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Bild: Denis Lytiagin/Shutterstock.com
Energieeffizienz Verantwortung

GaskriseIst eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken sinnvoll?

Eigentlich hieß es ja: Kernkraft ade. Doch angesichts der Befürchtungen, infolge des Ukraine-Krieges in eine Energiekrise zu schlittern, scheint eine Laufzeitverlängerung sinnvoll. Aber wie sinnvoll wäre dieser Schritt wirklich?

Hierzulande sind noch drei Kernkraftwerke aktiv. Aktuell diskutieren Politiker und Energieexperten über eine mögliche Laufzeitverlängerung, da unklar ist, ob wir in den kommenden Monaten mit ausreichend Gas versorgt sind. Kernkraft soll also helfen. Bevor es jedoch zu einer Entscheidung kommt, soll ein sogenannter Stresstest Aufschluss bringen. Ergebnisse folgen Ende des Monats.

Wir wollen uns im Folgenden die wesentlichsten Aspekte anschauen:

Sicherheit

Die derzeit laufenden Anlagen bewegen sich aus sicherheitstechnischer Sicht auf hohem Niveau. Da für sie jedoch Ende 2022 das Ende des Betriebs vorgesehen ist, wurde von der Prüfungspflicht abgesehen. Gemäß internationalen Sicherheitsstandards steht die umfangreiche Sicherheitsüberprüfung eines Atomkraftwerkes alle zehn Jahre an. Jede Anlage wäre demnach Ende 2019 gecheckt worden. Da dies wegen der Ausnahmeregelung des Atomgesetzes nicht erforderlich war, wäre also im Fall einer Laufzeitverlängerung umgehend eine Sicherheitsüberprüfung durchzuführen.

„Da die Betreiber der Atomkraftwerke in den letzten Jahren zwar alle regulären Prüfungen der Komponenten durchgeführt haben, aber eine grundlegende Sicherheitsanalyse und Überprüfung der Störfallszenarien anhand des neuen Regelwerks von 2012 weitgehend unterblieben ist, sind unerkannte Defizite nicht auszuschließen“, sagt Prof. Harald Bradke, Vorsitzender des Interdisziplinären Gremiums Klimaschutz und Energiewende. Zudem seien Investitionsbedarfe in die Sicherheitstechnik ebenfalls nicht auszuschließen. „Bei einem längeren Weiterbetrieb dürften die Anforderungen des aktuellen kerntechnischen Regelwerks nicht genügen, das den EPR-Standard noch nicht berücksichtigt“, so Bradke.

Brennelemente

Neue Brennelemente für einen funktionsfähigen Reaktorkern herstellen, zu beschaffen und unter atomrechtlichen Gesichtspunkten freizugeben, nimmt einen Zeitraum von anderthalb bis zwei Jahren ein. Unter Umständen lässt sich der Prozess auch beschleunigen. Bradke hält 12 bis 15 Monate für möglich, sollte die Politik das Verfahren beschleunigen. Allerdings müsste eine erheblich größere Menge an frischen Brennelementen gefertigt werden als üblich. Dies bringe ebenfalls einen erheblichen Prüfungsaufwand mit sich. Schließlich gilt es, die Sicherheit aller Betriebsparameter dieser Kernzusammensetzung zu ermitteln und nachzuweisen. „Selbst bei sofortiger Bestellung und beschleunigter Abwicklung ist daher mit einer Nutzung nicht vor Herbst 2023 zu rechnen“, so Bradke.

Stromerzeugung

Die drei in Deutschland verbleibenden Kernkraftwerke tragen zu etwa fünf Prozent zur Stromerzeugung in Deutschland bei. Gaskraftwerke dienen zum einen für die Deckung der Spitzenlast und zum anderen als Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für die Fernwärmeversorgung. Für beides sind Kernkraftwerke nicht geeignet beziehungsweise ausgelegt. Der Betrieb von Kernkraftwerken ist auf die Abdeckung von Grundlast ausgelegt. Der Weiterbetrieb der Kernkraftwerke würde somit weitgehend nur die Verstromung von Steinkohle substituieren, jedoch nur unwesentlich Erdgas. Kurzfristig sollten wir mit Hilfe von Erdgas aus anderen Ländern die Gasspeicher auffüllen und bereits in Reserve befindliche Kohlekraftwerke für einen überschaubaren Übergangszeitraum nutzen.

Mangelsituation

Allerdings könnte auch eine Strom-Mangellage im Winter auftreten – wenn nämlich die Wärmeversorgung der mit Erdgas beheizten Gebäude nicht sichergestellt werden kann und sich die Bewohner mit elektrischen Kleinheizgeräten oder ihrem Elektroherd Wärme erzeugen. Diese zusätzliche Last könnte das Stromnetz an den Rand des Zusammenbruchs führen und zumindest zu temporären regionalen Stromabschaltungen führen, meint Bradke. Und dies insbesondere in den süddeutschen Bundesländern, die bisher weder den Ausbau der Windenergie noch den der Stromferntransportleitungen forciert haben – leider.

Und dann auch noch ... Europa

Und zusätzlich – Ironie des Schicksals – muss sich nicht nur Deutschland wegen seiner Fixierung auf russisches Gas, sondern auch Frankreich mit seiner Fixierung auf Kernenergie auf einen harten Winter einstellen. Denn seit über einem Jahrzehnt liefert Deutschland während des Winters Strom im nennenswerten Umfang nach Frankreich, wo er zum Heizen verwendet wird.

Wegen schwerwiegenden technischen Problemen ist seit letzten Winter rund die Hälfte der französichen Kernkraftwerke nicht mehr am Netz. Daher kauft Frankreich  im großen Stil den Strom in Europa auf – die hohen Strompreise rühren wesentlich von diesen Problemen mit der französischen Kernenergie.

Bevor nun unsichere französische Kernkraftwerke wieder ans Netz gehen, um bei unseren Nachbarn Black-outs oder eine frierende Bevölkerung zu verhindern, könnte es nicht nur aus Gründen der europäischen Solidarität geboten sein, unsere Kernkraftwerke noch bis ins Frühjahr hinein weiterlaufen zu lassen.

Hintergrund

Deutschland befindet sich in der Zwickmühle: Angesichts der Entscheidung der EU, jeder Staat müsse in den nächsten Monaten 15 Prozent Gas sparen, sind wir hierzulande angehalten, mehr zu sparen als andere Länder. Es handelt sich bei der Angelegenheit um einen Notfallplan, weil ein Lieferstopp von russischem Gas zu befürchten ist.

Unsere Autoren

Frank Magdans, Referent Kommunikation

Dr.-Ing. Jochen Theloke, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt

Kommentare

Inzwischen haben 36 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Tristan Micke | 14.10.2022

Der Krieg in der Ukraine hat die Welt verändert. Deshalb "verliert niemand sein Gesicht" wenn er jetzt anders denkt als zuvor. Wichtig ist dafür zu sorgen, dass genügend Strom erzeugt wird und auch bezahlbar bleibt. Dabei sollten die vorhandenen Kernkraftwerke Vorrang vor den Kohlekraftwerken haben. Sie waren bisher sicher und werden es auch noch einige Zeit bleiben, zumal Deutschland von Ländern umgeben ist, in denen auch Kernkraftwerke betrieben werden. Für die Lagerung des radioaktiven Abfalls muss ohnehin eine Lösung gefunden werden. Das Kohlendioxid der Kohlekraftwerke geht sofort in die Atmosphäre und verstärkt den Klimawandel, der immer mehr spürbar wird. Es muss aber alles daran gesetzt werden, möglichst schnell die erneuerbaren Energiequellen auszubauen, um auf die anderen verzichten zu können.

A.Rübhausen | 08.10.2022

Schon das Folgende gewusst? Der russische Staatskonzern Rosatom ist weltweit Nr. 1 beim Thema Uran-Anreicherung, Nr. 2 bei Uran-Reserven und -Produktion und Nr. 3 bei der Herstellung der Kernbrennstoffe/Brennstäbe. Es besteht heute schon eine technisch bedingte Abhängigkeit eines erheblichen Anteils europäischer Kernkraftwerke von Brennstablieferungen diese Unternehmens.

Uwe Klueter | 23.08.2022

Als ehem. Schichtleiter möchte ich darauf hinweisen, dass es neben dem Beschaffungsproblem natürlich auch ein HR-Problem gibt. Mit dem Abstellen der Anlagen werden viele MA ausscheiden, viele haben ihren Vertrag schon in den Händen, Die Konzerne haben sich seit Langem darauf vorbereitet. Die Anlagen dann plötzlich länger zu betreiben wird zumindest bei dem Fachkundepersonal ein Problem sein. Die Fachkunderichtline gibt feste Ausbildungszeiten und Simulatorkurse vor, um Schichtleiter, SLV's und Reaktorfahrer auszubilden. Selbst aus anderen Anlagen ist ein direkter Wechsel nicht so einfach möglich. Auch viele Firmen haben sich darauf eingestellt und ihre Kerntechnik-Serviceabteilung praktisch zum 31.12.2022 aufgelöst. Zukünftig wird man vielleicht noch mit dem Rückbau Geld machen, allerdings nicht mehr in dem hohen Standard, da die Anlagen abgefahren sind. Die erwähnte ausstehende Sicherheitsüberprüfung wird übrigens üblicherweise während des Betriebes durchgeführt - so wie dies schon mehrfach durchgeführt wurde, Die Überprüfungsarbeit dauert Monate. Mängel oder Auslegungsfehler sind allerdings nicht zu erwarten, da die Betreiber die Anlagen immer auf den aktuellen Sicherheitsstandard halten müssen.

Dr. Wolfgang Ruehle | 14.08.2022

Sehr interessant, die verschiedenen Perspektiven einzelnen Experten kennen zu lernen. Denn wenn ich es richtig verstehe, geht es in der Diskussion um die drei deutschen KKW, die dann wenn wir alle Optionen, teilweise gegen besseres Wissen, nutzen würden, einen minimalen Beitrag von fünf Prozent des Bedarfs bringen würden. Diesen würden wir dann auch noch zum großen Teil nach Frankreich exportieren?

Wenn wir also den Erhalt der KKW befürworten, warum helfen wir dann nicht den Franzosen, ihre KKW zu ertüchtigen, denn die haben eine vielfache Menge an KKW die derzeit stillstehen. Wir sollten ihnen auch gleich mit den notwendigen Menge Kühlwasser unter die Arme greifen.

Wenn wir wirklich einen grünen Atomstrom propagieren, dann sollten wir den Mut haben diesen erst einmal zu entwickeln, auf Basis zufriedenstellender, erfüllbarer Anforderungen.

Peter Schmidt-Fanderl | 12.08.2022

Mir fehlen noch Zahlen (Strom/Gasmengen; kritische Spitzenlast; Anteil der Gas-KW an Spitzen/Mittel/Grundlast) und Schlüsselbegriffe (PSÜ vs. Revision, Streckbetrieb). Und kritische Hinweise auf die pflichtwidrige Trödelei - vielleicht sogar Verschleppungstaktik - des BMWK seit Kriegsausbruch sowie den amateuerhaften "Prüfvermerk", der ohne Rücksprache mit Fachleuten von GRS, TÜV, KernD erstellt wurde, fehlen.

Brennelemente sind REAKTOR-spezifisch, müssen also eigens angefertigt und können nicht aus FR-KKW ausgeliehen werden. Man muss sie aber auch bestellen. Bei den Vorlaufzeiten hätte man das vorsichtshalber sofort (!) veranlassen müssen.

KKW sind in DE nicht an Fernwärmenetze angeschlossen (Ausnahme war Gundremmingen), was aber nicht grundsätzlich unmöglich ist (in RU+CN üblich). Dass "KKW keinen Lastfolgebetrieb beherrschen" beweist nur, dass Prof. Bradke eben kein Experte für Kernenergie ist. Umgekehrt ist es nicht richtig, dass Gas-KW nur Spitzenlast übernehmen. Einfache "open-cycle GT" (teuer) übernehmen Spitzenlast, kombinierte "Gas+Dampf-KW" sind eher für Mittellast geeignet. Übrigens: Steinkohle-KW decken die Mittellast ab; Braunkohle ist für Grundlast.

Eine Strom-Mangellage haben wir jetzt schon, und zwar wegen der KKW-Ausfälle in FR und wegen der WEA-Ausfälle in DE. Nicht umsonst sind die aktuellen Strompreise für DE sehr hoch und die Terminkontrakte für 2023 noch höher. Eine verantwortungsvoller BMWK-Minister hätte also unverzüglich die Reaktivierung der schon abgeschalteten drei KKW zumindest vorbereitet bzw. jegliche Abrissarbeiten vorsorglich gestoppt. Der Weiterbetrieb von drei oder besser sechs ist unverzichtbar, um gegen alle Eventualitäten möglichst gut gewappnet zu sein.

Michael Mente | 12.08.2022

Wir sollten im Rahmen der laufenden Diskussion zwischen zwei unterschiedlichen Situationen differenzieren:

1) Man sollte die grundsätzliche deutsche Energie- und Umweltpolitik, da ja im Kern auf den Schutz der Umwelt und den schonenden Einsatz von (Energie-) Rohstoffen ausgerichtet ist akzeptieren. Sie ist nachhaltig und zukunftsfähig.

2) Durch den begrenzt andauernden (wie lange??) Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Energiesituation sind Rahmenbedingungen entstanden, die vor einem halben Jahr undenkbar waren und vieles "auf den Kopf gestellt" haben.

Alles was vorher sorgfältig abgewogen und durchdacht war, gilt nicht mehr. Die deutsche Umwelt- und Energiepolitik muss für eine begrenzte Zeit (wie lange? siehe oben) ein völlig neues Brückenkonzept bilden und kurzfristig einführen. Dieses Brückenkonzept verlangt, soll es tragfähig sein, nach einer europäischen Orientierung, was u.U. auch deutschen Atomstrom nach Frankreich zulässt und französisches Gas nach Deutschland ermöglicht. Die bestehenden KKWs sollten aktiv mit in dieses Konzept eingebunden werden.

Natürlich wäre zu prüfen, ob der technische und wirtschaftliche Aufwand einer Laufzeitverlängerung der drei KKWs günstiger ist, als ein entsprechender Betrieb von konventionellen (Braun-)Kohlekraftwerken. Übrigens dürfte die weltweite Gasproduktion nur geringfügig steigerungsfähig sein. Es wird deswegen schwierig werden, mögliche vollständige Lieferstopps aus Russland durch Lieferungen anderer Produzenten auszugleichen. Auch sollte man nicht so arrogant sein, mit Freude USA-Flüssiggas zu nutzen und die Fracking-Problem in die USA auszulagern. Leider kann deutsches Fracking-Gas nicht kurzfristig bereitgestellt werden.

Vielleicht fällt es einem leicht, unter diesen Gedanken eine KKW-Betriebsverlängerung von z.B. drei Jahren zu akzeptieren.

Bodo Zierenberg | 11.08.2022

Herr Dr. Eckert, Sie möchten Fakten sprechen lassen. Wer das dem Diskussionsgegner empfiehlt, sollte wenigstens auch seine Quelle nennen, damit man sie vergleichen kann. Ich beziehe mich bei der Angabe der CO2-Intensität bei Kernenergieverstromung, 12 Gramm CO2 je KWh Stromerzeugung, auf die Angaben des Weltklimarates (IPCC). Daher, neben vielen anderen Aspekten, lohnt es sich, in Deutschland über eine Laufzeitverlängerung nachzudenken und nur darum geht es hier in der Diskussion. Auch bei der Uran-Reichweite von 100 Jahren zeigen Sie im Prinzip deutlich Ihre Anti-AKW-Haltung. Sie vergessen die weitere Uran-Erkundung, den Brennstoffkreislauf und die fortschrittlichen Reaktorbaulinien. Da kommt man schnell auf das zehnfache. Bei Ihrem Vergleich der gigantischen Reichweite der regenerativen Energien unterschlagen Sie den ebenfalls gigantischen Ressourcenverbrauch, sowie den derzeit und die in Zukunft bestehende Gefahr von Versorgungsengpässe und Netz-Unstabilität in Deutschland und Europa. Auch die soziale Komponente der angestrebten Transformation interessiert Sie nicht. Den von mir vorgeschlagene Weg, einer Kombination von grundlastfähiger und CO2-armer Kernenergie zusammen mit den Regenerativen lassen Sie unkommentiert im Raum stehen. Das sind ebenfalls Fakten. Ich bleibe bei meiner Meinung: es gilt endlich das Denkverbot gegenüber der friedlichen Nutzung der Kernenergie aufzubrechen. Denkverbote sind grundsätzlich nicht zielführend.

Dr. Gerd Eckert | 11.08.2022

Herr Zierenberg, nur die Fakten sollten entscheiden: derzeit decken KKW ca. 2% des weltweiten Endenergieverbrauchs, dabei beträgt die Reichweite der Uranreserven 50..100 Jahre, ein Großteil der Reserven in den GUS-Staaten. Die Netto-CO2 Emission eines KKW ist kaum niedriger als bei einem Gaskraftwerk, im Betrieb ist eine hohe Kühlleistung erforderlich. Ein Neubau benötigt 10 bis 15 Jahre, die Kosten sind exorbitant. Ergo: Klimaschutzpotential gering, Versorgungspotential zwar streckbar, aber weder binnen der entscheidenden kommenden Jahre erweiterbar, noch länger als wenige Dekaden verfügbar.
Zum Vergleich regenerative Energien; Potential um ein Vielfaches höher als der derzeitige Jahresendenergieverbrauch, Reichweite mehrere Milliarden Jahre, keine aktive Kühlung nötig. Freilich, Stromtrassen müssen dazu ausgebaut, demand-side-management-Systeme eingerichtet, bidirektionale Wallboxen etabliert werden, auch Power-to-Hydrogen wird ein Thema werden - doch je forcierter wir uns *jetzt* dieser Herausforderung annehmen, desto höher die Chance, dass wir uns und unseren Nachfahren ein lebenswertes Leben erhalten können.

Bodo Zierenberg | 10.08.2022

Herr Dr. Eckert, ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen. Sie pflegen leider hier immer noch die typisch deutsche Diskussion!
Dem angeblichen Irrweg der Vergangenheit folgte doch direkt ein neuer Irrweg bis in die Gegenwart, genährt durch den Glauben an eine versorgungssichere und klimaschützende Energieversorgung auf Basis der Umweltenergieen aus Wind und Sonne plus dem dafür notwendigen zusätzlichen Backup aus Kohle-und Erdgas, bei noch lange nicht absehbaren ausreichenden Speicherlösungen. Statt den Vertretern der anderen Seite überholtes Denken vorzuwerfen, sollten Chancen und Risiken beider Technologien, der Umweltenergieen und der Nuklearenergie, vernünftig bewertet und miteinander zu kombiniert werden. Beide haben, wenn man der Empfehlung des Weltklimarates folgen will, gleiches CO2-Rückhaltepotezial. Nur so könnte, meiner Meinung nach, die weitgehende Zurückdrängung der fossilen Stromerzeugung gelingen. Der akute bestehende Notstand verlangt „jetzt“ eine tragfähige Lösung.

Hartmann | 10.08.2022

Bitte mehr Sachverstand in der Politik, weniger Polemik und weniger "Meinungsumfrage basierte" kurzfristige Entscheidungen.
Lieber auf Sicherheit und die angeblich sichersten Meiler einen überschaubaren Zeitraum verlängern, als die Industrie und Stimmung mit Blackout an die Wand fahren. Habeck hat das Thema schon zu lange ausgesessen. Nun ist ACTION nötig!

Dr. Gerd Eckert | 10.08.2022

Ja, Herr Peitan, hätten wir vor dreißig oder sogar vor fünfzig Jahren auf die einzig zukunftsfähige Energiequelle gesetzt … Doch zu diesen Zeiten spielten CO2-Emissionen und Reichweiten kaum eine Rolle, die technische Machbarkeit dominierte die Entscheidungen, man konnte sich kaum der Euphorie des Aufbruchs in ein erfüllungsversprechendes „Atomzeitalter“ erwehren. Doch nun, im Wissen darüber, dass die Kernspaltung weder einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz noch zur Deckung des Energiehungers unserer Zivilisation leisten kann, statt Probleme zu lösen noch viel gravierendere neue Probleme verursacht, bestürzt es doch sehr, dass in diesen Tagen nicht nur ein zeitlich begrenzter Streckbetrieb erwogen wird, sondern sogar ernsthaft darüber diskutiert wird, die Irrwege der Vergangenheit erneut zu beschreiten.

Jens Peitan | 10.08.2022

Leider tritt jetzt das Szenario ein, welches vor 30 Jahren diskutiert wurde. Ohne Kernkraft wird es kalt und dunkel in Deutschland. Hätte man damals auf die wirkliche Zukunftsenergie gesetzt, wären wir jetzt CO2-neutral, politisch nicht erpressbar und technologisch führend. Die nächste Generation wird uns dieses Versagen vorwerfen.

Dr.-Ing. Johann Kleineberg | 10.08.2022

Professor Bradke scheint mir nicht der Experte für Kernenergie zu sein. Vielleicht sollte der VDI andere Experten zu Wort kommen lassen. In diesem Zusammenhang verweise ich auf das kürzlich erschienene Buch von Anna Veronika Wendland "Atomkraft? Ja bitte". Ich zitiere nur einen Satz aus diesem Buch. Auf Seite 26 steht: "Es wurde also 2011 ein gigantisches Transformationsprojekt auf einer falschen Anschuldigung aufgebaut: [...] Eigentlich war die Kernenergie unsere Wasserkraft ...".

Geiger Manfred | 10.08.2022

Ich würde einfach vorschlagen einen Großversuch zu starten, die verbliebenen KKWs abzuschalten und zu sehen was passiert. Anscheinend lassen sich viele Gründe gegen den Weiterbetrieb finden und auch wenn sich die Stimmung gegenüber der Atomkraft in Deutschland wieder gedreht hat, möchte man die drei Meiler endlich beerdigen. Mal sehen was im nächsten und übernächsten Winter passiert wenn die 5% an Stromversorgung fehlen. Aber da wir ja keine allzu große Abhängigkeit von Gas haben und von einer Erpressung Putins und der Nutzung von Erdgaslieferungen als Waffe nicht die Rede sein kann, können wir getrost alles abschalten was zur Zeit noch läuft. Und unsere europäischen Partner und Verbündeten haben vollstes Verständnis für die Belange Deutschlands und unterstützen uns jederzeit. Besonders da wir uns ja selbst in diese Lage gebracht haben.

Volker Stoll | 10.08.2022

Die Bedarfslage für Kernkraft dürfte deutlich länger anhalten als ein Winter. Die aktuellen Szenarien werden sukzessive an die neuen Lieferrealität angepasst. Hier ist noch kein Ende des Abwärtstrends zu sehen. Damit nach meiner Logik : Kernkraft bis die Nord-Süd-Stromleitungen stehen. Also 2028. alles andere ist Planungsquark.

Manfred Ostertag | 09.08.2022

Wenn ich sehe, wie marode solch simplen Dinge wie ein Schienennetz, Autobahnen oder auch Internet Verbindungen in diesem Lande sind, dann darf auch davon ausgegangen werden, dass die AKWs auf Verschleiß gefahren wurden und ein sicherer Weiterbetrieb nicht gewährleistet werden kann. Wenn ein ICE Sprinter Zug von München nach Berlin neun Stunden braucht anstelle der geplanten vier ist das ärgerlich, aber erst einmal noch nicht gefährlich! Die krassesten Argumente für Atomstrom liefert ja ausgerechnet der TÜV Süd, diese Organisation hat doch auch den Staudamm in Brasilien für gut befunden sowie bedenkenlos Gutachten für schrottreife Autos im Süden Europas ausgestellt!

Tom Wolf | 09.08.2022

Leider besteht der Artikel den Faktencheck nicht wirklich. Weder erforderte ein temporärer Weiterbetrieb der drei Konvoi-Anlagen eine neue Genehmigung „nach EPR-Standard“, das ginge ohnehin nur auf Basis der noch bestehenden Genehmigungen. Ebensowenig benötigte man - jedenfalls zunächst - für einen weiteren Leistungsbetrieb mehr Brennelemente als routinemäßig üblich.
Je länger über diese Option nicht entschieden wird, desto später kann sie technisch und betrieblich vorbereitet werden. Das Parlament ist (sicher nicht nur aus meiner Sicht) hier richtiger Weise gefragt.

Werner Duennleder | 09.08.2022

Jetzt bestehende eigene Energieerzeugungen stillzulegen und zu hoffen dass es gut geht. Eine solche Diskussion gibt es wohl nur in Deutschland.

Gruß aus Hamburg

Dr. Gerd Eckert | 09.08.2022

Ein Streckbetrieb kann sinnvoll sein, wenn die gewonnene Zeit genutzt wird, die regenerativen Kapazitäten forciert auszubauen. Jegliche darüberhinausgehende Idee ist kontraproduktiv, da KKW wegen der beträchtlichen Netto-CO2-Emission weder zum Klimaschutz, noch wegen der begrenzten Uranvorräte zu einer längerfristigen Versorgungssicherheit beitragen können. Jeder Cent, der für diese teure „Dino-Technologie“ ausgegeben wird, ist nicht nur für die Transformation in eine nachaltige Energieversorgung verloren, sondern zementiert dauerhaft unsere Abhängigkeit von Uranvorkommen der GUS-Staaten und erhöht die Gefahr, der wir uns im Fall terroristischer oder militärischer Angriffe aussetzen. Wofür also die ganze Diskussion, wenn uns die Sonne noch für ein paar Milliarden Jahre das zehntausendfache des derzeitigen Weltenergiebedarfs frei Haus liefert?

Dr. Ulrich Fligge | 09.08.2022

Super Artikel. Leider sind in den üblichen Medien solche klaren Aussagen nicht zu finden. Dem VDI fehlt Öffentlichkeit.
Zahnknirschend bin ich auch für die Verlängerung, unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften.

Bodo Zierenberg | 09.08.2022

Ich bitte um Entschuldigung, mir ist ein Fehler unterlaufen. Der erste Satz meines Kommentars vom 09.08. muss richtigerweise lauten: "Für die Ablehnung einer Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke sehe ich keinen einzigen Grund!!!!"

Burkhard Kempf | 09.08.2022

Aus allen Argumenten des Herrn Professors schimmert eine Antikernkraft-Haltung durch. Wenn fünf Prozent Grundlast nicht helfen, wie soll die Sommermittag Spitzenproduktion der PV-Anlagen im Winter bei Dunkelflaute helfen? Außerdem müssen Kernkraftwerke nicht in Grundlast betrieben werden, sie waren dafür gedacht. Ein Block von Gundremmingen lief jahrelang im Lastfolgebetrieb. Ein Siedewasserreaktor kann innerhalb von Sekunden seine Leistung auf die Hälfte herabfahren. Und wenn der Reaktor nicht auf maximaler Leistung läuft, wird auch der Brennelementvorrat gesteckt.

Eines ist sicher: Wenn die Kraftwerke abgeschaltet werden und es kommt die Notsituation gibt es danach keine Grünen mehr.

Bodo Zierenberg | 09.08.2022

Für eine Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke sehe ich keinen einzigen Grund. Befinden wir uns national wie international in mehreren Notlagen: International müssen wir den Klimaschutz bewältigen und national zusätzlich eine fehlgeleitete Versorgungsstrategie auf Basis russischen Erdgases korrigieren. Und das alles wird noch dadurch verschlimmert, dass die Zeit drängt, weil sich das Fenster zur Laufzeitverlängerung allmählich endgültig schließt. Der seit vielen Jahren nur auf den einseitigen deutschen "Atomausstieg" fixierte Hegemonialdiskurs muss jetzt beendet werden. Ein Kernkraftwerk, das bis zum 31.12.2022 als weltweit vorbildlich sicher gilt, wird nicht am 01.01.2023 unsicher. International erwartet die Branche das weitere Engagement in Betrieb , Forschung und Weiterentwicklung, gerade bei der Reaktorsicherheit. Der Beitrag der Kernenergie zum Klimaschutz muss im Zusammenhang mit den "Erneuerbaren" gesehen werden, denn beide haben eine vergleichbare CO2-Intensität (11 bis 12 Gramm CO2/kWh Stromerzeugung). Die fehlende Endlagerung ist nur politisch ungewünscht und wird daher nicht verfolgt. Ich verweise da auf Schweden, Finnland Frankreich und die Schweiz. Und zu guter Letzt: Kernkraftwerke können nicht nur "Strom machen", sondern man kann auch Dampf auskoppeln, wenn es eine Zukunft geben sollte. Das sind nur einige Gründe für den Weiterbetrieb und sogar für eine Zukunft, zusammen mit den "Erneuerbaren". So wären wir in ein paar Jahren problemlos klimaneutral und versorgungssicher. Daher: jetzt sofort Brennelemente in USA, Australien, Kanada bestellen und Russland zunächst ausschließen. Soweit ich weiß existiert noch eine Brennelementefabrik in Lingen und eine Anreicherungsanlage in Gronau. An die Arbeit!

Heinz Eschrich | 09.08.2022

Eigentlich ist die Aussage des Artikels doch folgende: Weiterbetrieb ist prinzipiell möglich, aber für die nächste Wintersaison - und nur diese ist wichtig - kaum möglich, da es an Brennstoff und notwendigen und überfälligen Prüfungen mangelt. Ich vermute, dass auch Personal fehlt, weil man sich längst der Zukunft zugewandt hat. Die Sicherheit der AKW muss aber vollständig und ohne Abstriche hergestellt sein.

Frankreich sollte mit Hochdruck seine Reaktoren reparieren - und dann weniger Strom in Europa einkaufen. Dies ist doch sicher einfacher.
Und Deutschland bringt die Energiewende voran.

Mir kommt die Diskussion um die Kernkraft hierzulande wie eine Scheindebatte vor. Alle wissen, dass es nicht geht, aber man erweckt den Eindruck heftiger Geschäftigkeit. Am Ende wird der “Schwarze Peter” hin und hergeschoben.

Ich bin auf das Ergebnis des Stresstests sehr gespannt.

H. Lang | 09.08.2022

Leider hat sich Herr Prof. Bradke die Leistungskurven bei der Stromerzeugung nicht angesehen. Dann wäre ihm aufgefallen, dass Gaskraftwerke nicht nur die Spitzenlast abdecken, sondern inzwischen einen Teil der Grundlast, so hoch wie der Anteil der Kernenergie, nachzusehen z. B. bei AGORA. Somit könnte durch den Einsatz der Kernkraftwerke sehr wohl merklich an Gas gespart werden.

Y. Belbacha | 09.08.2022

Meiner Meinung nach nicht nur übergangsweise aufgrund Drosselung der Gas-Lieferungen bzw. möglichen Totalausfalls seitens Russlands sondern permanent sollten unsere sicheren Kernkraftwerke weiterlaufen. Wir haben keine effektivere und zugleich umweltfreundlichere Varianten zu Kernkraftenergie. Die sicheren Kernkraftwerke sollten weiter betrieben werden und die Forschung Richtung Kernfusion statt Kernspaltung gefördert werden. Letztendlich funktioniert diese auf der Sonne, warum sollte die auf der Erde nicht funktionieren, vor allem dass dabei keine radioaktive Abfälle entstehen?

Ties Reese | 09.08.2022

Danke für einen interessanten Beitrag, der mich aber etwas ratlos zurücklässt, weil er die Ausgangsfrage anscheinend gar nicht beantworten möchte.

Es werden mögliche Probleme (mit der Eintrittswahrscheinlichkeit "können nicht ausgeschlossen werden") aufgezählt, die größtenteils rein regulatorisch (und damit oft politisch willkürlich) sind, mögliche Investitionsbedarfe in Sicherheit (ohne konkrete Angaben) und mögliche Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Brennstäben, die aber wiederum hauptsächlich regulatorisch sind. Fakten dazu, Eintrittswahrscheinlichkeiten, konkrete Risiken? Fehlanzeige.
Der konkrete Nutzen hingegen wird ignoriert und kleingeredet.

Das ganze klingt für mich etwas wie eine Argumentation gegen die Nutzung eines dringend gebrauchten älteren Diesellasters mit den Hauptargumenten, dass man dafür unbedingt eine verschärfte Prüfung über den TÜV hinaus einführen will, Dieselfahrzeuge ja regelmäßig aufgetankt werden müssen, wobei man den Kraftstoff jetzt vorher testen möchte, der Diesellaster des Nachbarn kaputt ist und man ja sowieso Diesel irgendwie schon lange nicht mehr wollte und deshalb nur noch eine definierte Anzahl Kilometer damit fahren will - und das im Wissen, dass bei aktuell dringendem Bedarf gerade kein anderes Fahrzeug entsprechender Kapazität verfügbar oder beschaffbar ist.
Aber zugeben möchte man das nicht.

Harald | 09.08.2022

Dieser Beitrag ist typisch deutsch, denn es werden eher Risiken und Probleme adressiert als Lösungen aufgezeigt.
Wenn die französischen Kraftwerke seit längerem laufen, sollten auch Brennelemente schneller als normal verfügbar sein - speziell wenn die Franzosen im Winter unseren Strom benötigen.
Wenn wir die alle Kohle- und Atomkraftwerke auf einem höheren Niveau laufen lassen, wird auch naturgemäß weniger Spitzenlast durch Gaskraftwerke abgefedert werden müssen. Das würde auch an der Energiebörse dafür sorgen, dass die Strompreise wieder sinken und mehr Gas eingelagert werden kann. Was spricht dagegen?
Natürlich müssen die Atomkraftwerke baldmöglichst geprüft werden - aber bei unserer Regierung und Medienlandschaft wird jedes noch so kleine Risiko in der Technik potentiell eh als Grund genommen, die Kraftwerke schnellstmöglich vom Netz zu nehmen - auch wenn französische- und belgische Atomkraftwerke teilweise trotz schlechterer Technik weiter betrieben werden.

Wolfgang Carius | 09.08.2022

Gut, dass Sie sich dem Thema annehmen. Ich würde mir wünschen, dass sie der Politik ein paar Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, hinsichtlich der nicht funktionierenden Atomkraftwerke in Frankreich. Ich hatte das so verstanden, dass Frankreich mit den Atomkraftwerken zur Grundlastdeckung in Europa beitragen soll.

Gerne würde ich auch nochmals daran erinnert werden, wo diese äußerst positive Grundhaltung zur Windenergie herkommt.

HJ Konz | 09.08.2022

Vielen Dank für die Zusammenfassung. Leider ist auch diese nicht ohne logische Brüche: Da ja die Hälfte der französischen Kernkraftwerke steht, dürfte es doch überzählige Brennelemente geben für diese oder zumindest genug Kapazität, den Kernbrennstoff für die deutschen Kraftwerke umzuarbeiten? Oder haben wir das auch zu 100 Prozent in Russland machen lassen?

Zu viel Strom? Den können wir doch über unser 4GW-Leitung nach Norwegen schicken und dort in den Pumpspeichern einlagern. Und ihn für Spitzen statt Gas nutzen ...

Meine Meinung: Stromblackouts sind viel dramatischer als eine stundenweise Reduzierung der Gasmenge! Wenn man nachts den Verbrauchern ein paar Stunden die Gasmenge reduziert, ist es unangenehm frisch morgens, okay Pullover drüber. Aber keine Kommunikation kein Internet, keine Heizung (Steuerstrom!) kein Licht, kein Kühlschrank ...

HJ Konz

Andreas Stutz | 09.08.2022

Ich würde es auch begrüßen mit dem ganzen Thema öffentlich zu gehen. Darüber hinaus würde mich eine Einordnung von Kernenergie in die Klimaziele freuen. Kernenergie emittiert kein CO2 hat aber die Endlagerproblematik. Dem entgegenzusetzen ist, dass es durchaus Anreicherungstechnologien in Deutschland gibt, die die Möglichkeit bieten, aus (Daumen-Zahl) fünf alten einen neuen Brennstab zu machen. Damit entkräften wir das Entlagerproblem.

Norbert | 09.08.2022

Vielen Dank für diesen sehr sachlichen und nur auf Fakten beruhenden Bericht. Ich schlage deshalb vor, dass der VDI seine Kompetenz nutzt und mit solchen Themen mehr in die Öffentlichkeit tritt. Auf diese Weise würden manche Diskussion mehr versachlicht werden, wenn man rein faktenbasiert argumentiert.

Was die Idee des Flüssigsalz Reaktors betrifft, so ist meines Wissens die Entwicklung dieses Reaktortyps noch nicht über die Modell- bzw. Experimentierphase hinaus und man weiss noch nicht, wie sich so ein Reaktor im Großen verhalten würde. Weiß da jemand mehr?

Raimon | 08.08.2022

Hallo,
ebenfalls vielen Dank für die kurze knappe Stellungnahme. Ich persönlich bedaure es sehr, dass wir nicht weiter auf modernere Flüssigsalzreaktoren oder ähnliches setzen, die unter anderem auch mit Thorium funktionieren würde. Laut einem Berliner Patent könnte ein solcher Reaktor sehr geringe Mengen an Müll hinterlassen, der nach 300 Jahren so weit zerfallen wäre, dass es nur noch natürlicher Strahlung gleicht. Dennoch wäre der Betrieb im zweistelligen Gigawattbereich und könnte somit für die Zukunft für wirklich kostengünstige Energie sorgen. Dies ist meiner Meinung nach der wichtigste Punkt für einen Industriestaat. Bei den erneuerbaren Energien verstehe ich nicht, wie man sich hier die Zwischenspeicherung vorstellt. Goldisthal ist einzigartig, und geologisch haben wir nichts anderes in Deutschland. Wenn nun auch der Verkehr verstromt werden soll, dann frage ich mich, wer die Bundesregierung hier berät oder ob diese wirklich so ungünstige Entscheidungen einfach so treffen. Auch die Erfahrungen von Menschen im Erneuerbare-Energien-Geschäft sollten ernst genommen werden. Herr Michael Shellenberger berichtet auf TED.com sehr authentisch, wieviel Flächen gerodet werden müssen für Solarzellen etc. und wie wenig Platz wir eh schon haben durch Ackerbau, Wohnungsbau etc. Mit dem Flüssigsalzreaktor, der auch bereits realisiert wurde und somit technisch möglich ist im Gegensatz zum Fusionsreaktor (der ebenfalls strahlt), könnte Deutschland sogar Recycling meister werden, wenn dieser Reaktor auch für alte Kernwaffen ausgelegt wird und somit diese in Energie umwandelt.
Ich hoffe hier gibt es bald genügend Druck nicht mehr auf Verbote sondern auf Fortschritt zu setzen.
Viele Grüße,
Raimon

VDI | 05.08.2022

Hallo Roland Munsonius, besten Dank für das Feedback! Und hier unsere Antworten zu den beiden Fragen:
I. Möglicherweise hilft ein Streckbetrieb bei der Behebung von kurzfristigen Mangelsituationen im kommenden Winter. Ob ein Streckbetrieb hilfreich ist, werden die Ergebnisse des Stresstests zeigen. Hier zeigt sich voraussichtlich eine Abhängigkeit von den angenommenen Witterungsverhältnissen.
II. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Restrommengen der Kernkraftwerke „aufgestockt“ werden, sondern die Restrommengen werden anders verteilt werden.
Freundliche Grüße vom VDI-Team

Roland Munsonius | 05.08.2022

Vielen Dank für die nüchterne, emotionslose Darstellung des Sachverhaltes.
Fragen meinerseits:
1. Würde ein sog. Streckbetrieb, denn etwas anders wird ja wohl effektiv nicht in dem kommenden Winter möglich sein mangels neuer Brennelemente, bei einer Behebung der Mangelsituation helfen?
2. Welche Menge Strom erwarten wir zusätzlich im Rahmen des Streckbetriebs? Wird die gesamte Strommenge mehr werden oder werden wir die gleiche Strommenge nur auf einen längeren Zeitraum verteilen?

Volker Wittmer | 04.08.2022

Danke Prof. Bradke für Daten und Fakten. So eine Darstellung ist in der Politik nicht so erwünscht. Die Menschen könnten ja mal nicht aus dem Bauch heraus urteilen ...
Herr Theloke, bitte aktivieren Sie den Bereich Marketing und veröffentlichen diesen Artikel in einer überregionalen Zeitung? Diese Wissen darf nicht unter uns VDIlern bleiben. Vielleicht könnte man auch Prof. Bradke als Interviewpartner benennen.

Gruß aus Mainz
Volker Wittmer, LV RLP

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