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Bild: Panimoni/Shutterstock.com
Logistik Mitgliedschaft

Mitgliederporträt: Daniela BistryAuf der richtigen Schiene

Es gibt tatsächlich Menschen, die mit der Deutschen Bahn glücklich sind. Und damit nicht genug: Daniela Bistry hat sich davon sogar für ihr Studium inspirieren lassen.

Schienenfahrzeugtechnik – das klingt zunächst hart und sperrig und will so gar nicht zu der jungen Mutter passen. Daniela Bistry sieht das ganz anders: dieser kleine, familiäre Studiengang an der Fachhochschule Aachen hat ihr genau das gebracht, was sie sich gewünscht hat: ein Zukunftsthema mit den unterschiedlichsten Facetten. Und sie hat den Fachbereich Bahntechnik der VDI-Gesellschaft Fahrzeug und Verkehrstechnik kennen und schätzen gelernt. 

„Jetzt mache ich das!“

Während sie im Forschungsprojekt „Güterwagen 4.0“ an der FH Aachen als Projektmitarbeiterin unterwegs ist, steigt Daniela Bistry in die Richtlinienarbeit des Fachbereichs Bahntechnik der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik (FVT) ein. In der konstituierenden Sitzung werden die Expert*innen darauf angesprochen, dass es wünschenswert sei, wenn sie VDI-Mitglied wären oder es würden. „Das habe ich zunächst genauso aufgenommen“, erinnert sich Bistry, „und als dann im Jahr 2020 die Osteraktion kam, da habe ich mir gedacht: jetzt mache ich das! Ich finde den VDI total sympathisch – ich möchte Teil davon sein.“ 

Ihre Leidenschaft für Schienenfahrzeuge im Allgemeinen und Güterwagen im Speziellen ist länger gewachsen. Nach dem Abitur kann sie sich das noch nicht vorstellen und studiert zunächst Maschinenbau an der RWTH Aachen, allerdings nicht sehr erfolgreich. Vom Studium erst mal kuriert, arbeitet Daniela Bistry ein Jahr lang für die bonding studierendeninitiative e.V. als nationaler Vereinsvorstand, nachdem sie sich dort vorher bereits lokal engagiert hatte.
Dort wird sie mit der Bahncard 100 ausgestattet, und das bleibt nicht ohne Folgen, denn in sie lernt die Bahn kennen und lieben. Soviel auch über Verspätungen gemeckert würde, es sei ein großartiges Verkehrsmittel, zum Arbeiten, Schlafen oder einfach nur, um entspannt von A nach B zu gelangen, betont Bistry. Doch die Bahn nur zu nutzen, reicht ihr nicht, sie möchte selbst mitgestalten. Auf der Suche nach einem neuen Studiengang kommt die „Schienenfahrzeugtechnik“ genau richtig – bereut hat sie ihre Wahl nie. Zu den Güterzügen kommt sie erst nach ihrem Bachelor-Abschluss. 

 

Ein Herz für (dummen) Stahl

Die Mitarbeit im Forschungsprojekt „Güterwagen 4.0“ an der FH Aachen hat sich für Daniela Bistry als Glücksgriff herausgestellt und die Weichen für ihre berufliche Ausrichtung gestellt. Güterwagen böten unglaubliche technische Möglichkeiten: nicht nur im Einzelwagen- und kombinierten Verkehr, sondern auch bezogen auf den gesamten Zugverkehr. 

Daniela beschäftigt sich unter anderem damit, die Logistik so zu gestalten, dass es attraktiver wird, Güter auf der Schiene zu transportieren – ein wichtiger Baustein der Verkehrswende. Und hier sei noch viel zu tun, denn die Kommunikation zwischen Güterwagen und umgebenden intelligenten Systemen stünde erst am Anfang, weiß Bistry. 

Damit nicht jeder Hersteller von Güterwagen oder jeder Spediteur sein eigenes System entwickelt, erscheint als Teil des Forschungsprojekts im Dezember 2022 die VDI-Richtlinie 5905-01 „Schnittstellen-aktiver kooperierender Güterwagen – Stromversorgung

Daniela Bistry schätzt die Arbeit im VDI wegen der konstruktiven Atmosphäre auf Augenhöhe. „Als ich im Richtlinien-Ausschuss angefangen habe, kam ich gerade frisch aus dem Studium und war außerdem die einzige Frau. Das war aber nie ein Problem.

Ich hatte meine Redebeiträge, wurde als Expertin für bestimmte Teilgebieten wahrgenommen und anerkannt. Sachverhalte, die ich nicht kannte, wurden mir erklärt“. Ihre exzellente Mitarbeit an dieser Richtlinie würdigt Professor Nils Nießen, Vorsitz des Fachbereichs Bahntechnik der VDI-FVT 2021 auf dem International Railway Symposium Aachen –Daniela Bistry ist völlig überrumpelt und die Freude groß.

Gerade jungen Ingenieurinnen möchte sie Mut machen, vor vermeintlich „männlichen“ Themen nicht zurückzuschrecken. An der Transformation des Güterwagens vom `dummen Stück Stahl´ hin zum moderne Werkzeug der Logistik werde an vielen unterschiedlichen Stellen geforscht. „Das ist ein superspannendes Thema, das ich Neulingen, die sich für so etwas begeistern können, gerne ans Herz lege.“

In Zukunft bitte „VDI hybrid“

Der VDI ist für Daniela Bistry attraktiv, weil er Fachleute auch zu spezifischen Nischenthemen, wie kommunizierende Güterwagen, zusammenbringt. Sitzungen, Arbeitskreistreffen und Veranstaltungen – alles sei gut moderiert, zielgerichtet und konsensorientiert, so ihre Erfahrung. Für die Zukunft wünsche sie sich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Ehrenamt, zum Beispiel durch mehr hybride Treffen.

Daniela habe während der Richtlinienarbeit festgestellt, dass das gut funktionieren könne, wenn sich die Ausschussmitglieder kennen und wissen, wie sie zusammen arbeiten. „Darum explizit hybrid: damit ich, wenn ich die Zeit habe, vor Ort sein und mich vorher oder nachher mit den Leuten bei einem Tee unterhalten kann. Wenn meine Tochter mal krank ist oder die Richtliniensitzung räumlich mit meiner sonstigen Tätigkeit kollidiert, dann bin von Zuhause dabei. Ist das Kind im Hintergrund zu hören, stelle ich einfach das Mikro stumm“, meint Bistry ganz pragmatisch. 

Aktuell noch in Elternzeit, ist Daniela Bistry deutschlandweit auf der Suche nach Forschungsprojekten im (Güter)-Bahnbereich, die mehr in der Wirtschaft angesiedelt sind. Sie freut sich darauf, ihre Expertise auszubauen und in neue Themenfelder einbringen zu können. Und ihr ehrenamtliches Engagement, sowohl bei der Richtlinienarbeit als auch im Arbeitskreis Fahrzeug und Verkehrstechnik des Bezirksvereins Aachen soll bald wieder Fahrt aufnehmen. Den amtierenden VDI-Präsidenten Lutz Eckstein wird es freuen!

Unsere Autorin

Alice Quack

Kommentare

Inzwischen hat 1 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Thomas Wollstein | 20.02.2023

Als Hauptamtler im VDI, allerdings in einem anderen Fachbereich, danke ich Daniela für das positive Feedback zu unseren Sitzungen. Die Pandemie hat der Digitalisierung unserer Arbeit einen ordentlichen Schubs gegeben. Virtuelle und hybride Sitzungen ersparen den Teilnehmenden eine Menge Reisezeit und der Umwelt viel Kohlendioxid. Gleichwohl kommt regelmäßig der Wunsch nach Präsenz-Meetings auf, die bessere Möglichkeiten zum Networking bieten. Hybride Sitzungsführung stellt insbesondere bei größeren Gremien hohe Anforderungen an die Technik, die nicht in jedem Sitzungsraum erfüllt werden können. Das muss man also schon bei der Terminvereinbarung auf dem Schirm haben.

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