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Mit ihrem Beitritt im Jahr 1925 gilt offiziell Ilse Knott-ter Meer als erstes weibliches VDI-Mitglied. Sie hatte in den 1920er-Jahren an den Technischen Hochschulen in Hannover und München Maschinenbau studiert und war damit eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Ingenieurstudium mit Diplom abschloss.
Nach ihrer Heirat mit dem diplomierten Elektroingenieur Carl Knott erschienen sowohl Frau Knott-ter Meer als auch die Männerbastion Verein Deutscher Ingenieure moralisch gefestigt genug, diese neuartige, wenn nicht gar revolutionäre Verbindung einzugehen. Die Gründung des VDI lag zu diesem Zeitpunkt immerhin bereits 69 rein männliche Jahre zurück.
Das sagt die Online-Enzyklopädie britannica.com über Kate
Knapp 20 Jahre vorher wurde seitens des VDI der Beitritt eines ersten weiblichen Mitglieds zur „American Society of Civil Engineers“ noch mit einem gewissen schaurigen Interesse beobachtet. Vermutlich wurde die männliche Form in der Satzung des VDI nicht als generisches Maskulinum verstanden.
Die offizielle Darstellung des VDI, dass 1925 erstmals eine Frau als Mitglied aufgenommen wurde, darf man allerdings kritisch hinterfragen. In der Online-Enzyklopädie britannica.com befindet sich ein Eintrag über die Amerikanerin Kate Gleason, die 1913 dem Verein Deutscher Ingenieure beigetreten sein soll: „She was awarded memberships in the Verein Deutscher Ingenieure in 1913 and the American Society of Mechanical Engineers in 1914, in both cases as the first woman ever so honoured“.
Was sich wohl der zuständige VDI-Beamte gedacht hat?
Gestützt wird diese Darstellung vom VDI-Mitgliederverzeichnis vom Folgejahr. Dort findet sich unter den Mitgliedern, die keinem Bezirksverein angehören, ein Ingenieur [sic!] namens Kate Gleason, Direktor der Gleason-Werke, aus Rochester im Staat New York. Was sich der zuständige VDI-Beamte – so hießen die VDI-Mitarbeiter damals – bei der Registrierung von Frau Gleason gedacht hat, lässt sich mangels lebender Zeitzeugen leider nicht mehr ermitteln. Der nahende Erste Weltkrieg bereitete der Beziehung jedenfalls ein jähes Ende.
Kate Gleason (1865–1933) war die Tochter eines Maschinenbau-Unternehmers. Bereits im Kindesalter brachte sie sich in das Familienunternehmen ein. Später war Kate unter anderem für die Finanzen zuständig. 1913 verließ sie die Gleason-Werke und leitete danach zahlreiche weitere erfolgreiche Projekte. So bewahrte sie bereits 1914 ein anderes Unternehmen vor dem Konkurs. Später baute sie mithilfe von überwiegend ungelernten Arbeitern standardisierte Häuser zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ihrer Heimatstadt.
Wohltätigkeitsorganisationen haben profitiert ...
Kate Gleason starb 1933 unverheiratet und kinderlos. Dies hatte zur Konsequenz, dass sie verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen ein Vermögen von fast 1,5 Millionen Dollar hinterließ.
Frauen im Ingenieurberuf sind glücklicherweise keine Exoten mehr.
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