiche sondern insbesondere die technisch-wirtschaftliche Produktionsweise. Die menschliche Arbeitskraft wird zunehmend durch Maschinen erleichtert. Mit fortschreitender Entwicklung der Maschinen treten vermehrt technische Probleme auf. Was die Wirtschaft nun händeringend sucht, sind Menschen, die mit ihrem naturwissenschaftlichen Fundament schöpferisch Neues gestalten können. Die Ausbildung des Ingenieurs gewinnt somit an Bedeutung.
Die zentrale Lage von Alexisbad ist entscheidend
Studenten technischer Fachrichtungen verbinden sich daher in dem 1846 von Friedrich Euler gegründeten akademischen Verein „Hütte“, von dem das Taschenbuch des Ingenieurs stammt. Hier wächst schon früh der Gedanke, auch berufstätige Ingenieure zur Mitarbeit zu gewinnen und die Mitglieder in den Ländern und Bezirken in Arbeitskreisen zu vernetzen. Die Idee für einen Verein Deutscher Ingenieure ist vorhanden – es fehlt nur noch ein Ort für die Gründung. Die Kommission wendet sich an den Hüttenmeister Carl Bischof, der sich als technischer Schriftsteller einen Namen machte. Er leitet die Eisenhütte Mägdesprung, welche nahe dem landschaftlich schönen Kurort Alexisbad liegt. So schlägt Bischof dem Ingenieur und Professor Franz Grashof das Alexisbad als Gründungsort vor.
Ausschlaggebend ist vermutlich die zentrale Lage von Alexisbad im zersplitterten Deutschland. Damals – 15 Jahre vor der Reichsgründung – gibt es noch 30 selbständige deutsche Staaten. Doch der Ingenieurstand kennt keine Grenzen zwischen den Ländern: „Die deutsche Technik ist geistiges Eigentum der gesamten deutschen Nation und kann ebenso wenig wie die deutsche Wissenschaft durch politische Grenzmarken zerteilt werden“, erklären die Gründer des VDI.
Die „Hütte“
An Pfingsten 1856 treffen sich 120 Mitglieder der „Hütte“. Sie fahren mit geschmückten Leiterwagen unter feierlichem Gesang in Alexisbad ein. Unter ihnen: Friedrich Euler, Carl Bischof und Franz Grashof. Sie werden zu Gründervätern des Vereins Deutscher Ingenieure. Am Nachmittag unterzeichnen 23 Ingenieure das Gründungsprotokoll, womit die Gründungsversammlung ihren Abschluss findet und der Verein Deutscher Ingenieure nun offiziell gegründet ist.
Autorin: Andrea Kreitsch
Kommentare
Inzwischen haben 2 Leser einen Kommentar hinterlassen.Hallo Herr Tantow, passender wäre die Formulierung "der das Taschenbuch des Ingenieurs herausgibt" gewesen. Details in puncto Hütte können Sie dem Blogbeitrag https://blog.vdi.de/geistige-kraefte-buendeln entnehmen. Freundliche Grüße vom VDI-Team
Frau Kreitsch schreibt: "Studenten technischer Fachrichtungen verbinden sich daher in dem 1846 von Friedrich Euler gegründeten akademischen Verein „Hütte“, von dem das Taschenbuch des Ingenieurs stammt." Von diesem Taschenbuch war zuvor nie die Rede, und man weiß nicht, um welches es sich handeln mag, zumal unwahrscheinlich erscheint, dass ein Verein es geschrieben hat - Autoren sind doch immer Menschen. Also worum handelt es sich?
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