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Herr Metzger, wenn Fußballspieler um den Ball kämpfen, zerren sie dabei nicht selten am gegnerischen Trikot. Warum können die Spieler sicher sein, dass nicht plötzlich der Stoff reißt oder eine Naht platzt?
Damit so etwas nicht passiert, testen wir in unserem Labor in Leipzig die Qualität von Fußballtrikots. Wir machen allerdings nicht nur einen Reißtest. Wir prüfen zum Beispiel auch, ob der Stoff abfärbt, wenn ein mechanischer Finger immer wieder über ihn reibt, oder ob sich die Maße des Trikots nach mehreren Waschgängen verändern.
Die Trikots landen doch meistens gar nicht in der Waschmaschine. Oft streifen die Profis bei jedem Einsatz ein neues über.
Das mag sein. Aber die Hersteller und Vereine verkaufen die Trikots auch als Merchandise-Artikel an Fans. Dieses Geschäft ist eine riesige Einnahmequelle für Vereine und Hersteller. Minderwertige Qualität kann sich daher niemand erlauben, Schadstoffe genauso wenig. Deshalb prüfen wir, ob die Trikots schädliche Substanzen enthalten.
Im Check: etwa 30 bis 40 Substanzen
Welche könnten das sein?
Wir testen die Trikots in unserem Labor in Köln auf etwa 30 bis 40 Substanzen. Darunter sind zinnorganische Verbindungen. Sie sind giftig für den menschlichen Körper und schwächen seine Abwehrkräfte. Weichmacher bringen die Hormone des Menschen durcheinander und schaden dem Nervensystem. Optische Aufheller verleihen dem Trikot zwar strahlende Farben, sorgen unter Umständen aber für eine allergische Reaktion. Wir prüfen die Trikots auch auf minderwertige Azofarbstoffe, die krebserregend sein können.
Wie läuft ein Test auf Schadstoffe genau ab?
Zuerst zerschneiden wir die Prüfmuster der Trikots in kleine Stücke. So komisch es klingt: Trotz aller Technik funktioniert es am besten, die Trikots per Hand mit der Schere klein zu schneiden. Das hat sich gezeigt, nachdem wir mehrere Methoden ausprobiert haben. Zuerst suchen wir nach gefährlichen Farbstoffen. Dafür extrahieren wir die Stoffprobe mit Lösungsmitteln.
Die Trikotproduktion wird immer aufwendiger ...
Und wie finden Sie heraus, ob andere Schadstoffe im Trikot stecken?
Dafür untersuchen wir Extrakte aus dem Stoff in einem Chromatografen. Er verrät uns, ob schädliche Inhaltsstoffe in der Probe enthalten sind. Je nach Substanz, die wir suchen, setzen wir entweder einen Flüssigkeits- oder einen Gaschromatografen ein.
Wer gehört zu den Kunden von TÜV Rheinland?
Wir haben zum Beispiel bereits die Trikots der Bundesligavereine Fortuna Düsseldorf, 1. FC Köln und VFB Stuttgart untersucht.
Die Trikotproduktion wird immer aufwendiger und technischer. Inwiefern macht das die Prüfung schwieriger?
Diese Trikots werden heutzutage aus Polyester – in der Regel Endlosfäden – hergestellt. Wenn man hochwertige Trikots haben will, dann handelt es sich in der Regel um Mikrofasern. Als Mikrofasern werden gemäß Konvention Fasern bezeichnet, die feiner sind als ein dtex. Das bedeutet, dass 10.000 Meter einer solchen Mikrofaser maximal ein Gramm wiegen. Das ist deutlich weniger als ein Menschenhaar. Im Falle von Endlosfäden sind davon sehr viele solcher sogenannten Filamente in einem Faden vereinigt, der dann zum Trikot verarbeitet wird. Dadurch ist die Kapillarwirkung sehr groß, wodurch Schweiß sehr schnell von der Haut an die Oberfläche des Trikots transportiert wird und verdunsten kann. Unter tropischen Bedingungen erfolgt die Verdunstung wegen der hohen Umgebungstemperaturen und der meist hohen Luftfeuchtigkeit deutlich langsamer. Man kann deshalb das Aufnahmevermögen von Schweiß dadurch steigern, indem man den Filamenten statt eines normalerweise nahezu runden Querschnittes spezielle Profile gibt oder auch chemische Modifikationen vornimmt. Dies erschwert die von uns vorgenommenen Prüfungen dadurch allerdings nicht.
Interview: Stefanie Drückler
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