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Wann lohnt sich ein Roboter?
Die Automatisierung mit kollaborierenden Robotern (kurz: Cobots) ist ein zunehmend gefragtes Mittel, um Abläufe in der gesamten Wertschöpfungskette zu optimieren. So kommt es, dass Betriebe sich oftmals die Frage stellen, bei welchen Prozessen sie mit dem Einsatz der Technologie starten können. Drei einfache Überlegungen reichen aus, um den Einstieg erfolgsbringend zu gestalten.
VDI-Gesellschaft Bauen und GebäudetechnikFast alles hat mehr oder weniger mit Umwelt- und Klimaschutz zu tun
Björn, du leitest den Fachbereich „Technische Gebäudeausrüstung“, kurz TGA, der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik. Womit beschäftigt sich dein Fachbereich schwerpunktmäßig?
Dipl.-Ing. (FH) Björn Düchting: Mein Fachbereich erarbeitet VDI-Richtlinien und Stellungnahmen, die bei Fachleuten hohes Ansehen genießen und von Praktikern umfassend angewendet werden. Aber auch Schulungen zu bestimmten Richtlinien gehören dazu. Hier möchte ich vor allem die Hygienerichtlinien für „Klimaanlagen“, Trinkwasser und Kühltürme nennen. Dazu kommen Spezialthemen wie die Gebäudeautomation, vor allem mit der gleichnamigen Richtlinienreihe VDI 3814, als Grundlage für die internationale Normung. Hinzukommen Planung, Bau und Betrieb von Heizungsanlagen, Aufzugtechnik, Brandschutz, Sanitärtechnik, Raumlufttechnik und Reinraumtechnik. Ferner geht es um Produktdatenaustausch für Anlagen und Komponenten. Hier sind wir in der internationalen Normung aktiv, jeweils mit zahlreichen Unterthemen. Man sieht: Wir sind ein großer Fachbereich und bespielen die gesamte Bandbreite dessen, was es an Technik im und ums Gebäude gibt.
Gibt es den Fachbereich eigentlich schon lange?
Düchting: Das Thema „Technische Gebäudeausrüstung“ (TGA) gibt es tatsächlich schon sehr lange im VDI. Die heutige Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (GBG) ist in den Jahren 2008/2009 entstanden. Die bis dahin eigenständigen Gesellschaften „Bautechnik“ und „Technische Gebäudeausrüstung“ wurden zusammengelegt, die Fachbereiche Architektur und Facility Management neu gegründet. Inzwischen bieten wir mit der GBG eine Austausch-Plattform für alle am Gebäude Beteiligten.
Gutes Klima – nicht nur im Gebäude
Mit der Wahl des aktuellen Fokusthemas „1,5 Grad“ will der VDI aufzeigen, wie Ingenieur*innen dazu beitragen können, die Erderwärmung zu begrenzen. Wie bringt sich dein Fachbereich „Technische Gebäudeausrüstung“ ganz konkret ein?
Düchting: Fast alles, was wir tun, hat mehr oder weniger mit Umwelt- und Klimaschutz zu tun. Herausgreifen möchte ich ein Thema, das Du auf den ersten Blick vielleicht nicht direkt mit technischer Gebäudeausrüstung in Verbindung bringen würdest: das Stadtklima. Es wird von so vielen Faktoren beeinflusst, unter anderem auch von Kohlendioxid-Emissionen und anderen Umweltbelastungen, die die technische Gebäudeausrüstung mit sich bringt. Um das zu verringern und damit Klima und Umwelt zu schützen, sind wir gefragt: Welche Materialien setzen wir ein? Wie sparen wir Energie und Rohstoffe? Wie verringern beziehungsweise vermeiden wir den Schadstoffausstoß bei der Planung, beim Bau und Betrieb von neuen gebäudetechnischen Anlagen aber auch beim Umbau von bestehenden Anlagen? Was lässt sich beim Rückbau recyclen? All diesen Fragen gehen wir schon lange in unseren einzelnen Richtlinien nach, bei den aktuellen Überarbeitungen spielen jedoch Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine immer größere Rolle.
Auch über den Beitrag zum Klimaschutz hinaus hält die Zukunft viele neue Herausforderungen für Ingenieur*innen bereit. Wo siehst du deinen Fachbereich in den kommenden fünf bis zehn Jahren? Welchen Beitrag können die Expert*innen des Fachbereichs „Technische Gebäudeausrüstung“ leisten, um die Zukunft für die Menschen lebenswerter zu gestalten und gleichzeitig die Umwelt zu schützen?
Düchting: Das Bedürfnis nach einem Dach über dem Kopf ist ein menschliches Grundbedürfnis, nicht nur zum Wohnen, sondern bei den meisten Jobs auch zum Arbeiten. Unsere Themen „berühren“ also jeden Menschen. Wenn man den Energiehunger der Menschheit in Tortenstücke schneidet, ist der Aufwand für Gebäude eines der größten. Wir verbrauchen Energie für Wärme, Licht, Transport, durch die Klimakrise zunehmend auch für Kälte, um eine Wohlfühlumgebung für den Menschen zu schaffen. Während man in der Gebäudetechnik früher klein-klein und in Einzelkomponenten dachte, geht die Entwicklung heute mehr und mehr hin zu einem ganzheitlichen, systemischen Ansatz. Die Komponenten und Anlagen werden zu Gesamtsystemen, die Kompetenzen dazu müssen zusammengebracht werden. Die Systeme sind komplexer und teilweise feinfühliger geworden. Die Digitalisierung hält auch hier mehr und mehr Einzug in Form des Building Information Modeling (BIM), also die vernetzte Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden mithilfe von Software. Das Gebäude als Ganzes soll zum Wohle der Menschen funktionieren, die in ihm leben und arbeiten und gleichzeitig Umwelt- und Klimaschutzauflagen erfüllen.
Das Ehrenamt ist unser größtes Kapital
Düchting: Die Expertise unserer ehrenamtlichen Expert*innen ist und bleibt unser größtes Kapital. Ohne diese Menschen, die ihr Wissen zum Nutzen der Gesellschaft zur Verfügung stellen, können wir im Fachbereich TGA aber auch im gesamten VDI nicht bestehen. Für viele unserer ehrenamtlichen Expert*innen bedeutet die Teilhabe am VDI-Netzwerk auch umgekehrt einen immensen Gewinn in Form von aktuellem Fachwissen und -kontakten. Wir wollen, dass die Ehrenamtlichen auch zukünftig bei uns eine Heimat finden, in der sie sich wohl fühlen, sich engagieren und ihrerseits gewinnen – professionell betreut und ernst genommen.
Mit welchen andere Fachbereichen respektive Gesellschaften im VDI arbeiten du und deine Kolleg*innen zusammen?
Düchting: Natürlich mit den anderen Fachbereichen und Expert*innen-Kreisen der Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (GBG): Architektur, Bautechnik und Facility Management. Wir sind im permanenten Austausch und unterstützen uns gegenseitig, die Komplexität unserer Themen wäre anders gar nicht zur bewältigen. Gerade zum Stadtklima spielen so viele Aspekte aus den anderen GBG-Fachbereichen mit hinein, da ist eine klare Abgrenzung oft gar nicht möglich oder sinnvoll. Fachliche Überschneidungen haben wir außerdem mit der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (GEU), wenn es um Spezialthemen, wie zum Beispiel Wärmepumpen geht. Die GEU kommt von den ganz großen Anlagen zu den kleinen Anlagen und die TGA kommt von den kleineren Komponenten in den einzelnen Gebäuden zur Systemoptimierung – das wächst immer mehr zusammen. Bei Fragen zur Messtechnik von Schadstoffen und Grenzwerten gehen wir gerne auf die Innenraum-Expert*innen der Kommission Reinhaltung der Luft zu: Ganz aktuell bei der VDI 6022 – unsere Richtlinie zu Raumlufttechnik und Raumluftqualität.
Expertise einbringen anstatt Wissen nur konsumieren
Mal angenommen, du wärst kein VDI-Mitglied. Würde dich die Arbeit des Fachbereichs „Technische Gebäudeausrüstung“ überzeugen, Mitglied zu werden? Wenn ja, was daran genau?
Düchting: Mich würde die Möglichkeit reizen, mich selbst und meine Expertise einzubringen, um die Gegenwarts- und Zukunftsthemen des Fachbereichs und damit des gesamten VDIs mitgestalten zu können. Einfach nur Wissen zu konsumieren, das ist mir zu wenig. Auch wenn die Fülle der kostenfrei zugänglichen Informationen sehr überzeugend ist. Die Arbeit des VDI kommt praktisch allen zugute. Für die Zukunft muss es uns gelingen, noch mehr Menschen klarzumachen, dass es sich lohnt, diese Arbeit auch durch eine persönliche VDI-Mitgliedschaft zu unterstützen. Mehr Angebote exklusiv für Mitglieder könnten da ein Anreiz sein.
Wie könnte der Fachbereich seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit noch verbessern?
Düchting: Fast jeder in unseren Breiten lebt und arbeitet in einem Gebäude. Wir haben dadurch einen ganz direkten Bezug zur Öffentlichkeit und tragen durch unser breites Themenspektrum schon immer viel dazu bei, die Wahrnehmung des VDI im Allgemeinen und die unseres Fachbereichs im Speziellen zu verbessern. Da sind wir froh, einen medienaffinen Kollegen in unseren Reihen zu haben, der vor Kurzem sogar in den SAT1-Nachrichten zur Übertragung von Corona-Infektionen in Flugzeugen interviewt wurde. Ganz aktuell sind wir nicht nur in Fachmedien, wie der „HLH Lüftung|Klima Heizung|Sanitär Gebäudetechnik“ und dem „Sicherheitsingenieur“, sondern auch auf den VDI-Internetseiten im Zusammenhang mit dem Coronavirus sehr präsent. Zusammen mit Kolleg*innen und Expert*innen haben wir dort Fachwissen für die interessierte allgemeine und Fachöffentlichkeit aufbereitet. Unser umfangreiches Schulungsangebot ist ein weiterer erfolgreicher Multiplikator, um den VDI in der Öffentlichkeit bekannter zu machen: Es gibt circa 50.000 Menschen – vielfach keine Ingenieure –, die aus Schulungen nach unseren Richtlinien mit einer Urkunde rauskommen, die das Logo des VDI trägt.
Und dein ganz persönliches Highlight in der Arbeit im Fachbereich „Technische Gebäudeausrüstung“? Also, was war oder ist besonders spannend? Wo hast du richtig was nach vorne gebracht?
Düchting: Die größte Herausforderung, die allerdings schon etwas zurückliegt, war der Weggang unseres langjährigen Geschäftsführers der GBG, dem wir sehr viel zu verdanken haben. Wir sind da in große Fußstapfen getreten und die Erwartungshaltung, vor allem im Ehrenamt unserer Gesellschaft, war entsprechend hoch. Eines meiner Highlights ist daher die erfolgreiche Bewältigung dieser Veränderung, ohne dabei einen einzigen ehrenamtlichen Experten verloren zu haben. Im Bereich unserer Technischen Regeln kann ich als Highlight ganz klar die VDI 6022 zur Lufthygiene nennen. Die sogenannte „VDI-Lüftungsregel“ ist in der Öffentlichkeit eine der anerkanntesten Richtlinien, die wir haben. Diesen Themenbereich möchten wir gerne erweitern und für die Zukunft ausbauen.
Interview: Alice Quack
Ingenieurkompetenz à la carte: die VDI-Fachbereiche
In aktuell 53 Fachbereichen von „A“ wie „Architektur“ über „S“ wie „Schwingungstechnik“ bis „Z“ wie „Zuverlässigkeit“ bündeln wir die gesamte Ingenieurkompetenz. Die Fachbereiche sind den Fachgesellschaften thematisch zugeordnet und gehören zum Bereich Technik und Gesellschaft.
In unserer neuen Interview-Reihe wollen wir in den kommenden Monaten die einzelnen Fachbereiche des VDI e.V. genauer vorstellen. Passend zum diesjährigen Fokusthema 1,5 Grad beginnen wir mit den Fachbereichen, die hier wegen ihrer fachlichen Expertise besonders gefragt sind, die Zukunft aktiv mitzugestalten.
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