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Unser Beitrag zum Internationalen Tag der Biologischen VielfaltWildbienen schützen – aber wie?
Den Garten oder Balkon wildbienenfreundlich gestalten – das klingt einfach. Doch wie genau lässt sich das umsetzen? Und welche Möglichkeiten gibt es? Hier die Tipps und praktischen Erfahrungen der Mitarbeiter*innen aus dem Projekt BienABest, dem VDI-Haus und von VDI-Mitgliedern.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Nahrung für Wildbienen bereitzustellen. Doch Wildbienen mögen häufig nur das, was sie auch kennen. Gerade sogenannte Spezialisten sind auf wenige Pflanzenarten spezialisiert und nutzen exotische Pflanzen nicht. Ebenso sind gefüllte Blüten für Wildbienen und andere Blütenbesucher uninteressant, da sie keinen oder nur wenig Pollen und Nektar produzieren oder diese für Insekten unzugänglich sind. Daneben sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt – Pflanzen Sie gezielt heimische Wildpflanzen in Ihrem Garten oder Balkon an!
Daniela Metz hat sich den Sträuchern in ihrem Garten angenommen: „So steht bei uns jetzt unter anderem eine Felsenbirne, ein Schmetterlingsflieder, ein Apfelbaum, wilder Salbei, Johannisbeeren, Himbeeren und noch einiges mehr.“ Auch mit einem Staudengarten bereiten Sie den Wildbienen viel Freude: „Ich habe meinen Garten bienenfreundlich gestaltet. Bei einer Inventur habe ich 87 Stauden, Kräuter und gezielt ausgesäte Wildblumen gezählt, die den Bienen von Februar bis Spätherbst Nahrung bieten. Bei mir summt und brummt es immer.“, berichtet Anke Niebaum. Auch Heike Homann setzt auf Stauden und Sträucher: „Neben einheimischen Wildstauden und Sträuchern sind auch ungefüllte Zierstauden und Rosen gute Pollen- und Nektarquellen.“
Rund 75 Prozent aller Wildbienen nisten im Boden
Bei einem größeren Garten bietet sich auch die Anlage einer Wildblumenwiese an: „Ich habe entlang eines Zaunes zum Nachbargrundstück einen circa 20 Zentimeter breiten Streifen Blumenwiese ausgesät. Das sieht gut aus und lässt sich total einfach umsetzen. Im Rest des Gartens bleibt genug Rasenfläche für die normale Nutzung als Spiel- und Aufenthaltsplatz. Und natürlich kann man wunderbar Bienen, Schmetterlinge und sonstige Insekten beobachten, unter anderem auch eine Holzbiene“, sagt Christian K. Doch auch bei einem kleinen Garten oder auf dem Balkon können Sie aktiv werden: „Wir lassen unsere Küchenkräuter wie Schnittlauch, Thymian und Minze regelmäßig blühen mit schönem Erfolg“, erklärt Christoph Sager. Carsten R. hat zudem eine Badewanne umfunktioniert und bepflanzt.
Nahrung – gut und schön, aber wo nisten die Wildbienen? Rund 75 Prozent aller Wildbienen nisten im Boden, daher helfen herkömmliche Nisthilfen hier nicht groß weiter, erklärt auch Heike Homann: „Insektennistkästen helfen leider nur einigen Wildbienenarten und Solitärwespen, da die meisten Arten im Boden nisten.“ Daher sollten Sie den Fokus auf die bodenbrütenden Wildbienenarten legen und im Garten offene Bodenstellen schaffen, die als Nistmöglichkeit dienen können.
Manchmal suchen sie sich ihren bevorzugten Nistplatz selbst aus
Und manchmal suchen sich die Wildbienen auch selbst ihren bevorzugten Nistplatz aus, dann heißt es, die kleinen Insekten bestmöglich zu unterstützen: „In einem Frühjahr bin ich auf Erdlöcher in einem Rasenstreifen in unserem Garten aufmerksam geworden, über denen viele Insekten kreisten. Die Insekten hielt ich zuerst für Erdwespen. Nach genauerer Recherche wurden diese als verschiedene Solitärbienen identifiziert. Seitdem schützen wir diesen Rasenstreifen und bearbeiten ihn gärtnerisch möglichst wenig“, erläutert Gerald Lechler.
Für hohlraumbrütende Wildbienen können Sie Nistplätze bereitstellen. Neben Totholz und hohlen Pflanzenstängeln von stehengelassenen Pflanzen erlauben es einem künstliche Nisthilfen, die kleinen Flieger aus nächster Nähe zu beobachten: „Ich habe ohne großartigen vorherigen Plan ein Insektenhotel gebaut. Das hat auch gut geklappt – es wurde von den kleinen freundlichen Insekten sehr gut angenommen“, freut sich Daniela Metz.
Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass derartige künstliche Nisthilfen nur von rund zehn Prozent der Wildbienen genutzt werden und es sich bei diesen um die ohnehin häufigen Wildbienenarten handelt. Beim Bau der Nisthilfen gibt es außerdem einiges zu beachten, was wir im Folgenden näher erläutern möchten.
Wildbienen freuen sich auch über Wasserstellen
Verwenden Sie ausschließlich gut abgelagertes, nicht mit Holzschutzmitteln behandeltes Hartholz wie Esche, Eiche oder Buche, da Holz von Weichhölzern die Flügel der Wildbienen verklebt. Bohren Sie ausschließlich in die Längsseite von Holzscheiben (Rindenseite), da ansonsten Risse entstehen und die Flügel der Wildbienen verletzen. Hängen Sie die Nisthilfe an einem sonnigen, regengeschützten Standort auf und bringen Sie gegebenenfalls. ein Netz an – die Nisthilfen sollen schließlich nicht als Buffet für Vögel dienen!
Sind keine Wasserstellen in der Nähe, kann es für Insekten im Sommer schnell heiß werden. Gerade in Hitzesommern wie in den letzten Jahren freuen sich Insekten wie Wildbienen daher auch über Wasserstellen. Carsten R. berichtet von seinen positiven Erfahrungen mit einem Teich: „Wir haben einen 500 Liter Fertigteich neben der Terrasse eingelassen und bepflanzt. Dieses kleine Biotop fasziniert. Abgesehen davon, dass es gerne als Tränke angenommen wird, haben wir hunderte (!) Libellen jedes Jahr. Das ist schier unglaublich. Des Weiteren haben wir seit letztem Jahr Köcherfliegen im Teich. Wir sind gespannt, wie diese sich entwickeln.“
Schonende Pflege und wilde Ecken
Auch für den Balkon oder bei fehlendem Platz hat Carsten R. einen Tipp: „Eine Zinkwanne lässt sich mit Wasser füllen und mit Wasserpflanzen bepflanzen“. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, in Schalen Insektentränken anzulegen: Einfach in eine flache Schale einige Steine legen, zur Hälfte mit Wasser füllen und etwas Moos hinzufügen, damit die Insekten richtig landen können. Das Wasser muss man dann selbstverständlich regelmäßig wechseln.
Sind Nahrungs-, Nist- und Wasserplätze geschaffen, will der wildbienenfreundliche Garten oder Balkon richtig gepflegt werden. Auf Pflanzenschutzmittel wie Herbizide und Insektizide sollten Sie grundsätzlich verzichten. Auch häufiges Mähen des Rasens zerstört die Lebensgrundlage der Wildbienen. Dies berichtet auch Simon S.: „Auf einer Wiese, die nicht sehr früh, sondern erst nach dem Ende der Blüteperiode gemäht wird, ist die Überlebenschance von Wildbienen höher.“ Daneben profitieren die kleinen Flieger auch davon, wenn ein Teil des Gartens der Natur überlassen bleibt.
Dagmar D. beschreibt ihre positiven Erlebnisse mit einer „wilden Ecke“: „Wir haben einen Teil unseres Gartens etwas verwildern lassen, sodass dort ein natürliches Umfeld für Wildbienen, Vögel, aber auch Eichhörnchen etc. entsteht. Belohnt werden wir im Sommer mit hunderten Hummeln, die unsere Büsche bevölkern, mit Bunt- und Grünspechten, Meisen, Buchfinken, Kleibern etc. und natürlich unseren drei Eichhörnchen.“
Mut zum ersten Schritt!
Manchmal erfordert es etwas Arbeit, bis aus dem eigenen Garten ein Wildbienenparadies wird: Wird der Garten vom Vorbesitzer beziehungsweise der Vorbesitzerin übernommen, oder ändert man die eigenen Vorlieben, scheint der Weg zu einem wildbienenfreundlichen Garten oft mühsam. Doch auch dies lässt sich schnell ändern. Daniela Metz beschreibt ihren Weg zum wildbienenfreundlichen Garten so: „Auch bei uns hat das Bewusstsein für den Insektenschutz voll eingeschlagen. Und so habe ich im vergangenen Jahr tatsächlich unseren Garten umgestaltet: Der Vorbesitzer hat es sich einfach gemacht und neben dem klassischen Rasen […] hauptsächlich immergrüne Büsche und Pflanzen angebaut, die nicht blühen. Die Büsche mussten dann letztes Jahr im Herbst dran glauben, denn ich habe bis auf ein paar Ausnahmen die meisten ausgegraben und durch neue insektenfreundliche Büsche und Bäume ersetzt.“
Was habe ich davon?
Wildbienen- und Naturschutz scheinen manchmal ganz schön abstrakt. In internationalen Berichten zum Verlust der Artenvielfalt wird häufig vom Wert der Bestäubung gesprochen oder sogar ganz konkret in Euro beziffert. Laut dem Weltbiodiversitätsrat (IPBES) beträgt der ökonomische Wert der Bestäubungsleistung durch Tiere rund 235 bis 577 Milliarden Dollar im Jahr. Etwas konkreter wird es dann, wenn man sich vorstellt, was uns ohne Bestäuber wie Wildbienen fehlen würde.
Ohne Bestäuber sähe unser Frühstückstisch recht mager aus: Es gäbe keine Früchte wie Blaubeeren, keinen Honig, Kaffee oder Kakao, und auch Produkte wie Eukalyptusholz und Baumwolle sind auf die Bestäubung angewiesen. Doch erst wenn man im eigenen Garten oder Balkon Hand anlegt, wird einem die Faszination der Wildbienen wirklich vor Augen geführt.
Ein wildbienenfreundlicher Garten macht es möglich, die kleinen Flieger aus nächster Nähe zu beobachten und sich von ihrer Vielfalt faszinieren zu lassen: „Ich bin sehr überrascht, wie viele verschiedene Wildbienen, zum Beispiel die schwarze Holzbiene oder die Zottelbiene, bei uns herumschwirren. Diese sind mir zuvor gar nicht aufgefallen. Es macht Spaß, diese im Frühjahr und Sommer zu beobachten“, stellt Carsten R. fest. Mit etwas Glück lässt sich sogar der Nestbau live mitverfolgen: „Mein bisher schönstes Erlebnis war, dass im Garten eine Hummelkönigin ein Mauseloch erobert hat und darin ein Nest zu bauen begann“, berichtet Gerald Lechler.
Hintergrund
Im Projekt BienABest erarbeiten die Verbundpartner VDI und Universität Ulm gemeinsam Methoden zum Erhalt der Wildbienenvielfalt in der Agrarlandschaft. Wichtiger Bestandteil von BienABest ist aber auch die Öffentlichkeitsarbeit. Denn wir sind der festen Überzeugung: Eine engagierte Öffentlichkeit ist zentral für den Erhalt der Wildbienen! Sowohl im Internet als auch auf zahlreichen Veranstaltungen berichtet BienABest daher über die Projektergebnisse und zeigt allen Interessierten Möglichkeiten zum Schutz der Wildbienenvielfalt; so auch auf den Aktionstagen zum Projekt BienAbest im VDI-Haus im Sommer 2019 und im Herbst 2019 anlässlich der Auszeichnung von BienABest als Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt.
Im Nachgang an diese Veranstaltungen haben uns viele VDI-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter von ihrem Engagement für die Wildbienen berichtet. Wir finden, das kann ein Anstoß sein, um noch mehr Menschen für den Wildbienenschutz zu begeistern. Daher haben wir uns im Februar 2020 in einem Aufruf an unsere Kollegen und Mitglieder gerichtet, uns von ihren persönlichen Erfahrungen und Aktivitäten zum Thema Wildbienenschutz zu berichten. Dieser Blogbeitrag basiert auf den zahlreichen Einsendungen, die wir infolgedessen erhalten haben.
Das Projekt BienABest wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert. Weiterhin wird das Projekt vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, BASF SE und der Bayer AG finanziell unterstützt.
Wildbienenschutz im eigenen Garten ist leicht zu bewerkstelligen: Ob Wildblumenwiese, Staudengarten oder Kräuter im Kübel auf dem Balkon, für jeden ist etwas Passendes dabei! Belohnt werden Sie dann mit einer blühenden Vielfalt im Garten oder auf dem Balkon und mit der Möglichkeit, die Wildbienen aus nächster Nähe zu beobachten.
Kommentare
Inzwischen hat 1 Leser einen Kommentar hinterlassen.Toller Blog mit vielen nützlichen Tipps, die zum Nachmachen anregen! DANKE
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