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Ich bin im Februar 2013 das erst Mal über den VDI gestolpert, anlässlich einer Fortbildung zum Thema Fehlerbetrachtung und wie man daraus bei technischen Anlagen lernen kann – also ein eher trockenes Thema. Zudem war ich noch jung und die einzige Frau. Der damalige Arbeitskreisleiter vom VDIni-Club sprach mich auch gleich direkt darauf an, ob ich nicht bei den Studenten und Jungingenieuren dabei sein möchte.
Nachdem er dann erfahren hatte, dass ich Chemikerin bin und Experimentalvorträge halte, hat er mich vom Fleck weg engagiert. Ich sollte doch einen Vortrag im VDIni-Club halten und diesen kurz darauf bei der Partnerschule wiederholen. Im Mai 2013 bin ich dann auch pünktlich zur Vollversammlung in Wuppertal Mitglied des VDI geworden. Als mein Vorgänger ein dreiviertel Jahr später weggezogen ist, war es irgendwie logisch, dass ich das Ganze weiter mache.
Ein bunter Blumenstrauß an Themen
Am Anfang war das Ganze sehr überwältigend, aber das Büro der Geschäftsstelle – also die lokalen Engel im Hintergrund – und die Hauptstelle in Düsseldorf – die Oberengel, die den VDIni-Club gesamt verwalten – haben mit mir angepackt, bis alles rund lief. Budgetverwaltung und Jahresplanung kenne ich zwar beruflich, aber in einem Verein, vor allem mit Kindern, war das sehr neu für mich.
Das Schöne war, dass ich recht schnell ein paar Eckpunkte im Kalender hatte, die bis heute Bestand haben: Kostümvortrag zu Karneval, Exkursion in den Osterferien, Werkstatttag in den Herbstferien, ansonsten fast monatlich Vorträge zu einem bunten Blumenstrauß an Themen, immer mit einem Mitmachexperiment am Ende. Und es macht immer noch Spaß!
Zaghafte Schritte mit Online-Vorträgen
Die Ausbreitung des Coronavirus hat uns ganz schön hart getroffen: Karneval 2020 war der letzte Realvortrag mit einer Mischung aus Schnitzeljagd und Escape-Room mit einigen ingenieurstechnischen Rätseln, aber danach fiel erst einmal alles aus. Das sollte ja nur vorübergehend so sein. Irgendwann war jedoch klar, dass es länger dauern würde. Zunächst haben wir kleine Bausätze mit Anleitung verschickt – und nach Feedback der Kinder und Eltern wurde die Anleitung immer länger. Plus: Mehr als ein Feedback äußerte den Wunsch nach einer Live-Betreuung fürs Bauen.
Wir haben dann zaghafte Schritte mit Online-Vorträgen gemacht, und auch Lehrgeld bezahlt. Jitsi zum Beispiel ist mit Kindern, die andauernd leise geschaltet werden müssen, echt anstrengend. Wir haben zu viert moderiert und dauernd auf Stumm geschaltet, was in Zoom wesentlich komfortabler ist. Nach den ersten Hürden und vor allem der Einstellung „Das kann alles nicht so schwer sein, sieh es an wie ein paar Essstäbchen, das ist auch nur anderes Besteck, aber es funktioniert zum Essen auch ganz gut" wurde es besser. Und jetzt sehe ich meine Clubmitglieder ungefähr einmal im Monat zum Vortrag – und auch zum Mitmachexperiment, wir verschicken nämlich Umschläge.
Das Wohnzimmer mutiert zur Briefpackstation ...
Mittlerweile sind wir bei ungefähr vierzig Teilnehmern an den Bildschirmen aus acht Bundesländern. Und schwups, da kam auch schon der Wunsch nach einem Hybridmodel, wenn das alles vorbei ist. Da denke ich noch über die Umsetzung nach. Momentan behalte ich das digitale Format ohnehin bei. Es läuft mittlerweile nach einem eingespielten Schema ab: Spätestens acht Wochen im Voraus kenne ich meine Termine und Titel. Diese werden im Büro eingereicht. Dabei habe ich mir schon viele Gedanken gemacht, damit ich weiß, welches Experiment verschickt werden kann und auch zuhause klappt respektive welche Materialien zum Erforschen im Umschlag sein werden.
Spätestens vier Wochen vor dem Termin ist dieser online zu finden. Drei Wochen vorher habe ich mein Material bestellt oder weiß, wo ich es vor Ort besorgen kann. Anderthalb Wochen vorher verwandelt sich mein Wohnzimmer in eine Briefpackstation: Immer dasselbe Material in unterscheidbare Behälter, ein Gesamtset zusammenstellen, nochmal kontrollieren und Adressetikett vom Büro draufkleben und und und. Eine Woche vor Vortrag kommt dann alles zur Post.
Vortrag vor schwarzer Wand
Meistens laufe ich zwei Tage später noch den letzten Nachzüglern hinterher – ich kenne meine Truppe ja mittlerweile recht gut und kann teilweise Leute noch direkt kontaktieren, die ihre Anmeldung verpasst haben. Schließlich steht 24 Stunden vorher das Online-Meeting, und die Rundmail mit dem Link geht raus.
Eine Stunde vor dem Treffen bin ich mit Aufbauen beschäftigt: Technik-Check, Backup-Technik, zweiter Moderator, Material. Und es kann losgehen. Den Vortrag selbst halte ich immer gegen eine schwarze Wand, nachdem mir einmal das Internet vor lauter Videobeiträgen zusammengebrochen ist. Prinzipiell packen die Kinder und ich zusammen den Umschlag aus – so wie ich in einem realen Vortrag auch Dinge zur näheren Betrachtung umhergeben würde.
Das Verschicken und Auspacken beschränkt selbstverständlich die Größe von allem, was ich zeigen kann. Entsprechend habe ich den geplanten Vortrag zu Nähten – Löten! Schweißen! Kleben! Ach ja, und Nähen natürlich auch … – in meine Ideenkiste für reale Treffen gelegt. Fragen gibt es immer gleich und ungefiltert, erst recht bei Probiervorträgen, obwohl man sich über Geschmack eigentlich nicht streiten kann.
Wenn ich die Begeisterung sehen und hören kann ...
Es gibt immer wieder Kinder, die sogar geschwefelte Salze lecker finden, auch wenn ich das selbst anders sehe – der Großteil der Teilnehmer schloss sich dieser Meinung an. Am interessantesten sind Fragen, auf die ich selbst nicht gekommen wäre und auch auf die Schnelle keine Antwort habe. Dafür gibt es im Anschluss immer eine Rundmail, in der die Auflösung des erforschten Materials und auch recherchierte Fragen sowie deren Antwort stehen.
Beim Mitmachexperiment wird die Kamera gerne wieder angemacht, um mir das Ergebnis zu zeigen. Das ist für mich immer das Schönste am ganzen Vortrag: Wenn ich die Begeisterung sehen und hören kann und auch mitbekomme, welche weiteren Ideen die Kinder noch mit dem vorhandenen Material haben. Das war bisher auch mein schönster Moment.
„Gesellschaftsspiele im Wandel der Zeit“
Ich habe einen Onlinevortrag zum Thema „Gesellschaftsspiele im Wandel der Zeit“ gehalten, also Knochenwürfel, mittelalterliche Marmorsteine, die Abgrenzung einer Spielfigur zu einem Meeple, und solche Dinge. Das Mitmachexperiment bestand darin, sich selbst ein Spiel aus dem Material auszudenken.
Die Kameras gingen an – und es herrschte Stille: Konzentriertes Nachdenken, ein paar Kinder schrieben oder skizzierten etwas, das Abschiedswinken fiel eher verhalten aus. Ich saß da und fragte mich, was ich wohl falsch gemacht hatte – bis die erste E-Mail mit einem eigenen Spiel kam. Und noch eine. Und noch eine. Ich freue mich bis heute darüber, und ich bin sehr gespannt, was da noch alles an Ideen kommt.
Ich persönlich mache jetzt erst einmal so weiter, wie es die aktuelle Lage zulässt. Das heißt also, weitere Vorträge, eine digitale Exkursion und ja, ich plane auch schon den digitalen Werkstatttag.
Um den Adventskalender 2021 mache ich mir noch keine konkreten Gedanken, aber für meine Gedankenschnipsel gibt es ja meine Ideenschachtel. In der findet sich auch eine Überlegung für einen Online-Escaperoom für Mitglieder des VDIni-Clubs, aber das Konzept ist noch nicht ausgereift.
Andererseits: Allein die Überlegung macht mir schon Spaß – vielleicht sehen wir uns ja dann oder in einem Vortrag vorher.
Bleibt gesund und passt gut auf euch auf!
Eure Sarah
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