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Das Wetter meinte es am 23. September 1923 nicht gut mit der Festgesellschaft: Im strömenden Regen, so wusste die lokale Tageszeitung am Folgetag zu berichten, fand die Enthüllung der Gedenktafel am Geburtshaus von Max Eyth statt. Zahlreiche Ehrengäste konnte der Stadtschultheiß Andreas Marx in Kirchheim unter Teck begrüßen; darunter führende Vertreter der Württembergischen Staatsregierung, Vorstände der Zentrale für die Landwirtschaft und des Landesgewerbeamts sowie der Rektor der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim. Der VDI war durch seinen Direktor Conrad Matschoß vertreten.
Die vom VDI finanzierte Gedenktafel verdient schon allein deshalb besondere Erwähnung, weil sich zu diesem Zeitpunkt aufgrund der galoppierenden Inflationen alle Kalkulationen als Makulatur erwiesen und auch der VDI mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Von der beständigen Qualität der Gedenktafel hat sich Dr. Andreas Herrmann von der Max-Eyth-Gesellschaft noch vor Kurzem selbst überzeugt.
Philosophie? Oder lieber Theologie?
Max Eyth, der am 06. Mai 1836 in Kirchheim unter Teck geboren wurde, startete seine Berufslaufbahn unspektakulär und wenig vielversprechend. Eine erste Mechaniker-Lehre wurde nach wenigen Wochen beendet. Die Arbeit erschien ihm zu eintönig, was seinen Lehrherren nicht verborgen blieb. Hätte er doch lieber in die Fußstapfen seines Vaters treten und Philosophie und Theologie studieren sollen?
Zum Glück für die Technik landete er mit seinem zweiten Berufsversuch bei Gotthilf Kuhn, einem Unternehmer und späteren VDI-Vorstandsmitglied. Dieser schickte seinen Schutzbefohlenen nach absolvierter Ingenieurausbildung auf eine Erkundungsreise – heutzutage würde man es Industriespionage nennen. Zwanzig Jahre stand er im Dienst der englischen Firma Fowlers. Hier führt er als Pionier die neue Dampfpflugkultur in aller Herren Länder ein.
Das landwirtschaftliche Maschinenwesen fördern
Auch in seinem Heimatland nicht untätig, gründete Max Eyth 1885 mit einem Mitstreitenden die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft. Bereits zwei Jahre zuvor forderte Eyth, der 1869 mit der Mitgliedsnummer 754 dem VDI beigetreten war, auf dessen Hauptversammlung die deutschen Ingenieure dazu auf, das landwirtschaftliche Maschinenwesen zu fördern und zu stützen.
Diese Unterstützung äußerte sich zunächst darin, dass in den Folgejahren zahlreiche Fachbeiträge zum Thema Landwirtschaft in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure veröffentlicht wurden. Insbesondere Eyth erwies sich dabei als eifriger Literat. Mit seiner humanistischen Bildung schlug er den Bogen von der Technik zur Literatur, wie seine literarischen Werke, beispielsweise DerSchneider von Ulm und Hinter Pflug und Schraubstock, bezeugen.
Zahlreiche Ehrungen und Würdigungen
Max Eyth erhielt zu Lebzeiten und nach seinem Tode im Jahr 1906 zahlreiche Ehrungen und Würdigungen. Allein der VDI verlieh ihm ein Jahr vor seinem Tod mit der Grashof-Denkmünze die höchste Auszeichnung des Vereins und benennt seinen agrartechnischen Fachbereich, eine Gedenkmünze und einen Nachwuchsförderpreis nach ihm.
Viele bedeutende Agrartechniker waren und sind im VDI vertreten; zu nennen wären da beispielsweise Gustav Fischer, Bernard Krone und August Ventzki. Der Spitzenplatz aber dürfte Max Eyth auf lange Zeit auch weiterhin sicher sein. Er sorgte schließlich wie kein Zweiter dafür, dass die Agrartechnik ihren festen Platz beim VDI hat.
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