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Von 1857 bis 1945 war die Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure ununterbrochen erschienen, zunächst monatlich, später wöchentlich – stets getragen von dem Anspruch, die Mitglieder über das Vereinsgeschehen zu informieren und gleichzeitig Fachaufsätze zu publizieren, die für Ingenieurinnen und Ingenieure im In- und Ausland von Interesse sein konnten.
In Kriegs- und Krisenjahren gab es zwar Doppelexemplare oder dünnere Ausgaben, jedoch keine Unterbrechungen. Im Frühjahr 1945 war damit Schluss: Die Zeitschrift wurde eingestellt, und die Mitglieder standen gänzlich ohne offizielle Informationen zum VDI da – auch dadurch begründet, dass die seit 1921 parallel bestehenden VDI nachrichten – zu dem Zeitpunkt als Rundschau Deutscher Technik firmierend und zum Mitteilungsblatt des Nationalsozialistischen Bundes Deutscher Technik degradiert – quasi zeitgleich ihr Erscheinen eingestellt hatten.
Dies änderte sich erst 1947, als seinerzeit in der britischen Besatzungszone das Mitteilungsblatt des VDI zunächst im Monatsrhythmus erschien. Jedoch: Dünn in Inhalt und Papier erfüllte es bei weitem noch nicht die Ansprüche, die man an eine Ingenieurzeitschrift stellt.
Ehrfurcht vor dem Unerforschlichen
Mit der Januarausgabe der Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure im Jahr 1948 begann nach fast drei Jahren publizistischer Pause eine neue Ära: Eingeleitet durch ein Vorwort des Vorsitzenden Hans Bluhm, war Hellmichs Aufsatz der erste Beitrag in dieser Ausgabe. Der demokratischen Kultur des VDI seit seiner Gründung stellte er den Führerkult der NS-Zeit gegenüber, dem nicht nur Ausübende des Ingenieurberufs, sondern Personen aller Gesellschaftsschichten verfallen gewesen seien.
Den Ingenieurinnen und Ingenieuren kreidete Hellmich an, dass sie in weiten Teilen nicht begriffen hätten, dass Kenngrößen wie beispielsweise Wirkungsgrade nicht auf alle Lebensbereiche übertragbar seien. Vielmehr müssten sie begreifen, dass der Mensch die Natur und die in ihr stattfindenden Vorgänge nur modellieren könne. In seinem Schlusswort hoffte er auf eine VDI-„Elite“, die sich auf edles Menschentum und Ehrfurcht vor dem Unerforschlichen besänne.
„Die Kettenreaktion des Urans“
Der erste naturwissenschaftlich-technische Fachaufsatz in dieser Januarausgabe mit dem Titel „Die Kettenreaktion des Urans und ihre Bedeutung“ wurde von keinem geringeren als dem Nobelpreisträger Otto Hahn verfasst. Dieser verwendete Begriffe, die für die meisten Ingenieurinnen und Ingenieure zu diesem Zeitpunkt Neuland gewesen sein dürften: Isotope, Schweres Wasser, Transurane, um nur einige zu nennen.
Ebenfalls hervorzuheben ist der Aufsatz des Kältetechnikexperten und VDI-Kurators Rudolf Plank, der drei verschiedene thermodynamische Kreisprozesse für Wärmekraft- und Kältemaschinen, darunter den Carnot-Prozess, miteinander verglich. Weitere Aufsätze und Beiträge beschäftigten sich mit aktuellen Ingenieuraufgaben und blickten teilweise schon wieder über den nationalen Tellerrand hinaus.
Auftakt für eine Reihe von Veranstaltungen
Den Erfolg seines Aufsatzes und dessen Nachwirkung konnte der im Oktober 1949 verstorbene Hellmich nicht mehr miterleben. Das Thema aufgreifend, führte der VDI im Mai 1950 in Kassel eine Sondertagung mit dem Titel „Die Verantwortung des Ingenieurs“ durch. Diese war der Auftakt für eine Reihe ähnlich gearteter Veranstaltungen – der zaghafte Beginn, sich unter anderem kritisch mit der näheren Vergangenheit auseinander zu setzen.
Unter dem Namen VDI-Z Integrierte Produktion gibt es die Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure (Kurztitel „Z. VDI“), die sich mittlerweile im 165. Jahrgang befindet, übrigens heute noch: Die VDI-Gesellschaft Produktion und Logistik (GPL) nutzt sie für ihre offiziellen Mitteilungen.
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