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Bild: Hurca/Shutterstock.com
Politik Erfindungen

TransformationWie bleibt Deutschland innovativ?

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nimmt Deutschland als Innovationsstandort in den Blick. Darin finden sich fünf wesentliche Punkte, um hierzulande Innovationen noch zielgerichteter zu fördern.

Vom Dynamo über die Röntgenstrahlung bis hin zum mp3-Format: Deutschland ist weltweit als Ursprungsort einer ganzen Reihe von Erfindungen berühmt. Auch heute und in Zukunft kommt Innovationen hierzulande eine Schlüsselposition zu, um den Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt hierzulande zu erhalten und weiter auszubauen. 

Das gilt ganz besonders angesichts der aktuell nötigen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft. Deutschland muss unabhängiger von Energieimporten aus dem Ausland werden, weniger Treibhausgase ausstoßen und sich gleichzeitig beim Branchenmix diverser aufstellen – über traditionell starke Branchen wie Automobil- und Maschinenbau oder der chemischen Industrie hinaus. Nicht unerwähnt bleiben sollte an dieser Stelle die bedeutende Rolle, die Deutschland in Europa als Vorreiter und „Maschinenraum der Transformation“ spielt.

Genügend Bedarf an Innovationen ist also vorhanden, nun drängt sich die Frage auf, wie wir diese hierzulande nicht nur besser als bisher ermöglichen, sondern auch konsequenter fördern können. Hilfreiche Ansatzpunkte, wie dies gelingen kann, bietet der im Oktober veröffentlichte OECD-Bericht zur Innovationspolitik: Deutschland. Fünf Aspekte sind dabei entscheidend.

VDI-Podcast


Wie gelangen Innovationen auf den Markt?

1. Eine klare Vision

Wer kein Ziel hat, kann auch keines erreichen. Deshalb ist es Aufgabe der Politik, zu definieren, in welche Richtung die digitale und ökologische Transformation gehen und an welchen Faktoren der Erfolg gemessen werden soll. Ein gutes Beispiel, wie dies gelingen kann, sind regionale Innovationsstrategien, etwa von Nordrhein-Westfalen.

2. Teilhabe sichern

Bei jedem Transformationsprozess – sei es nur auf der Ebene eines Unternehmens oder gleich einer ganzen Gesellschaft – gilt: Eine Strategie kann noch so gut sein, erfolgreich wird sie erst, wenn es ihr gelingt, die Beteiligten abzuholen und mitzunehmen. Deshalb sind Strukturen und moderierte Prozesse erforderlich, die ein Verständnis für die nötigen Veränderungen schaffen und vor allem Möglichkeiten bieten, aktiv mitzugestalten.

3. Herausforderungen gemeinsam angehen

Bei der Entwicklung neuer Technologien steht Deutschland in direktem Wettbewerb mit führenden Wirtschaftsregionen der Welt. Eine Herausforderung, die kaum von einem Land in der EU allein gestemmt werden kann, wohl aber gemeinsam europäisch. Ein gutes Beispiel dafür ist die europäische Initiative Quantum Flagship, die Forschende und Unternehmen aus Europa zusammenbringt, um das Zukunftsthema Quantencomputing in die industrielle Umsetzung zu bringen.

4. Den regulatorischen Rahmen weiterentwickeln

Mit guten Ideen ist es nicht getan: Es bedarf auch einer Umgebung, in der sie reifen und wachsen können. Hier gibt es hierzulande noch deutlich Luft nach oben, komplexe rechtliche Rahmenbedingungen, etwa beim Datenschutz, wirken werden oft als eher innovationsfeindlich wahrgenommen. Abhilfe schaffen können hier sogenannte Reallabore, ein Konzept, mit dem neue Produkte, Verfahren und Geschäftsmodelle in einer realen und rechtlich abgesicherten Umgebung getestet  und zugleich Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung des Rechtsrahmen erprobt werden können. 

5. Die Nachfrage für Innovationen stärken

Damit Innovationen tatsächlich in der Praxis gelangen, braucht es Märkte, auf denen diese angeboten und nachgefragt werden. Neben der Wirtschaft kommt dabei der öffentlichen Hand eine nicht zu unterschätzende Rolle als möglicher Hebel für Innovationen zu. Eine Initiative in diese Richtung ist das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klima (BMWK) geförderte Kompetenzzentrum innovative öffentliche Beschaffung (KOINNO), das mit verschiedenen Angeboten öffentliche Beschaffer mit innovativen Unternehmen, insbesondere Start-ups, zusammenbringt. 
 

Zum gesamten Bericht

Unsere Autorin

Dr. Silke Stahl-Rolf, Leiterin Innovation und Bildung, VDI Technologiezentrum

Kommentare

Inzwischen haben 4 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Reinhold Glasl | 11.03.2023

Die bisher abgegebenen Kommentare zeigen, dass schon mit den paar Andeutungen viel Porzellan zerschlagen wurde. Oder, dass der Artikel nicht alle "abholen" konnte. Dieses verdeckte "Hilferufen" nach Erhalt der Strukturen, da als überlebenswichtig angesehen, führte die letzten Jahrzehnte genau in das Tohuwabohu, welches man - großteils mit denselben Mitteln, welche es erzeugten - nun lösen will.
Rangstreitigkeiten, Geringschätzung von Mitarbeitern/Kollegen und falsche Ziele (mehr Rendite jedes Jahr und dies bei weniger Einsatz z.B.) führen erneut dahin, wo man eigentlich davon wegkommen wollte. Aber man ist daran gewöhnt und der "Output" von Innovation ist ja per se etwas Neues, was deshalb schon von vorne herein verdächtig ist und damit "böse".

Dieter Schaudel | 07.03.2023

Ich fasse es nicht: Ein Fünf-Punkteplan, in dem erstens "Innovation" und "Erfinden" fröhlich durcheinandergeworfen wird, in dem zweitens die Worte "Unternehmer" und "Unternehmenskultur" überhaupt nicht vorkommen und in dem postuliert wird, dass "der Staat" und/oder "die Politik" das schon richten werden oder sollen. Dass solche Sichten aus dem VDI-Technologiezentrum kommen können, kann ich gar nicht glauben. Ich empfehle, mal wieder bei Josef Schumpeter (Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung) nachzulesen, was "Innovation" überhaupt ist und was es dazu benötigt ...
(Ich habe 40 Jahre lang aktiv erfolgreiches Innovationsmanagement betrieben, habe Vorlesungen darüber an der Uni Freiburg und an der Dualen Hochschule BW gehalten, und ich war bei der Gründung des VDI- Technologiezentrums in Berlin aktiv beteiligt.)

Fabian Temme | 07.03.2023

Es gibt hier einfach nur dritte Welt Budgets bei Kosten aus der ersten Welt.
Wenn es da drum geht, für eine Behandlung im Rettungsdienst Geld zu bekommt, sagt der Staat einfach, dass Leben retten im Rettungsdienst nichts kosten darf. Zeitgleich wird die Zulassung immer komplexer und damit teurer.

Achim Behringer | 17.01.2023

Ein wichtiger Punkt ist aus meiner beruflichen Praxis heraus gesehen noch: Bürokratieabbau. Denn in mittlerweile jedem Bereich in unserer Gesellschaft ächzen die Leute unter der ständig zunehmenden Bürokratie. Das kostet Arbeitskraft, Geld und führt zu Burnout-Erscheinungen bzw. in abgemilderter Form dazu, dass einem die Arbeit keinen Spaß mehr macht.

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