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Als Jahrgang 1958, aufgewachsen in den Jahren des Wirtschaftswunders und der gesellschaftlichen Veränderungen, stand es für mich nie in Zweifel, dass bald Frauen und Männer in allen Berufen gleichmäßig vertreten sein werden und dass Frauen und Männer in allen Feldern gleiches leisten können – auch weil Maschinen dank der Ingenieurskunst die Defizite in physischer Kraft ausgleichen.
Zunehmend Frauen in MINT-Arbeitsfeldern, aber ...
Der Anteil von Frauen in allen MINT-Arbeitsfeldern ist seitdem spürbar gestiegen, von einer gleichberechtigten Teilhabe kann aber bei weitem noch nicht die Rede sein. Denn nun, fünfzig Jahre später, sind immer noch Fördermaßnahmen erforderlich, um den Frauenanteil in MINT-Berufen zu erhöhen, auch um dem schon spürbaren Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Mädchen und Jungen hinsichtlich ihrer schulischen Leistungen und Begabungen durchaus ähnlich die erforderlichen Voraussetzungen für eine MINT-Berufswahl erfüllen. Warum entscheiden sich Mädchen immer noch seltener für die Berufe mit den guten Zukunftsaussichten?
Hierzu einige Thesen:
- geringe Ermutigung in der Schule (Mädchen werden bei gleichen Leistungen in naturwissenschaftlichen Fächern eher weniger für MINT-Berufsfelder motiviert)
- Schulische Fächer mit geringem Lebensbezug wirken auf Mädchen stärker abschreckend.
- wenige Vorbilder für junge Frauen
- starker Einfluss der Peergroup
- fehlende Informationen über die Chancen in den MINT-Feldern für Frauen
- Darstellung der MINT-Berufsfelder in den Medien (Männer, Männer, ...)
- schlechtere Karrierechancen für Frauen in den MINT-Feldern, speziell für Mütter
Nicht bei den Defiziten ansetzen!
In den letzten Jahren wird der Fokus immer mehr auf den letzten Punkt und damit den Berufsverbleib von Frauen in den MINT-Fächern gelegt. Wie müssen die Arbeitsbedingungen verändert werden, damit Frauen diese interessanten Felder wählen und ihre Karriere gestalten können?
In diese Richtung geht auch das im August 2021 vom BMBF ausgeschrieben Programm MissionMINT – Frauen gestalten Zukunft. „Ziel ist die Entwicklung, Umsetzung und Anwendung von innovativen Ansätzen und nachhaltigen Strategien zur Gewinnung und zum Verbleib von Frauen in den innovations- und zukunftsträchtigen akademischen MINT-Berufen und -Spitzenpositionen“. Zu hoffen ist, dass die geförderten Projekte weniger bei den vermeintlichen Defiziten der Frauen ansetzen als die erforderlichen betrieblichen Änderungen voranbringen.
VDI-WoMentorING-Programm
Auch der VDI ist nicht untätig: Wir, speziell das Netzwerk der Frauen im Ingenieurberuf, möchte dann aktiv werden, wenn nach dem Berufseinstieg erfahrungsgemäß die ersten echten geschlechtsspezifischen Hürden auftauchen. Dazu haben wir unter der Ägide von Dr. Melanie Zimmermann das VDI-WoMentorING-Programm konzipiert, das diesen Herbst startet. Es wendet sich an Ingenieurinnen unter den VDI-Mitgliedern, die über mehr als zwei Jahre Berufserfahrung verfügen. Zudem vermittelt es Mentorinnen und Mentoren, mit denen auftretende Herausforderungen besprochen werden können. Interessentinnen wenden sich bitte an Kathrin Sevink, gern per E-Mail an sevink@vdi.de.
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