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… danach ist man also kaum schlauer als zuvor. Denn die Aussagen lesen sich oft wie ein Horoskop – man weiß nur, welche Unternehmensbereiche zu wieviel Prozent digitalisiert sind. Unklar ist, was das bedeutet. Ist das gut oder schlecht? Wichtig jedoch ist, zu verstehen, was das Ziel-Optimum für Ihr spezifisches Unternehmen ist. Und genau das kommt aus so einem Assessment allein gar nicht heraus.
Es geht also darum zu erkennen und zu verstehen, wo und in welchen Bereichen der Nutzen der Transformation zu Industrie 4.0 am höchsten ist, und im zweiten Schritt, in welcher zeitlichen Reihenfolge welche Digitalisierungsprojekte angegangen werden sollten. Dahinter steht die einfache Frage: Muss ein Unternehmen in allen Bereichen gleichermaßen das nächste Level bis zu Industrie 4.0 erreichen, um „Ready for Industrie 4.0“ zu sein?
Was ist das eigentlich, die Fähigkeit zu Industrie 4.0?
Nein. Da sind sich die Experten in der VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik (GMA) einig. Denn der Fachausschuss Systematische Transformation und Evaluation von Produktionssystemen, kurz STEPS, unter Leitung von Dr.-Ing. Violett Zeller weiß: Es geht für jedes einzelne Unternehmen darum, selbst zu erkennen, welche Bereiche wie weit entwickelt werden sollten, um den größtmöglichen Nutzen zu stiften.
Doch was ist das eigentlich, die Fähigkeit zu Industrie 4.0? Es ist die Fähigkeit, in Echtzeit datenbasierte Entscheidungen innerhalb von Wertschöpfungsnetzwerken zu treffen und agil auf Marktveränderungen zu reagieren – schön und gut gesagt, doch wie kann dieser Zustand nun erreicht werden? Das kann ganz unterschiedlich geschehen. Und schon vorab: Es gibt weder ein „Kochrezept“ noch ein für alle gleichmäßig gültiges Zieloptimum.
Herausfinden, welches Self-Assessment sich eignet
Aber irgendwie muss man ja sein Ziel erreichen. Und hier gibt es Lösungen: Im VDI haben wir ein Industrie-4.0-Reifegradmodell entwickelt. Das soll ein Unternehmen bei der Transformation hin zu Industrie 4.0 unterstützen. Es dient als Werkzeug für die Entwicklung neuer Geschäftsstrategien und -modelle, um schließlich notwendige Veränderungen in den Geschäftsprozessen abzuleiten. Je nach genauer Zielstellung einer Reifegraduntersuchung sind im Einzelfall unterschiedliche Modelle auszuwählen und einzusetzen.
Dazu hat der GMA-Fachausschuss STEPS einen „Wahlomat“ entwickelt: Je nach Zielstellung des Unternehmens ist ein anderes, frei verfügbares Self-Assessment besser oder schlechter für ein Unternehmen geeignet. Wenn man also weiß, was die eigenen Zielsetzungen sind, kann man abgleichen, was genau untersucht werden soll. Hier gibt es bedeutende und eher sekundäre Kriterien. Der Wahlomat kann also sehr gut herausfinden, welches Assessment sich eignet. Die Maßnahmen müssen alle Unternehmen für sich selbst ableiten, da sie höchst individuell sind. Nach jedem Transformationsschritt kann das Assessment dann wiederholt werden, um herauszufinden, ob die Maßnahmen wirksam waren. Dies sollte agil in kurzen Intervallen erfolgen.
Richtlinie hilft, den eigenen Weg besser zu finden
Alle diese Erkenntnisse sind in die Richtlinie VDI/VDE 4000 geflossen und unterstützen Unternehmen dabei, den eigenen Weg besser zu finden. In Blatt 3 der Richtlinie sind viele Beispiele zusammengestellt worden, die exemplarisch Einblicke geben, wie die Modelle und Methoden in der Praxis anzuwenden sind. Lassen Sie sich inspirieren, finden Sie heraus, welches Self-Assessment für Ihre Transformation nützlich und zielführend ist, und messen Sie Ihre Performance in der Industrie 4.0.
Vielleicht haben Sie bereits ein Leuchtturmprojekt in Ihrem Unternehmen, das eine hohe Strahlkraft hat und andere Unternehmensbereiche ermutigen kann, um das nächste Level zu erreichen. Für unsere wirtschaftliche Zukunft ist es schließlich wichtig, datenbasiert schnell und agil die richtigen Entscheidungen zu treffen, um in den komplexen Wertschöpfungsnetzen intelligent und robust auf Marktveränderungen zu reagieren.
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