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Sobald kleine Kinder auf dem Laufrad sitzen und dahinrollen, bekommt man sie kaum wieder runter – ist es doch einfach faszinierend, auf zwei Rädern einfach so hin und her zu sausen. Zu Beginn der Historie des Fahrrads gibt es auch weder Pedalen noch eine Kette. Also nimmt alles mit dem sogenannten Laufrad seinen Lauf. Erfunden hat es Karl Drais, und zwar vor über 200 Jahren, im Jahr 1817. Gemeinhin kennt man die Erfindung unter dem Begriff Draisine.
Anfang 1818 bekommt Drais für seine Erfindung das Großherzogliche Privileg zugesprochen, seine als vélocipède genannte Idee ist quasi patentiert. Tatsächlich aber vergehen noch 50 Jahre bis der Engländer James Starley das erste richtige Fahrrad mit Pedalen und Kettenantrieb zum Hinterrad konstruiert. In der Folge daraus kommt es 1868 zur ersten Herstellung. Im Anschluss konzentrieren sich die Konstrukteure darauf, das Fahrrad fortlaufend zu optimieren.
Seiner Zeit voraus
Eine entscheidende Rolle in der weiteren Entwicklung kommt John Kemp Starley, dem Neffen von James Starley, zu. Ihm gelingt es trotz einiger Hürden auf seine Entwicklung namens Rover aufmerksam zu machen: Mit tatkräftiger Unterstützung des Rennfahrers George Smith kann ein neuer Weltrekord aufgestellt werden, woraufhin die Produktion voranschreitet. Circa ein Jahr später erscheint Rover II, welches das Nonplusultra in der Zweiradszene darstellt und Starley zum Durchbruch verhilft. Die zweite Rover-Variante gilt als Prototyp des modernen Fahrrads.
Kommen wir zur zeitgeschichtlichen Epoche des Fahrrads, so sehen wir zunehmend mehr Vielfalt. Es gibt Kinderräder, BMX-Räder, Rennräder, Tandems, Liegeräder, Trekking- und Mountainbikes sowie E-Bikes und Lastenräder. Diese Spezialisierungen verdanken wir vielen einfallsreichen Köpfen. Zum Beispiel geht das erste dokumentierte Patent auf ein Elektrofahrrad mit Pedalantrieb auf den deutschen Tüftler Albert Hänsel zurück. Bei seiner Konstuktion denkt er bereits an das Prinzip der Kraftrückgewinnung: Geht es bergab, lädt sich der Akku wieder auf. Tatsächlich ist Hänsel seiner Zeit weit voraus. Denn das hohe Gewicht und die geringe Reichweite hemmen jeglichen Fortschritt.
So braucht das elektrische Fahrrad noch über 100 Jahre bis es sich etabliert. Erst das Aufkommen des Lithium-Ionen-Akkus in den 1990er-Jahren ändert alles. Seit einigen Jahren stellen Elektroräder auch den großen Markttreiber dar. Hierzu aktuelle Zahlen: Laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) ist die E-Bike-Produktion im vergangenen Jahr um 20 Prozent gestiegen. Und von nahezu einer Million verkaufen Mountainbikes (931.600 Stück) gingen rund 90 Prozent als E-Mountainbikes (836.000 Stück) an ihre neuen Besitzer.
Wir sollten viel öfter das Fahrrad nutzen!
Aus heutiger Sicht ist das Fahrrad eine Art eierlegende Wollmilchsau. Und würden wir das Fahrrad auch so begreifen, dann könnten wir uns sicher weitaus seltener ins Auto setzen, um einzukaufen oder andere Dinge in der Nähe zu erledigen. Gerade dann, wenn es draußen wärmer ist, steht dieser Überlegung eigentlich nichts im Weg – eigentlich, denn allzu oft sehe ich nur wenig Fahrräder, wenn ich unterwegs bin. Stattdessen tuckern in der City die Autos vor sich hin und bilden lange Schlangen. Da stellt sich mir unweigerlich die Frage, ob erst der große Knall kommen muss, das große Klimadesaster.
Tatsächlich ist die Idee des Fahrrads aus einer Not entstanden: Infolge einer Hungersnot im Jahr 1816 sterben viele Pferde und fallen den Schlachthäusern zu Opfer …
Kommentare
Inzwischen haben 6 Leser einen Kommentar hinterlassen.Sehr geehrter Herr Magdans!
Zitat: Gibt es eine bessere technische Erfindung als das Fahrrad? Womöglich nicht?! Eine wunderbare Frage! Und hier meine Antwort:
Doch, die gibt es tatsächlich und die kennt auch jeder, nur die wenigsten wissen es: Das Einrad ist viel besser! Das ist kein Scherz, denn der Rollwiderstand des Einrads ist viel geringer. Das wusste übrigens auch schon der berühmte Freiherr von Drais. Auch der Blick auf die LKWs mit eingezogener Achse, wie sie oft auf unseren Straßen zu sehen sind, zeigt es. Nicht der Reifenverschleiß, sondern der Rollwiderstand bring den Gewinn (Kraftstoffersparnis)! Bei der Bahn sieht man die hochgezogenen Achsen übrigens so selten, weil sie nur einen geringen Rollwiderstand zwischen Rad und Schiene haben (Systemvorteil!) ...
Mit bahnsinnigen Grüßen, Jörg Hemptenmacher
@T. Kampfmeyer: Ein trainierter Radprofi kann 200 - 400 W über viele Stunden treten. Das heißt, zum Aufladen des 400-Wh-Akkus würde er/sie 1 - 2 Stunden benötigen und nicht einen Tag. ;-) Als jahrelanger Radpendler zur Arbeit (mit Bio-Antrieb) würde ich es in ca. 2,5 Stunden schaffen.
Schade, dass dies immer noch viele Menschen nicht begriffen haben. Eigentlich sollte viel mehr für den Radverkehr getan werden. Tatsächlich werden Radfahrende vielerorts (insbesondere in den autoaffinen Regionen) noch immer als störend empfunden und Mobilität aus der Windschutzscheibenperspektive geplant.
Möglich ist alles! Die Fahhradakkus haben heutzutage eine Kapazität von mindestens 400 Wh, d.h. eine knappe halbe kWh oder mehr. Um diese Energie zu ertreten, ist ein trainierter Rad(halb)-Profi eher einen ganzen als einen halben Tag beschäftigt, da gehe ich lieber raus in die Natur mit dem grünstromgeladenen Pedelec.
E.G. schrieb: Gibt es die Möglichkeit, zu Hause die Batterie selbst aufzuladen mit dem eigenen Fahrrad auf einem Gestell als Haustrainer?
Mit so einer ähnlichen Technik wie beim Fahrradkino sollte das möglich sein.
Gibt es für Elektrofahrräder die Möglichkeit, zu Hause die Batterie selbst aufzuladen mit dem eigenen Fahrrad auf einem Gestell als Haustrainer?
Gibt es VDI-Mitglieder, die an einem solchen Konzept interessiert wären?
E.G. Vossen
vos.rivbvba@hemajo.be (kein .de !!)
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