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Burghilde Wieneke-Toutaoui zum Internationalen FrauentagKompetenz wird oftmals nicht anerkannt
Frau Professorin Wieneke-Toutaoui, bitte stellen Sie sich doch kurz vor …
Ich bin 1958 im Münsterland geboren, habe an der TU Berlin Maschinenbau-Fertigungstechnik studiert und 1987 über ein Simulationssystem für die Ablaufplanung promoviert. 1990 wurde ich Professorin im Fachbereich Maschinenbau an der Beuth Hochschule für Technik, wo ich in der turbulenten Zeit der Umwandlung der Diplom-Studiengänge als Vizepräsidentin aktiv war. 2013 wurde ich als Präsidentin an die Technische Hochschule Brandenburg berufen. Nunmehr pensioniert, studiere ich an der Humboldt Universität zu Berlin Regionalwissenschaften.
Warum ist der Internationale Frauentag wichtig?
Der Internationale Frauentag ist gerade in diesen Zeiten der Pandemie wichtig. In den letzten Monaten ist deutlich geworden, dass es zwar viele Frauen gibt, die aktiv im Berufsleben stehen und auch in der Forschung ihren Beitrag zur Entwicklung leisten, dass aber insbesondere Frauen durch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in ihrer Berufstätigkeit behindert werden, da sie durch die familiären Aufgaben beansprucht sind.
Gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Es hat sich also immer noch nicht viel geändert?
Die binären Rollenvorstellungen sind immer noch zementiert. Ohne großen Aufschrei wird hingenommen, dass die Vereinbarkeit von Familienpflichten und beruflicher Tätigkeit als individuelle Aufgabe der Kolleginnen angesehen wird und nicht als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu kommt die Tatsache, dass Frauen und insbesondere auch Frauen, die als nichtweiß gelesen werden, auch ohne Familienpflichten immer noch oft als Fremdkörper insbesondere in männerdominierten Fachgebieten gesehen werden. Innerhalb dieser wird ihre Kompetenz oftmals nicht anerkannt.
Wie schätzen Sie den Wert des Internationalen Frauentags ein?
Tage wie dieser reichen nicht aus. Es braucht ein kontinuierliches gemeinsames Zusammenwirken von Frauen und Männern, um sich der unsichtbaren Barrieren bewusst zu werden und gerade für Mädchen eine gleichberechtigte Zukunft zu gestalten.
Was ist Ihre Motivation, sich im VDI für Frauen im Ingenieurberuf zu engagieren?
Seit den 1990er-Jahren bin ich sowohl im Bezirksverein Berlin-Brandenburg als auch im Netzwerk Frauen im Ingenieurberuf des VDI aktiv. Mein Traum ist es, dass wir gemeinsam erreichen, dass für Frauen der Ingenieurberuf genau so normal ist wie für die Kollegen.
Auf bestehende Ungleichbehandlung aufmerksam machen
Welches sind Ihre Ziele als neue Vorsitzende des Netzwerks?
Wie schon meiner Vorgängerin, Kira Kastell, ist es uns ein Anliegen, Ingenieurinnen als Role Models außerhalb und vor allem auch innerhalb des VDI sichtbar zu machen, etwa durch Vorträge und Podiumsdiskussionen. Die regionalen Arbeitskreise möchte ich bei ihrer Arbeit durch vorgefertigte Formate unterstützen. Hierzu gehören Webinare, Folienpräsentationen und Filme, die allesamt als Basis für Diskussionen dienen. Daneben möchten wir gemeinsam mit anderen Verbänden respektive Vereinen und dem Frauenrat auf bestehende Ungleichbehandlung wie dem Gender Pay Gap aufmerksam machen. Zudem möchte ich neue digitalisierte Arbeitsformen auf die Konsequenzen für die Ingenieurinnen-Arbeit untersuchen.
Interview: Tina Schaafs
Und, Interesse an einer VDI-Mitgliedschaft? Hier finden sich alle Informationen.
Aber wozu eine Mitgliedschaft im VDI? Hier eine charmante Antwort unseres Präsidenten!
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