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Bei der Analyse stelle ich dann fest, dass die Stellenanzeige zwar gelesen, aber nicht verstanden wurde. Insbesondere Berufseinsteiger oder diejenigen, die erstmalig den Arbeitgeber wechseln möchten, haben keine oder eine zu geringe Erfahrung, die Stellenanzeige richtig zu lesen und zu verstehen.
Die Reihenfolge der Hauptpunkte in einer Stellenanzeige variieren. Mal stellt sich das Unternehmen zuerst vor und dann folgen die Voraussetzungen. Gelegentlich stellt sich das Unternehmen erst am Ende vor. Für den Erfolg einer Bewerbung zählen nur die Inhalte, nicht der Aufbau. Der Bewerber sollte immer davon ausgehen, dass sich das Unternehmen in der Anzeige mit schön klingenden Phrasen von der besten Seite zeigt und die zu besetzende Position absolut erstrebenswert ist.
Keiner wirbt mit seinen Schwächen
Kein Unternehmen wird mit den Schwächen werben wie „stehen kurz vor der Pleite“, „haben einen Patriarchen als Chef“, „drei Vorgänger haben in der Probezeit von sich aus gekündigt, weil das Betriebsklima schlecht ist“ ... Ich gehe nicht näher auf die Formulierungen ein, die das Unternehmen nutzt, um den offenen Arbeitsplatz zu beschreiben. Denn weniger als fünfzig Prozent der Unternehmen bieten wirklich gute, ehrliche und aussagefähige Beschreibungen über das eigene Unternehmen und die zu besetzende Position. Mein Schwerpunkt liegt hier in den Anforderungen des künftigen Mitarbeiters. Keine Schwierigkeiten bereitet es dem Leser Job-Titel, Position und die Art der Beschäftigung wie Voll- oder Teilzeit und Befristung zu verstehen.
Die Qualifikationen müssen stimmen
Das Dilemma fängt bei den Voraussetzungen an. Hier werden von dem Unternehmen die Muss-Qualifikationen klar aufgezählt. Bei den meisten Stellenanzeigen sind drei bis fünf Punkte, manchmal auch mehr aufgeführt. Typischerweise werden hier Formulierungen wie folgt gebracht:
- Voraussetzungen sind…
- Wir erwarten …
- Sie bringen mit…
- … setzen wir voraus
- … sollten Sie erfüllen
- …sind unbedingt erforderlich
Hierbei stehen die Punkte in der Reihe der Wichtigkeit, das heißt sollte ein Kandidat etwa die ersten vier von den fünf aufgezählten Voraussetzungen gut erfüllen, dann könnte eine Bewerbung noch sinnvoll erscheinen. Bevor aber in einem solchen Fall die Bewerbung erstellt wird, sollte man sich sehr gut überlegen, ob die fehlende Qualifikation (Voraussetzung) etwas sehr Seltenes ist oder ob die geforderte Qualifikation in der genannten Kombination am Arbeitsmarkt häufig vorkommt. Im letzteren Fall wäre eine Bewerbung sehr wahrscheinlich erfolglos.
Richtig lesen hilft weiter
Sollten hingegen zum Beispiel die ersten beiden aufgeführten Punkte einer Stellenanzeige nicht erfüllt sein, dann ist eine schnelle Absage sehr wahrscheinlich. Bei einer fehlenden Qualifikation ist auch immer zu berücksichtigen, ob diese von einem selbst schnell erlernt werden kann, weil man etwas Ähnliches bereits vorzuweisen hat oder ob es etwas völlig Neues ist und es lange dauern würde bis diese Qualifikation, Voraussetzung oder Erfahrung vorhanden sein würde.
Häufig wird der Zusatz bei der Tätigkeit „… mit drei bis fünfjähriger Berufspraxis“ von den Bewerbern ignoriert, und ein Absolvent bewirbt sich. Bestenfalls wird dann auf ein Praktikum im Studium verwiesen. Das reicht dem Unternehmen nicht, denn hier wird eine Person gesucht, die mit der geforderten Berufserfahrung allein und selbstständig nach kurzer betrieblicher Einarbeitung Aufgaben übernimmt.
Nach den „Muss-Anforderungen“ werden in einer Stellenanzeige die „Kann-Bedingungen“ aufgelistet. Gelegentlich sind die Kann-Anforderungen aber mit den Muss-Anforderungen vermischt. In diesem Falle muss der Bewerber sehr genau analysieren, um sich nicht vergeblich zu bewerben.
Typische „Kann-Anforderungen“:
- Wünschenswert sind …
- Idealerweise ist …
- Erwünscht sind …
- ausbaufähige Basis-Kenntnisse in …
- Wenn Sie außerdem mitbringen …
- Hinreichende Erfahrungen in …
- Hilfreich wäre …
Wer bei den unbedingten Voraussetzungen einen Punkt nicht erfüllt, könnte sich aber dennoch bewerben, wenn von den Kann-Anforderungen viele gut bis sehr gut erfüllt sind. Sehr viele unbekannte Firmen bekommen auf Stellenanzeigen derzeit wenige Bewerbungen und sind daher gezwungen von dem „idealen Kandidaten“ abzurücken, um die Position überhaupt besetzen zu können.
... und ab die Post ...
Hinweise zum Einsenden der Bewerbungsunterlagen sollten (müssen) unbedingt beachtet werden. Große Firmen bieten dazu Eingabeformulare an. In keinem Fall sollte man sich darüber hinwegsetzen und eine bunte, dreiseitige Bewerbungsmappe mit der Post senden, um sich individuell zu präsentieren. Um eine solche Bewerbung im Unternehmen zu bearbeiten, fehlt schlicht der Prozess. So bleibt die Bewerbung sehr wahrscheinlich unberücksichtigt. Das Eingabeformular wiederum gibt insbesondere Großunternehmen die Möglichkeit, der standardisierten Selektion mit entsprechender Weiterverarbeitung in der Personal- sowie den Fachabteilungen.
Ist es sinnvoll, sich zu bewerben?
Ein Hinweis wie „Nähere Auskunft kann Ihnen Herr / Frau … geben“ sollten genutzt werden. Wer dann zum Beispiel für den Bewerber drei wichtige Fragen zur Position beantwortet bekommt, kann sich besser entscheiden, ob eine Bewerbung sinnvoll erscheint. Denn Je häufiger sich ein Kandidat auf eine falsche Position bewirbt, desto mehr Absagen wird er bekommen.
Je mehr Absagen ein Kandidat empfängt, desto höher steigt die Frustration und irgendwann könnte Resignation folgen. Nur wenigen Bewerbungen macht ein „Nein“ nichts aus. Daher lieber die „richtige“ Position auswählen und möglicherweise nur eine Bewerbung im Monat oder in der Woche schreiben. Die Chance auf eine Einladung zum Bewerbungsgespräch steigt damit.
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