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Die Hauptuntersuchung eines eigenen PKWs und der VDI – wie passt das zusammen?
Philip M. Fleischmann, esz AG: Sehr gut, denn die Überwachungsorganisationen TÜV, DEKRA und Co. müssen die bei der amtlichen Überprüfung von Fahrzeugen eingesetzten Messgeräte, die Prüf- und Messmittel, nach den Anforderungen der DIN EN ISO/IEC 17025 regelmäßig kalibrieren. Und genau an diesem Punkt kommt das Leistungsspektrum des VDI ins Spiel. Denn die DIN EN ISO/IEC 17025 setzt dokumentierte Verfahrensbeschreibungen voraus, die sicherstellen, dass Kalibrierungen vergleichbar und reproduzierbar durchgeführt werden. Um das bestehende Regelwerk zur Kalibrierung von HU-Prüf- und Messmitteln zu ergänzen, erarbeitet die VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, kurz FVT, die nötigen harmonisierten Grundlagen.
Welchen Beitrag leistet die amtliche Hauptuntersuchung von Fahrzeugen zur Verkehrssicherheit?
Dr. Malte Sommer, TÜV NORD Mobilität: Die amtliche Hauptuntersuchung von Fahrzeugen nach Paragraf 29 der Straßenverkehrszulassungsordnung ist seit 1951 eines der wichtigsten Werkzeuge in Deutschland zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit und Umweltfreundlichkeit. Durch die regelmäßige technische Überwachung unparteilicher und unabhängiger Überwachungsorganisationen, lassen sich Mängel frühzeitig erkennen. Daraus resultiert, dass Unfälle im Straßenverkehr heutzutage selten auf technisches Versagen zurückzuführen sind. Dazu hat die Europäische Union mit der Richtlinie 2014/45/EU eine einheitliche Regelung für die Durchführung von periodisch technischen Inspektionen geschaffen, die in nationalen gesetzlichen Verordnungen für die Durchführung der Haupt- und Abgasuntersuchung umgesetzt wurde. Unter anderem umfasst sie Anforderungen an die im Rahmen der HU eingesetzten Prüf- und Messmittel. Denn nur wenn die eingesetzten Messgeräte die richtigen Werte anzeigen, ist der Sachverständige in der Lage eine korrekte Hauptuntersuchung durchzuführen.
Unabhängige Labore kalibrieren regelmäßig die Prüf- und Messmittel
Wie werden die bei der HU eingesetzten Prüf- und Messmittel überwacht, um die korrekte und einheitliche Durchführung der HU zu gewährleisten?
Dr. Frank Strehle, DEKRA: Alle im Zusammenhang mit der technisch, periodischen Fahrzeugüberwachung eingesetzten Prüf- und Messmittel, die eine amtlich anerkannte Überwachungsorganisation verwendet, sind in der Anlage VIIId der StVZO festgelegt. Um die Zuverlässigkeit der eingesetzten HU-Mess- und Prüfmittel zu erreichen, werden diese regelmäßig von unabhängigen Laboren kalibriert. Der Nachweis über eine valide Kalibrierung von HU-Prüf- und Messmitteln wird durch einen Kalibrierschein dokumentiert. Die angewendeten Kalibrierverfahren basieren auf allgemein anerkannten Regelwerken wie Normen, Richtlinien und gesetzlichen Regelungen. Die Deutsche Akkreditierungsstelle, kurz DAkkS, bestätigt und überprüft die Kompetenz der Labore sowie die korrekte Anwendung der Regelungen in regelmäßigen Abständen.
Wie kann der VDI bei diesem Thema unterstützen?
Dr. Malte Sommer: Durch die Initiative des Verbands der Technischen Überwachungs-Vereine und des VDI konnte ein breitgefächertes Gremium aus Fachexperten der Überwachungsorganisationen, der Hersteller, unabhängigen Kalibrierlaboren, des Kfz-Gewerbes und Mitarbeitern der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und dem Deutschen Kalibrierdienst gegründet werden. Im Rahmen der durch dieses Gremium entstehenden Richtlinienreihe VDI/DKD 5901 ist eine Entscheidungsregel definiert worden, die die Einheitlichkeit bei der Konformitätsbewertung der Kalibrierung im Kraftfahrwesen sicherstellen soll. Zusätzlich entstehen fachlich-technisch fundierte Kalibrieranweisungen für ausgewählte Prüf- und Messmittel, die speziell im Rahmen der HU eingesetzt werden. Dadurch kann ein einheitliches Vorgehen bei akkreditierten Kalibrierungen im Kraftfahrwesen sichergestellt werden. So ist die VDI-Richtlinie in diesem Fall ein wesentlicher Baustein, um die technische Sicherheit der Fahrzeuge auf den Straßen zu gewährleisten.
Interview: Dipl.-Ing. Christof Kerkhoff, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik
Hinweis
Unsere drei Interviewpartner sind Mitglieder in dem Gremium VDI/DKD 5901 Blatt 1. Dr. Frank Strehle ist zudem Vorsitzender.
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