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VEREINT
Studenten schieben Rennwagen
Bild: RUB Motorsport
Nachwuchsförderung Young Engineers

RUB Motorsport über die Saison 2023Bei der Formula Student geht es nicht nur ums Rasen

Was bedeutet es, wenn ein Team an der Formula Student teilnimmt? Die Jungs und Mädels von RUB Motorsport können uns dazu einiges erzählen.

Der RUB23e, unser Einsatzfahrzeug von RUB Motorsport für die Saison 2023, hat seine erste Härteprüfung gemeistert. Mit einem absolvierten Bremstest im Rahmen des VDI-Racing-Camps musste sich das Auto bereits unter Lasten beweisen, die es auch im späteren Rennbetrieb wird aushalten müssen. Erwartungsgemäß haben die mechanischen und elektronischen Inspektionen ein paar Baustellen aufgedeckt  nichts jedoch, was zukünftige Einsätze gefährdet.

Während des Camps wird eine echte Formula Student-Rennwoche unter Beachtung des offiziellen Regelwerks simuliert. Neben der Chance, mit dem eigenen Wagen in einer der dynamischen Disziplinen wichtige Meter zurückzulegen, durchlaufen die Teams hier auch ihre ersten Scrutineerings der Saison. Die Inspektionen des eigentlichen Wettbewerbs sind zumeist die größte Hürde. Denn Nichtbestehen einer der Abnahmen kann über Erfolg oder Scheitern der Teilnahme entscheiden.

Die strengen und umfangreichen Sicherheitsvorschriften der Formula Student betreffen nicht nur die Autos an sich, sondern auch das Werkzeug, Hilfsmittel zum Manövrieren des Fahrzeugs, Sicherheitskleidung und Verhaltenskodizes. Die schiere Zahl der Vorgaben macht es zu einer immensen Herausforderung, jederzeit – von der Werkstatt bis zur Rennstrecke – alles ein- und im Blick zu behalten.

Praxiserfahrung sammeln

Als sich jährlich wiederholendes, turnusmäßiges Projekt, ist die Formula Student eine einzigartige Möglichkeit für Studenten jeder Fachrichtung in einem Team aus Gleichgesinnten Praxiserfahrung zu sammeln. Sie ist ein internationaler Wettbewerb, bei dem Studenten von Universitäten aus aller Welt jedes Jahr einen eigenen formelähnlichen Rennwagen konstruieren, entwickeln und fertigen. Ziel ist die Teilnahme an den offiziellen Veranstaltungen auf echten Rennstrecken, bei denen über mehrere Tage hinweg verschiedene Disziplinen zu absolvieren sind. Hierbei geht es nicht bloß um das Erreichen der schnellsten Zeit mit dem eigenen Auto, doch dazu unten mehr.

Die deutsche Austragung, die Formula Student Germany (FSG), wurde erstmals 2006 vom VDI ins Leben gerufen und entstammt der Formula SAE, die ihrerseits 1981 von der Society of Automotive Engineers in den USA gegründet wurde. Neben der Formula Student Germany finden im europäischen Raum noch Rennwochen in Großbritannien, Italien, Niederlanden, Spanien, Ungarn und Österreich statt. Zusätzlich gibt es Veranstaltungen in Australien, Brasilien, China und Japan.

Einem neuen Regelwerk Folge leisten

Abhängig von der Form des Antriebs, ist die Formula Student aufgeteilt in zwei Klassen; Formula Student Combustion (FSC) für Verbrennungs- und Formula Student Electric (FSE) für Elektrofahrzeuge. In Großbritannien existiert seit 2007 nebstdem die Formula Hybrid. Weiterhin treten seit 2017 fahrerlose Rennfahrzeuge in der neu geschaffenen Klasse Driverless (FSD) an. Zum FSG am Hockenheimring nehmen jährlich 75 Teams im Bereich FSC und 40 Teams im Bereich FSE teil. Aufgrund der verschiedenen Antriebskonzepte werden FSC, FSD und FSE getrennt voneinander bewertet.

Bei der Konzeptionierung und Entwicklung der Fahrzeuge müssen die Teams jede Saison einem neuen Regelwerk Folge leisten. Dies garantiert die Sicherheit der Teilnehmer und wahrt gleichzeitig den Wettbewerb. Zusätzlich zum Regelwerk der FSAE, gelten für die meisten Rennwochen noch ergänzende veranstaltungsspezifische Regeln. Trotz dieser Regularien gibt es große Freiheiten, den Wagen nach den individuellen Vorstellungen des jeweiligen Teams zu konstruieren. Grundlegende Vorgaben sind zum Beispiel die Auslegung des Fahrzeugs als formelähnlichen Einsitzer mit freistehenden unverkleideten Rädern.

Alles auf Wirtschaftlichkeit prüfen

Der Wettstreit ist in sogenannte statische und dynamische Disziplinen aufgeteilt. Die Statischen testen die Teams vor allem abseits der Strecke und ihre Vorbereitung auf die Rennwoche. So gehört es genauso wie das Ringen um die schnellste Zeit auf dem Asphalt zur Gesamtleistung, einen Businessplan mit vollständigem (fiktivem) Geschäftsmodell und Kostenstruktur vor einer Expertenjury sowie in einem Pitch-Video vorzustellen.

Die Disziplin Cost Report basiert auf der Annahme, einen Formula-Student-Boliden mit einer Stückzahl von 1.000 pro Jahr produzieren zu müssen. Im Bericht sind die Kosten für die Fertigung eines Rennwagens aufzulisten. Dann wird unter Berücksichtigung von Design und Konzept geprüft, wie effizient das Team mit den Herstellungskosten umgegangen ist. Ferner stellt sich die Frage, wie sinnvoll das Team die Fertigungsverfahren ausgewählt hat, um möglichst wirtschaftlich zu fertigen.

Königsdisziplin ist das Ausdauerrennen

Bei den dynamischen Disziplinen werden die Wagen hinsichtlich ihrer Quer- und Längsbeschleunigung, der Effizienz, dem Handling, der Bremskraft und der Haltbarkeit herausgefordert. Für das sogenannte Skid Pad ist ein in Form einer Acht abgesteckter Parkour zu durchfahren (Spur drei Meter, Durchmesser 15,25 Meter). Pro Team treten zwei Fahrer in jeweils zwei Läufen an, gewertet wird die schnellste Zeit pro Team. Im Autocross muss der Wagen auf einem 800 Meter langen Rundkurs, bestehend aus Geraden, Schikanen, Haarnadelkurven und Slalomabschnitten gesteuert werden. Auch hier gilt: zwei Fahrer mit jeweils zwei Läufen pro Team.

Königsdisziplin ist das Endurance; wie der Name bereits verrät ein Ausdauerrennen. Beim Endurance ist eine Renndistanz von 22 Kilometer auf einer dem Rundkurs des Autocross ähnlichen Strecke zu absolvieren. Nach der Hälfte findet ein Fahrerwechsel statt, der in maximal drei Minuten erfolgt sein muss. Pro Lauf dürfen sich maximal sechs Wagen gleichzeitig auf dem Kurs befinden. Schnellere Teams können in gekennzeichneten Bereichen andere Fahrer überholen. Es wird jedoch nicht direkt gegeneinander gefahren, sondern die Gesamtzeit pro Team gewertet.

Mit dem RUB23e glauben wir, ein schlagkräftiges und konkurrenzfähiges Gesamtpaket an den Start gebracht zu haben. Wir freuen uns auf die weiteren Herausforderungen der Saison 2023 und bedanken uns herzlich beim VDI für die tatkräftige Unterstützung, die es uns ermöglicht, unserer Leidenschaft in diesem Rahmen nachzugehen. Viele Grüße aus dem Herzen des Ruhrgebiets!

Unser Autor

Niklas Würtz, Formula-Student-Team der Ruhr-Uni Bochum

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