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In diesem Sinne möchte ich mich mit zwei Kernthesen aus dem VDI-Statusreport Künstliche Intelligenz näher beschäftigen:
- Die Erwartungen an die Leistungsfähigkeit technischer Systeme gehen weit über die derzeit validierbaren Ergebnisse hinaus.
- Die Unsicherheit bei der Bewertung dieser technischen Systeme äußert sich in vielseitigen Befürchtungen – für jede(n) Einzelne(n), für die Gesellschaft, für die Wirtschaft und für die Politik.
Ein dritter Punkt verdient an dieser Stelle auch Beachtung, weil er mir einer der zentralen Hebel für die Zukunft zu sein scheint: die Frage der Bildung. Diese beginnt ja bekanntermaßen bereits im frühkindlichen Alter und setzt sich über die Grundschule sowie die weiterführenden Schulen bis hin zu den Universitäten und Fachhochschulen fort. Letztendlich lernen wir aber ein Leben lang.
Der Ursprung des Begriffs Künstliche Intelligenz stammt aus dem Jahr 1956. Der amerikanische Informatiker John McCarthy nutzte ihn in der Überschrift eines Projektantrages für eine mehrwöchige Konferenz im Dartmonth College in den USA. Bei dieser Konferenz wurden KI-Programme vorgestellt, die u.a. Schach und Dame spielen konnten. Mittlerweile hat sich unser Bild von KI verschoben und wir denken weniger an das Schachspiel wenn wir von KI-Systemen sprechen. Es kursieren alarmierende Thesen und Gerüchte: KI habe etwas Menschliches, erreiche sogar die menschliche Intelligenz und würde diese bald auch überflügeln. Das wird dann noch durch Bilder ergänzt in denen menschlich anmutende Roboter als Sinnbild für KI herangezogen werden. Diese Vorstellungen sowie fehlende Aufklärung darüber, was KI wirklich ist, führen dann zu Ängsten in den verschiedensten Gruppen der Gesellschaft.
Darüber hinaus ist ein globaler Wettstreit entbrannt: Wer ist der Vorreitende in Sachen KI? Letztlich kommen Futuristinnen und Futuristen hinzu, die ebenso kühne wie falsche Thesen äußern: Nicht mehr lang und die Maschinen lösen Weltkriege aus und machen sich die Menschen untertan. Gerade letzteres ist freundlich formuliert Nonsens! Unsere Aufgabe ist es, sich diesen Aussagen entschieden entgegen zu stellen und für eine sachliche Auseinandersetzung sowie breite und verantwortungsbewusste gesellschaftliche Diskussion zu plädieren.
Was kann KI leisten und was nicht?
Die Frage, um die sich nahezu alles dreht ist: Kann und wird KI den Menschen ersetzen?
Nüchtern betrachtet muss man zugeben, dass es bereits jetzt Felder gibt, in denen Maschinen den Menschen "geschlagen" haben und in denen der Mensch vermutlich auch nie wieder besser sein wird, als die Maschine, so z.B. im Schach. Im Kern sind dies also Bereiche, bei denen Datenmengen analysiert werden, um dann zu den gewünschten Ergebnissen zu gelangen. Der Hintergrund: KI kann in deutlich weniger Zeit viel mehr Daten verarbeiten und in eine Lösung umsetzen, als der Mensch.
Man sollte auch unbedingt betrachten, was die menschliche Intelligenz von der Künstlichen Intelligenz im Wesentlichen unterscheidet. Die menschliche Intelligenz setzt sich zusammen aus kognitiver Intelligenz, emotionaler Intelligenz, senso-motorischer Intelligenz und der sozialen Intelligenz. Darüber hinaus ist der Mensch in der Lage diese verschiedenen Aspekte miteinander zu verbinden, also zu fusionieren. Gerade hieran scheitern Maschinen noch, dies kann jeder eindrucksvoll erleben, der schon mal ein Fußballmatch von Robotern gesehen hat.
Bildung als ein zentrales Thema für den Umgang mit KI
Gerade das Wissen über all das, was uns Menschen von KI unterscheidet, muss uns in der Bildung dazu leiten, dass wir neben einer guten Neben einer soliden technischen Grundausbildung in den Schulen, ist es auch wichtig, die Lehre auf das auszurichten, was uns Menschen von KI unterscheidet. So können wir verantwortungsbewusst mit technischen Systemen umgehen.
In den vorgenannten Themenstellungen können wir unseren Kinder nicht beibringen, schlauer als Maschinen zu sein; wir können Ihnen nur beibringen, anders als Maschinen zu sein. Darüber hinaus sollten wir versuchen, ihnen eine solide technische Ausbildung mit auf den Weg zu geben.
Der Nachwuchs muss für die Zukunft befähigt werden
Das alles mit dem Ziel, dass der Nachwuchs befähigt wird, verantwortungsbewusste Entscheidungen für den Einsatz und den Umgang mit KI in der Zukunft zu treffen.
So wird man sich leicht tun, wenn es um die Entscheidungen geht, die zum Wohle von Menschen durch KI getroffen werden, wie zum Beispiel in der Medizin, wo Systeme mit KI bereits heute besser als Menschen CT-Bilder analysieren können. Anders sieht es sicherlich bei der Frage aus, welche Daten der Staat von seinen Bürgerinnen und Bürgern mit welchem Ziel erfasst und vor allem für was er diese benutzen will.
Wie wird sich die digitale Transformation in den Curricula im Pflichtbereich der Ingenieur*innen-Ausbildung niederschlagen? Dies ist zweifellos ein wichtiger Punkt, der nach den Ergebnissen der VDI-Studie „Ingenieurausbildung für die Digitale Transformation“ auch zu Tage bringt, dass sich Studierende und Berufseinsteiger nicht ausreichend durch digitale Fachinhalte auf die Arbeitswelt vorbereitet fühlen. Dieser Handlungsbedarf kann und muss herunter gebrochen werden auf die unterschiedlichen Ebenen der schulischen Ausbildung. Es ist zwingend erforderlich, die vorhandenen Mittel für die Bildung in diesem Bereich anhand eines Masterplans zu strukturieren und zu kanalisieren und dies deutlich über die bloße Gewährung von Geld hinaus.
Eine Strategie – und damit auch eine Bildungsstrategie – setzt die Analyse der Ist-Situation, die Beobachtung der Wettbewerber*innen und des Marktes, die Erstellung eines Zielbildes sowie die Definition der Schritte zur Erreichung dieses Zielbildes voraus. Gerade dies ist zum einen eine Schwachstelle in der Strategie für „Künstliche Intelligenz der Bundesregierung“ sowie im „Digitalpakt Schule“, dessen mühsames Entstehen wir zu Beginn dieses Jahres alle live miterleben durften. Die Strategie kann und darf künftig nicht mehr an Ländergrenzen enden.
Der VDI setzt sich dafür ein, dass mit technischen Systemen, dies gilt auch für technische Systeme mit KI, grundsätzlich auf Basis einer guten Ausbildung verantwortungsbewusst umgegangen wird. Daher bietet er mit seinen Nachwuchsaktivitäten beginnend mit dem VDIni Club (4-12 Jahre), über den VDI-Technikfonds, die Zukunftspiloten (12-18 Jahre) bis hin zu den Netzwerken der Studenten und Jungingenieure sowie der VDI GaraGe Leipzig als außerschulischem Lernort im Bereich MINT ein breites bundesweites Angebot.
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