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„Im Märzen der Bauer …“, so heißt es in einem alten Volkslied. Deshalb haben wir uns zum Frühlingsanfang angeschaut, welche Studiengänge es aktuell im weiten Feld der Landwirtschaft gibt und wie die Berufsaussichten sind.
Wer sich für einen akademischen Beruf in der Landwirtschaft interessiert, hat die Wahl zwischen einer mehr wissenschaftlichen und einer technikbezogenen Ausrichtung. Das Interesse an Pflanzenbau, Tierhaltung und den zugehörigen technischen, ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen ist die Grundvoraussetzung für beide Studienrichtungen. Gute naturwissenschaftliche Kenntnisse, mechanisch-technisches Verständnis sowie Kooperations- und Teamfähigkeit sollten Agrarfachleuten in spe nicht fremd sein. Je nach Studienschwerpunkt sind außerdem eine kaufmännische Denkweise und körperliche Belastbarkeit gefragt. Das ist viel verlangt!? Richtig, aber dafür wird eine Menge geboten!
Zwischen Scholle und Chefsessel
Absolvierende von agrarwissenschaftlichen Studiengängen arbeiten als Führungskräfte in klassischen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieben, aber auch in Unternehmen des vor- und nachgelagerten Bereichs, wie beispielsweise im Pflanzenschutz, der Entwicklung von schädlingsresistentem Saatgut oder in der Molkereitechnik. In Forschungsabteilungen der chemischen Industrie und in der Nahrungs- und Futtermittelwirtschaft bieten sich sogar klassische Konzernkarrieren.
Wer sich noch weiter weg wagt von der eigentlichen landwirtschaftlichen Produktion, dem eröffnen sich in der öffentlichen Verwaltung, in Ministerien sowie Vereinen und Verbänden Möglichkeiten, für die Interessen der Branche einzutreten und sie in Öffentlichkeit und Politik zu tragen. Da ist der VDI natürlich auch mit dabei: Unser Ansprechpartner des Fachbereichs Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik, Dr. Andreas Herrmann, hat selbst Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Pflanzenproduktion studiert: „Als Mitarbeitender in der VDI-Hauptgeschäftsstelle kann ich einen Beitrag dazu leisten, Kontakte zwischen Ingenieurinnen und Ingenieuren der Agrartechnik und anderen Ingenieurbereichen zu stärken, ganz im Sinne des Netzwerkgedankens.“
Und wir haben noch eine zweite promovierte Agrarwissenschaftlerin in unseren Reihen: Dr. Anke Niebaum, die in ländlichen Strukturen aufgewachsen ist und sich schon immer für die Natur und ihren Schutz eingesetzt hat. „Das war für mich der Antrieb, Agrarwissenschaften zu studieren, um gemeinsam mit der Landwirtschaft Natur- und Umweltschutz zu betreiben“, so Niebaum. „Die Agrarwissenschaften bieten dafür so viele Ansatzpunkte: von Tier bis Technik – alles dabei!“
Beste Chancen in der Entwicklungshilfe
Wen es nach dem agrarwissenschaftlichen Studium in die Ferne zieht: Beste Aussichten bietet die Entwicklungshilfe. Weshalb? Nun, Entwicklungs- und Schwellenländer brauchen mehr denn je engagierte Agrarwissenschaftlerinnen und Agrarwissenschaftler, um die Landwirtschaft sinnvoll und produktiv aufzubauen. Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte spielen hier eine besondere Rolle.
Ingenieurinnen und Ingenieure der Agrartechnik sind meist ausgebildete Experten in klassischen Disziplinen des Maschinenbaus, die sich auf Agrartechnik oder Landmaschinenbau spezialisieren. Angesichts der aktuellen Herausforderungen, wie steigender Nahrungsbedarf, Klimawandel und Ressourcenverknappung, wird die Agrartechnik immer wichtiger. Agrarbetriebe vergrößern sich, der Wettbewerbsdruck steigt und parallel die Anforderungen an den Schutz natürlicher Ressourcen. Das macht eine ständige Anpassung der Produktionstechnik erforderlich.
Klar, dass die Digitalisierung vor der Landwirtschaft nicht halt macht: Sentimentale Bilder aus alten Zeiten von Bäuerinnen auf Melkschemeln neben Kühen, die noch Namen hatten, haben mit dem Alltag in den landwirtschaftlichen Produktionsbetrieben von heute nichts mehr gemein: Längst kommen Melkroboter zum Einsatz, die Tierfütterung erfolgt automatisiert und statt durch einen Servicetechniker werden Landmaschinen digital ferngewartet und sogar repariert.
Keine Frage: Die Agrartechnik ist genauso vielseitig wie die Agrarwissenschaft – nur eben technikbezogener. Ingenieurinnen und Ingenieure der Agrartechnik arbeiten häufig in der Konstruktion und im Vertrieb bei großen Landmaschinenherstellern oder beraten Landwirte zu neuen Stallkonzepten für mehr Tierwohl.
Studieren – was und wo?
Die Agrarwissenschaften bieten Studiengänge, unter anderem in
- Nutztier- und Pflanzenwissenschaften
- Agrarbio(techno)logie
- Agrarmanagement/Agribusiness/Agrarökonomie
- Ökologische Landwirtschaft/Sustainable Agriculture
- Ressourcenschutz
- Tropenlandwirtschaft
Artverwandt, aber mit eigenen Studiengängen, sind die Disziplinen Forstwissenschaft, Gartenbauwissenschaften, Weinbau, Holzwirtschaft/Holztechnik, Bioenergie, Ernährungswissenschaften oder Landschaftsarchitektur.
Hier eine Auswahl beliebter Studienorte: Berlin, Bonn, Göttingen, Gießen, Halle (Saale), Kiel, München-Weihenstephan oder Stuttgart-Hohenheim, wo der neue, internationale Studiengang „Environmental Protection and Agricultural Food Production“ die internationale Bedeutung des Umweltschutzes in den Agrarwissenschaften verdeutlicht. Alle genannten Universitäten bietet Bachelor- und Masterstudiengänge in verschiedenen Vertiefungsfachrichtungen an. Eine Vielzahl von (Fach)hochschulen, auch an weniger bekannten Standorten, wie zum Beispiel Eberswalde, Nürtingen, Kleve oder Soest vervollständigen das Ausbildungsspektrum.
Das Studium der Agrartechnik bildet die Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften, Technik und Ingenieurwissenschaften. Es verbindet die landwirtschaftliche Produktion mit Maschinenbau und elektronischen Systemen. Zu den Studienschwerpunkten gehören:
- Land(maschinen)technik
- Baumaschinentechnik
- Produktionsökonomie
- nachhaltige Agrar- und Energiesysteme
- digitale Verfahrenstechniken (smart farming, digital farming)
Zusammenwirken von Technik und Natur
Zahlreiche Vertiefungsfachrichtungen bieten je nach Neigung und Interesse Studienorte wie Braunschweig, Dresden, Karlsruhe, Köln, Osnabrück und Weihenstephan-Triesdorf. Für den Bachelor beträgt die Regelstudiendauer sechs Semester. Damit eröffnen sich schon viele berufliche Möglichkeiten. Für angehende Agrartechnikerinnen und Agrartechniker mit Führungsambitionen kommt der Masterstudiengang mit vier weiteren Semestern dazu.
Bei den meisten Studiengängen ist vor Studienbeginn zwar kein Vorpraktikum nötig, aber sehr empfehlenswert, schon allein wegen dem Einblick in den wirklichen Arbeitsalltag. Während des Studiums sind oft sechs bis zwölf Monate Praktikum vorgeschrieben. Dies bietet nebenbei die Chance, Firmen unverbindlich kennenzulernen. Und wer weiß, vielleicht ist ja schon die zukünftige Arbeitsstelle dabei. Oder warum nicht gleich dual studieren, also Hochschule und Hof? Kein Problem – sowohl in agrarwissenschaftlichen als auch in agrartechnischen Studiengängen.
„Egal, ob Agrarwissenschaftlerin oder Ingenieur: Wer es mit Landtechnik zu tun hat, hat es immer auch mit der Natur zu tun, mit Pflanzen, mit Tieren oder mit dem Boden.“ Dieses Zusammenwirken von Technik und Natur mache das Arbeitsgebiet besonders herausfordernd und spannend, sagt Andreas Herrmann, und er weiß, wovon er spricht.
Zu den Verdienstaussichten möchten wir bewusst keine Angaben machen, die Spanne ist einfach zu groß. Sie hängt nicht nur von der beruflichen Tätigkeit, dem Arbeitgebenden oder dem jeweiligen Abschluss ab, sondern variiert auch zwischen den (Bundes)ländern.
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