Rubriken
1. Bloß nicht die persönlichen Interessen ignorieren, denn das führt nur zu Frust
Mal angenommen es gäbe einen Studienschwerpunkt bei dem nach Abschluss aller zugehörigen Module ein Arbeitsvertrag für einen gut bezahlten Job an alle ausgehändigt werden würde. Klingt erstmal super. Aber was ist, wenn euch der Inhalt des Schwerpunkts nicht interessiert? Ihr schon bei den Grundlagenfächern eingeschlafen seid, als das Thema angeschnitten wurde? Dann landet ihr am Ende der Quälerei an einem Arbeitsplatz wo ihr 35 bis 40 Stunden pro Woche etwas macht, was euch keinen Spaß bereitet. Das hält keiner durch.
2. Der wichtigste Inhalt des Ingenieursstudiums ist, zu lernen wie man ein Problemlöser wird
Dies steht so in keinem Modulhandbuch. Als Ingenieur werdet ihr später regelmäßig mit technischen Problemen konfrontiert, für die ihr individuelle Lösungen finden müsst. Selbst wenn es eine Spezialisierung im Studium gibt, die perfekt zu eurem späteren Traumjob passt, können euch hier nur Ansätze und Zusammenhänge beigebracht werden. Wenn es für die Herausforderungen im Beruf schon Lösungen gäbe, die euch im Studium vermittelt werden könnten, dann wäre es keine Aufgabe für einen Ingenieur. Führt euch nur mal vor Augen wie schwierig die Aufgaben in den Übungen erscheinen, wenn ihr sie vorab selbst bearbeitet und wie einfach und logisch alles klingt, wenn die Lösungen besprochen werden.
3. Die Arbeitswelt ist im stetigen Wandel
Einige von euch schauen bei der Wahl ihres Schwerpunktes auch auf die Stellenausschreibungen von Arbeitsplätzen, die euch interessieren. Das ist natürlich ein guter erster Schritt und kann euch später helfen euren ersten Job zu ergattern. (siehe 1.) Allerdings muss man sich bewusst sein, dass die Aufgaben sich mit der Zeit verändern. Sei es ein neues Projekt oder man wechselt nach ein paar Jahren den Arbeitgeber und macht etwas anderes als zuvor. Wer dann alles auf eine Karte gesetzt hat, um sich perfekt auf eine Stelle vorzubereiten, hat vielleicht das Nachsehen.
4. Kein Schwerpunkt bereitet einen perfekt auf die späteren Aufgaben im Job vor
Die Vielfallt an möglichen Aufgaben eines Ingenieurs auch innerhalb einer Disziplin ist so groß, dass kein Studium alles abdecken kann. Selbst mit dem richtigen Schwerpunkt kann gar nicht alles spezifische Wissen vermittelt werden. Das lernt man erst im Beruf, mit einigen Jahren Berufserfahrung. Nicht umsonst bieten die meisten großen Firmen Trainee-Programme an, in denen die neuen Mitarbeiter nach dem Studium auf die spezifischen Aufgaben im Konzern vorbereitet werden. Andernfalls könnte jede Stelle durch Absolventen mit entsprechend geringeren Gehaltsvorstellungen usw. besetzt werden.
5. Der richtige Schwerpunkt im Studium ist nicht das wichtigste Auswahlkriterium bei der Bewerberauswahl
Viele unterschätzen wie wichtig die menschliche Komponente bei der Auswahl von Bewerbern ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass beispielsweise ein Chemieingenieur zu einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle als Bauingenieur eingeladen wird. Die Grundlagen müssen stimmen. Haben aber zwei Bewerber bis auf die Studienschwerpunkte den gleichen fachlichen Hintergrund, kommen weitere Kriterien ins Spiel. Ein Beispiel: Als kreativer Freigeist bin ich trotz passendem Studienschwerpunkt in einem sehr konservativen Unternehmen vielleicht nicht so gut aufgehoben. Zumal 2. und 4. gelten.
Mein Fazit lautet also:
Die Wahl eines passenden Studienschwerpunkts ist für euren Einstieg in die Arbeitswelt sicherlich hilfreich. Daher schadet ein Blick auf die Anforderungen in der Stellenausschreibung des Traumjobs nicht. Allerdings kann euch kein Studienschwerpunkt exakt auf alle Aufgaben vorbereiten und es wird immer wieder notwendig sein, dass ihr selbst recherchiert und euch Wissen aneignet. Egal ob ihr frisch von der Uni kommt oder später den Job wechselt, ihr werdet am Anfang immer erst einen Lernprozess durchmachen.
Informationen zum Autor:
Sascha Dessel studierte von 2010 bis 2017 Elektro- und Informationstechnik an der Technischen Universität Dortmund mit dem Abschluss Master of Science. Im VDI koordiniert und betreut er die Gremien der Fachbereiche Grundlagen & Methoden, Prozessmesstechnik & Strukturanalyse und Fertigungsmesstechnik in der Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik (GMA).
Wählt also vor allem das, was euch Spaß bereitet.
Trust me, I’m an Engineer. :)
Kommentare
Inzwischen hat 1 Leser einen Kommentar hinterlassen.Ich musste mich im Studium zum Glück nicht an den Stellenausschreibungen orientieren. Ich habe nach dem Studium ein Ingenieurbüro aufgemacht. Der Anfang war holprig, aber nach einiger Zeit konnte ich mich auch als junger Berufsanfänger im Markt etablieren.
Diskutieren Sie mit uns