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ERZÄHLT
Bild: ilbusca via Getty Images
VDI Ingenieur Geschichte

GründergeistDie Nummer Eins: Friedrich Euler

Er hat sogar Franz Grashof hinter sich gelassen: Auf der Stele des mittlerweile im Innenhof der Düsseldorfer VDI-Hauptgeschäftsstelle stehenden Denkmals, errichtet zum 75-jährigen Vereinsjubiläum, steht der Name Friedrich Karl Euler an erster Stelle.

Euler erblickte heute vor 200 Jahren, am 20. Oktober 1823, im saarländischen Sulzbach das Licht der Welt. Als Sohn eines Pfarrers und späteren Superintendenten stand ihm sein Lebensweg offen. Die Entscheidung fiel dann aber zu Gunsten einer technischen Karriere. Nach dem Gymnasium besuchte Friedrich Euler zunächst eine Gewerbeschule, bevor er als Einjährig-Freiwilliger in Trier diente. Nach Praktika in zwei Hüttenbetrieben wechselte er zum Königlichen Gewerbeinstitut in Berlin, einer Vorgängereinrichtung der heutigen Technischen Universität.

Gründungen liegen ihm im Blut

Aus dem Empfinden heraus, dass auch die Ingenieurstudierenden eine Interessengemeinschaft brauchten, gründete er mit einigen Kommilitonen im Mai 1846 den „Verein der Zöglinge des Königlich Preußischen Gewerbeinstituts“, der sich ein gutes Jahr später in „Hütte“ umbenannte. Als sich zehn Jahre nach der Gründung der Hütte die alten Herren – Männer zwischen Mitte 20 und Mitte 30 – zum Stiftungsfest trafen, waren es Euler und 22 weitere Mitstreiter, die den Verein Deutscher Ingenieure gründeten – knapp 15 Jahre, bevor es ein vereintes Deutschland gab.

Euler wurde der erste Vorsitzende des Vereins und erhielt selbstverständlich die Mitgliedsnummer Eins. Es versteht sich quasi von selbst, dass er die Gründung des Pfalz-Saarbrücker Bezirksvereins des VDI im selben Jahr nicht nur initiierte, sondern sein Vorsitzender wurde. Bemerkenswert hier: dieser Bezirksverein war der erste nicht rein-preußische – vielmehr reichte er über Landesgrenzen hinweg. So dachte Euler bereits groß, während seine Umgebung noch in Kleinstaaterei gefangen war.

… auch, wenn es um Interessenvertretungen geht

Dass er nicht nur Verein „konnte“, bewies Friedrich Euler ab Mitte der 1860er-Jahre: Nach seinem Studium und einer zusätzlichen kaufmännischen Ausbildung war er zunächst Hüttenmeister in Trippstadt. Mit guter Ausbildung und Berufserfahrung im Rücken, gründete er im September 1864 das Eisenwerk Kaiserslautern, das bereits ein Jahr später seinen Betrieb aufnahm, in den Folgejahren florierte und sein Portfolio stetig erweiterte.

Die erfolgreiche Produktion von Zentralheizungsanlagen ab Mitte der 1870er-Jahre ließ Euler vermutlich erkennen, dass es hier ebenfalls an einer entsprechenden Interessenvertretung mangelte: 1880 wurde Euler Gründungsvorsitzender des „Verbandes Deutscher Ingenieure für Heiz- und gesundheitstechnische Anlagen“. Dass er dabei den VDI nicht vernachlässigte, beweisen seine Amtszeiten als dessen Vorsitzender in den Jahren 1878 und 1881.

„Vater Euler“

Kommerzienrat Friedrich Euler, Träger des Zähringer Löwenordens 1. Klasse, starb im März 1891 an den Folgen einer Lungenentzündung. „Vater Euler“, wie ihn seine VDI-Kameraden liebevoll nannten, war zwei Jahre vorher zum Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Ingenieure ernannt worden. Aus der 23 Männer umfassenden Truppe war ein etablierter Verein geworden, der zum Zeitpunkt von Eulers Tod bereits über 7.000 Mitglieder zählte.

Unser Autor

Dr. Christoph Sager

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