Direkt zum Inhalt

BETRACHTET
Bild: Viktoria Kurpas/Shutterstock.com
KI

KI-Projekte einführen - Teil dreiDie Bewertungsmatrix: mit Bauchgefühl

In unserem letzten Beitrag haben wir über die Skalierbarkeit als ein Auswahlkriterium für das erste KI-Pilotprojekt gesprochen. Nun widmen wir uns der Bewertungsmatrix.

Die ersten KI-Projekte im Unternehmen sind besonders wichtig. Man sollte sie als Vorbild-Projekte auswählen. Denn wenn die ersten Projekte scheitern, kann dies gravierende Folgen im Unternehmen haben. Umso entscheidender ist es, die richtigen Projekte am Anfang mit den richtigen Kriterien auszuwählen.

Bevor man sich jedoch überhaupt mit der Frage nach KI-Projekten beschäftigt, sollte einem zunächst die Möglichkeiten der KI-Methoden vertraut sein. Dieses Wissen kann man sich über interne oder externe Schulungen aneignen. Dies ist selbstverständlich umso wichtiger, falls die Expertise nicht im eigenen Hause vorhanden ist. Das KI-Grundverständnis sollte unbedingt vorhanden sein, um bessere und realistische Ideen für das wetere Vorgehen zu generieren.

Wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Im nächsten Schritt geht es darum, in die Ideensammlung einzusteigen. Dies erfolgt am besten im Rahmen eines Workshops mit den Experten aus Fertigung und/oder Produktion und den KI-Spezialisten. Unsere Empfehlung dabei ist, sowohl direkte als auch indirekte Mitarbeiter aus allen (!) Ebenen von Anfang an mit einzubinden.

Die allgemeine Fragestellung dieses Workshops lautet: „Wo sind derzeit unsere Pains? Wo gibt es Verbesserungspotenzial, also wo läuft nicht alles rund?“. Wichtig ist, alle möglichen Ansätze zu finden und nichts vorab zu filtern! Diese Ansätze hält man dann im Rahmen eines Use-Case-Steckbriefs fest. Der Inhalt sollte zwei Aspekte abdecken: zum einen eine Problembeschreibung (Pain), zum anderen den zu erreichenden Zielzustand (Gain).

Situationsanalyse vor Ort

Zusätzlich sollten die beteiligten Produkte und Fertigungsprozesse benannt werden, welche in direktem Zusammenhang mit dem betrachteten Prozess stehen. Um diesen Prozess zu starten, hilft es enorm, das Vorgehen anhand von einigen Beispielen zu veranschaulichen. Falls möglich starten wir unsere Projekte mit einer Situationsanalyse vor Ort in der Fertigung, um selbst Vorschläge erstellen zu können. Zudem sind Beispiele aus unserem Portfolio auszuwählen, welche im Best-Case Analogien zu der aktuellen Fertigung zulassen.

Im nächsten Schritt steht die Erstellung einer Bewertungsmatrix an. Dabei werden nun die oben erarbeiteten Use-Cases den Bewertungskriterien in einer Matrix gegenübergestellt. Zusammen mit dem Kunden muss im Vorfeld überlegt werden, welche für ihn die wichtigsten Kriterien sind. Erfahrungsgemäß lauten die Top-3-Kriterien:

  • Einsparpotenzial wie verringerte Taktzeiten oder Prüfumfang, Reduktion des Ausschusses u.a.
  • zeitnahe Umsetzung (schneller Return on Investment und/oder Time-to-Market)
  • Wahrscheinlichkeit der Umsetzung (rasches Erfolgserlebnis)

Kriterien individuell aufstellen

Daneben gibt es eine Reihe von weiteren Kriterien wie die Skalierbarkeit oder die Nachhaltigkeit, aber auch Themen wie potenzielle Risiken durch eine Implementierung, Fragen zur Datenverfügbarkeit, Verfügbarkeit von Domänen- und KI-Expertise oder die Einbindung in die Digitalisierungsstrategie gilt es zu berücksichtigen. In jedem Fall sind die Kriterien individuell mit dem Unternehmen abzustimmen.

Nun werden die einzelnen Zellen der Matrix mit einer ersten Bewertung gefüllt. Dies kann noch relativ grob erfolgen; und auch das „Bauchgefühl“ darf mitbewerten. Das Ergebnis dieser Übersicht in Matrixform zeigt in den meisten Fällen schon eine deutliche Einschränkung auf mögliche Pilotprojekte. Für diese engere Auswahl an Themen empfehlen wir danach noch eine vertiefende Business-Case-Betrachtung.

Analytische Vorgehensweise

Das hört sich nach einem sehr stringenten und formalen Prozess an? Nun, der eben beschriebene Prozess ist nur eine Empfehlung und soll als Leitfaden dienen. Hilfreich ist diese analytische Vorgehensweise neben der nachvollziehbaren Ableitung des Piloten auch als potenzielle Quelle für weitere KI-Aktivitäten, zur Dokumentation Ihrer Arbeitsergebnisse.

Beim zeitlichen Umfang zur Erstellung einer solchen Bewertungsmatrix gehen wir in der Regel von einem Arbeitstag aus, falls die notwendigen Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Diese Abschätzung des zeitlichen Umfangs beinhaltet nicht die angesprochenen Initialschulungen oder die Business-Case-Betrachtung und stellt nur einen Ausschnitt aus dem Projektablauf dar.

Hinweis

Als eine der wichtigen Voraussetzungen für die Detektion eines Pilotprojektes nennt das KIWerk die Initialschulung. Im nächsten Beitrag gehen wir auf den Umfang und die Inhalte einer solchen Schulung ein.

Unser Autor

Ruben Kapp, einer der beiden Geschäftsführer der KIWerk GmbH

Kommentare

Inzwischen hat 1 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Werner Roestel | 27.09.2021

skalierbar ist immer die !ENERGIE! nach Größe und Menge. Wenn man beide (Energie und Menge) multipliziert gibt das Produkt ein Ergebnis, das mir Erfolg oder Misserfolg signalisiert. Wenn mit dieser Methode ein Produkt und sein Produktionsprozess analysiert werden kann findet man auch die passenden Kriterien.
Mit der Energie findet man automatisch zur Vierten Dimension ZEIT!
ich bin überzeugt, dass sich daraus für viele, wenn nicht für alle Dinge eine Denkanleitung findet; ein Voraus-Denkprozess ableitbar ist.

Diskutieren Sie mit uns

* Pflichtfelder