Rubriken
Eine gute und technisch ausgereifte, medizinische Betreuung wird immer wichtiger. Denn die wachsende Weltbevölkerung sowie die demografische Entwicklung verlangen danach. Gleichzeitig eröffnen sich in der Medizin neue Möglichkeiten, die sich stark auf den technischen Fortschritt stützen, so zum Beispiel Hochleistungsprothesen oder Orthesen, wie künstliche Exoskelette.
Wer soll diesem stetig steigenden Bedarf Rechnung tragen, wenn nicht gut ausgebildete, hoch qualifizierte Ingenieurinnen und Ingenieure, die sich sicher zwischen Medizin und Ingenieurwesen bewegen? Genau hier, an dieser besonderen Schnittstelle, setzt das Berufsbild „Biomedical Engineering“ an.
Technik und Medizin in einem Studiengang
Einige (Fach)Hochschulen respektive Universitäten nennen den entsprechenden Studiengang (Bio)Medizinische Technik oder Medizintechnik. Die Studieninhalte umfassen die klassischen Naturwissenschaften, darunter Chemie, Biologie und Genetik und werden ergänzt durch Verfahrenstechniken, Mathematik und Programmierung, die hinter den medizinischen Geräten stecken. Genauso vielseitig wie das Studium, so spannend sind die späteren beruflichen Möglichkeiten. Das weiß auch VDI-Mitglied Dr. Melanie Zimmermann aus eigener Erfahrung. Sie hat sich für den Studiengang Biomedical Engineering entschieden, weil er Technik und Medizin vereint - das sind genau die beiden Felder, die sie am meisten interessieren.
„Mit meiner Arbeit rette ich Menschenleben“
„Es ist ein Bereich der sich stetig weiterentwickelt, und es wird immer Fortschritt geben. Indem wir neue Medizinprodukte oder medizinische Verfahren beziehungsweise Methoden entwickeln, unterstützen wir Erkrankte auf eine andere Art und Weise, als es das medizinische Fachpersonal tut.“ Melanie Zimmermann arbeitet heute in einem Medizintechnikunternehmen, das sein Wissen und seine Forschungsergebnisse für die Entwicklung von Produkten im kardiovaskulären Bereich nutzt.
Ihr Job als Product Managerin (upstream), ist für sie besonders erfüllend, weil sie weiß: „Mit meiner Arbeit rette ich Menschenleben. Das mache ich mir täglich bewusst, und es gibt mir ein sehr gutes Gefühl.“ Vor allem die Zusammenarbeit mit dem medizinischen Fachpersonal bei der Entwicklung von Medizinprodukten mache ihr Spaß. „Ärztinnen und Ärzte haben eine andere Sprache als wir Ingenieurinnen und Ingenieure. Dadurch gibt es immer wieder mal Herausforderungen bei der Übersetzung, denen ich mich gerne stelle, damit auch später das gewünschte Medizinprodukt in der Klinik zur Verfügung steht.“
Karrieremöglichkeiten in der Industrie, an Kliniken und Hochschulen
Das Spektrum der Produkte und Anwendungen, die von Ingenieurinnen und Ingenieuren für Medizintechnik entwickelt und konstruiert werden, ist breit: Es reicht von Implantaten und Pro- und Orthesen über chirurgische Instrumente bis zu bildgebenden Verfahren, wie der Magnetresonanz- oder der Kernspintomographie. Laut Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums wurden in der Medizintechnik deutschlandweit bisher 400.000 Medizinprodukte entwickelt.
Doch Ingenieurinnen und Ingenieure für Medizintechnik können ihren Beruf nicht nur in der Industrie ausüben, wo sie ihr Wissen bei der Entwicklung, im Produktmanagement und im Vertrieb einbringen. Sind sie in Kliniken angestellt, so umfasst ihr Aufgabengebiet das technische Management, das heißt, sie beschaffen die medizintechnische Ausstattung, warten die vorhandenen Geräte und unterstützen das medizinische Fachpersonal bei der sicheren Bedienung. Außerdem entwickeln sie Methoden zur Steuerung der Geräte, um Diagnosedaten sowie medizinische Messwerte zu erfassen, aufzubereiten und verknüpfen zu können. Die dritte Möglichkeit zur Berufsausübung bieten Universitäten und Hochschulen. Hier können Experten für Medizintechnik forschend oder lehrend tätig sein.
Zukunftsreiches und sicheres Berufsbild
Doch egal, wo die studierten Medizintechnik-Fachleute später ihren Traumjob finden, die Karrieremöglichkeiten können sich überall sehen lassen. Und auch Melanie Zimmerman hat noch Einiges vor: „Vor kurzem habe ich meine Doktorarbeit in Humanwissenschaften abgeschlossen. Hierauf bin ich unglaublich stolz!“, gibt sie gerne zu. Bereits als Dozentin an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart und der Eberhard Karls Universität in Tübingen tätig, schließe sie auch eine Medizintechnik-Professur zukünftig für sich nicht aus. „Mit Blick in die Industrie habe ich auf jeden Fall großes Interesse, mich in Aufsichtsratsgremien einzubringen und die Medizintechnikindustrie mitzugestalten. Ich bin offen und lasse mich überraschen, wo mich das Leben hintreibt.“ Eines ist jedoch bereits jetzt sicher: Melanie Zimmermann hat sich für ein zukunftsreiches und sicheres Berufsbild entschieden. Ein Studienabschluss in Biomedical Engineering macht eben vieles möglich.
Weiterführende Informationen
Biomedizinische Studiengänge bieten deutschlandweit unter anderem folgende Fachhochschulen und Universitäten an:
- RWTH und FH Aachen
- HS Anhalt
- FH Dortmund
- HS Furtwangen
- HAW Hamburg
- Uni Heidelberg
- TU Ilmenau
- HS Kaiserslautern
- TH Lübeck
- TU München
- FH Münster
- Ostbayerische TH Regensburg
- Uni Rostock
- HTW Saarland
- Eberhard Karls Uni Tübingen
Der biomedizinische Bachelor umfasst die Studieninhalte Werkstoffe und Design in der Medizintechnik, Regelungs- und Elektrotechnik, Bildverarbeitung und Bildgebung (MRT, EKG), Medizinische Optik und Projektmanagement.
Im späteren Verlauf des Studiums können verschiedene Wahlpflichtmodule ausgewählt werden, unter anderem Hörtechnik, Technische Dokumentation, Virologie und Immunologie, Pflanzenbiotechnologie sowie Gesundheitsmanagement.
Im Masterstudiengang wird die Studienstruktur breiter gefächert. Die Veranstaltungen verteilen sich gleichmäßiger auf die unterschiedlichen Facetten der Biomedizin: Medizinische Grundlagen, Naturwissenschaften, IT, Mathematik, Wirtschaft und Recht.
Um ihre Zukunftschancen brauchen sich Absolventinnen und Absolventen dieses Studiengangs keine Sorgen zu machen: Der Gesundheitsmarkt und insbesondere die Medizintechnik entwickeln sich zu stabilen Eckpfeilern, nicht nur der deutschen Wirtschaft. Jobs bieten Medizintechnikunternehmen, genau wie Kliniken und Hochschulen im In- und Ausland.
Durchschnittliches Jahres-Einstiegsgehalt: ab ca. 50.000,- Euro (Quelle: https://www.ingenieur.de/karriere/gehalt)
Kommentare
Inzwischen haben 4 Leser einen Kommentar hinterlassen.Hallo Herr Kätzel,
danke für Ihren Hinweis: ich habe die TU Ilmenau jetzt noch ergänzt - auch wenn über der Liste der Fachhochschulen und Universitäten bewusst "....unter anderem ..." steht und diese daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Beste Grüße
Alice Quack
Hallo Frau Quack,
Warum haben Sie in Ihrer Aufzählung der anbietenden Schulen die TU Ilmenau vergessen?
Dort können Sie ebenfalls den Studiengang "Biomedizinische Technik" wählen.
Sowohl Bachelor- als auch Master-Studiengänge werden angeboten.
https://www.tu-ilmenau.de/studium/vor-dem-studium/studienangebot/bachelorstudiengaenge/biomedizinische-technik-b-sc
Der Studiengang hat Tradition und wird seit 1953 angeboten.
https://www.tu-ilmenau.de/universitaet/fakultaeten/fakultaet-informatik-und-automatisierung/profil/institute-und-fachgebiete/institut-fuer-biomedizinische-technik-und-informatik.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Kätzel
Lieber Herr Professor Schmidt,
nach Rücksprache mit unserem VDI-Arbeitsmarktexperten kann ich Ihnen mitteilen, dass wir im Rahmen unserer Berichterstattung über den Ingenieurarbeitsmarkt nicht einzelne Ingenieurberufe betrachten, sondern inzwischen neun Ingenieurberufskategorien, die die wesentlichen Ingenieurberufe zusammenfassen. Prognosen über die Arbeitsmarktentwicklung für einzelne Ingenieurberufe geben wir dementsprechend nicht ab, insbesondere da man – wie in dem Fall eines/einer Sportingenieur*in – neben der Kleinteiligkeit auch die Frage der Abgrenzung zu anderen Ingenieurberufen beantworten müsste.
Vielleicht hilft Ihnen die Seite https://www.ingenieur.de/karriere/ ein bisschen weiter.
Beste Grüße
Alice Quack
Liebe Frau Quack,
Ihren Artikel über die Kombination von Medizin und Technik habe ich gern gelesen. Ich bin auf der Suche nach Arbeitsmarktprognosen für Sportingenieure, also eher die Kombination aus Sport und Technik. Können Sie mir sagen, wie ich an Zahlen kommen könnte?
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Schmidt
_________________
Prof. Dr. Andreas Schmidt
Technische Universität Clausthal
Diskutieren Sie mit uns