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ERZÄHLT
Telegrafstation im Jahr 1899
Bild: Riksarkivet (gemeinfrei)
VDI Geschichte Ingenieur

Der vielseitige Technikvermittler – zum 175. Geburtstag von Adolf Slaby

Er besaß den buchstäblichen Draht nach oben. Adolf Slaby hat durch seine ingenieurtechnischen Fähigkeiten verbunden mit rhetorischem Geschick und den richtigen Beziehungen erheblich dazu beigetragen, dem Ingenieursberuf zu einer höheren gesellschaftlichen Anerkennung zu verhelfen.

Seit 1878 aktives Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure und dort gefeierter Vortragender, saß der Ordinarius für Elektrotechnik und habilitierte Thermodynamiker Adolf Slaby dem Verein in den Jahren 1906 bis 1908 vor. Zahlreiche Veröffentlichungen in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure (der heutigen VDI-Z Integrierte Produktion) sowohl zu thermodynamischen als auch zu elektrotechnischen Themen stammten aus seiner Feder. Entsprechende Vereinserfahrung hatte er bereits als Gründungsvorsitzender des Verbands Deutscher Elektrotechniker und Gründungsmitglied der Schiffbautechnischen Gesellschaft gesammelt. Für den preußischen Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes, dem er seit 1879 angehörte, redigierte er 16 Jahre lang die Vereinszeitschrift. Es versteht sich von selbst, dass Slaby, dem die Vermittlung von technischem Wissen stets eine Herzensangelegenheit war, auch zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Museums in München gehört hatte.

In jungem Alter schon promoviert

Doch der Reihe nach: Heute vor 175 Jahren, am 18. April 1849, wurde Adolf Carl Heinrich Slaby als dritter Sohn eines Buchbindermeisters in Berlin geboren. Bereits in seiner Schulzeit auf dem eines Realgymnasiums ließ er sehr gute Leistungen in Mathematik und den Naturwissenschaften erkennen, sodass das nachfolgende Studium an der Königlichen Gewerbeakademie in Berlin ein logischer Schritt war. An dieser Vorgängerinstitution der heutigen Technischen Universität Berlin studierte er Mathematik und Maschinenbau.

Sein Studium finanzierte der begabte Didakt als Hauslehrender für die Söhne eines Maschinenfabrikanten. 1873 – er war noch nicht einmal 25 Jahre alt – promovierte Slaby an der Universität Jena mit einer mathematischen Arbeit zum Doktor der Philosophie. Im selben Jahr wurde er Lehrer für Mathematik und Mechanik an der Königlichen Provinzial-Gewerbeschule in Potsdam. Schrittweise aber näherte er sich wieder seiner früheren Ausbildungs- und künftigen Wirkungsstätte an.

So war Slaby nach erfolgreicher Habilitation auf dem Gebiet der Thermodynamik ab 1876 als Privatdozent an der Königlichen Gewerbeakademie in Berlin tätig. An seiner Funktion änderte sich auch nach deren Zusammenschluss mit der Bauakademie zur Königlich Technischen Hochschule im Jahr 1879 nichts.

Für heutige Leser vielleicht im ersten Moment überraschend, aber für seine Zeitgenossen nachvollziehbar, wurde er 1882 Ordinarius für Elektrotechnik. Begeistert von den Erfindungen Werner von Siemens‘ wandte sich der studierte Maschinenbauingenieur Slaby dieser noch jungen Disziplin zu und machte sich in der Folgezeit einen Namen als Elektrotechniker und Funkpionier.

Als erster Ingenieur in das preußische Herrenhaus berufen

Im Januar 1896 besuchte der preußische König und deutsche Kaiser Wilhelm II. nebst Gattin und weiteren Familienangehörigen eine Vorlesung Slabys. Dem Monarchen schien die Vorlesung gefallen zu haben; verlieh er doch im Anschluss daran Slaby den Königlichen Kronenorden II. Klasse. Knapp zweieinhalb Jahre später erfolgte eine weitere, für die damalige Zeit noch viel höher einzuschätzende Ehrung: Slaby wurde als erster Ingenieur in das preußische Herrenhaus berufen. Dort fand er sich mit „Herren“ wieder, die nur qua Abstammung jedoch ohne eigene Leistung diesem Hause angehörten.

Wilhelm II., ohne dessen Zustimmung im damaligen Kaiserreich nur wenig ging, ermöglichte Slaby die Durchführung von Experimenten, die seinen legendären Ruf begründeten. So konnte er Ende des 19. Jahrhunderts einen Weltrekord mit der längsten Funkstrecke in der drahtlosen Telegrafie aufstellen.

Adolf Slaby starb im April 1913 im Alter von 64 Jahren, nachdem er wenige Wochen davor einen schweren Schlaganfall erlitten hatte.

Unser Autor

Dr. Christoph Sager

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