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Jedes Jahr werden allein in Deutschland fast 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. In der Regel werden diese Bäume nach dem Fest vom lokalen Entsorgungsbetrieb eingesammelt und zu Biomassekraftwerken beziehungsweise Müllverbrennungsanlagen gebracht. Also alles eine saubere Sache? Ganz so einfach ist es leider nicht.

Was Ihr beim Weihnachtsbaumkauf bedenken solltet, darüber haben wir mit unserem Experten für zirkuläre Wertschöpfung von der VDI-Gesellschaft Materials Engineering, Dr. Jürgen Schäfer, gesprochen. Tatsächlich ist die Ökobilanz eines Weihnachtsbaums von einigen Faktoren abhängig: Echte Weihnachtsbäume nehmen während ihres Anbaus CO2 aus der Luft aus und geben Sauerstoff ab. Sie sind so gesehen klimaneutral – eigentlich. Denn das gilt vorwiegend für heimische Sorten wie die Fichte.

Die hierzulande beliebte Nordmanntanne ist kein einheimisches Gewächs. Und selbst wenn diese seit einigen Jahren auch in Deutschland angebaut wird, kommen die Samen dafür häufig von weit her. Gerade durch den Transport der Weihnachtsbäume selbst aber auch des Saatguts entstehen CO2-Belastungen. „Für das Klima ist es gut, wenn heimische Weihnachtsbaumsorten aus der Region bezogen werden, was heute auch immer öfter geschieht“, so Schäfer.

Auf Nummer sicher geht Ihr also in der Regel mit einem regional angepflanzten und einheimischen Baum aus einem Forstbetrieb oder einem Baum mit Ökosiegel (z.B. Naturland, Bioland, FSC). Beachten solltet Ihr, dass der Baum für den platzsparenden Transport vom Handel meist in ein feines Netz aus Kunststoff eingebunden wird, dessen Herstellung ebenfalls CO2 entstehen lässt. Doch wie bekommt Ihr den Baum ohne Netz nach Hause? Hier bieten laut Schäfer Netze aus Naturmaterialien eine Alternative und werden inzwischen immer öfter eingesetzt.

Und nach dem Fest? Weihnachtsbaumentsorgung und Klimabilanz

Wichtig ist die richtige Entsorgung: Viele Städte und Gemeinden geben feste Termine an, zu denen Ihr Euren abgeschmückten Baum abholen lassen könnt oder Ihr bringt ihn zu einer lokalen Sammelstelle. Und dann? Meist landen ausgediente Weihnachtsbäume in Biomassekraftwerken zur Strom- und Fernwärmeerzeugung: Beim Verbrennen gibt der Baum das vorher aus der Umwelt gespeicherte CO2 wieder ab und es werden Strom und Wärme erzeugt. Andere fossile Energieträger wie Kohle, Gas oder Öl müssen dementsprechend weniger eingesetzt werden.

Auch wenn der Baum im Wald stirbt, gibt er das vorher gespeicherte CO2 wieder laut unserem Experten an die Atmosphäre zurück. Und das gleiche gilt, wenn der Weihnachtsbaum nach dem Fest kompostiert wird. Die CO2-Bilanz eines Tannenbaumes bleibe demnach in der Regel grundsätzlich klimaneutral, so Schäfer. Und weiter: Wirklich klimafreundlich sei der echte Weihnachtsbaum aber nur dann, wenn er als Material für Möbel oder Baumaterial genutzt werde. Dadurch werde das im Holz gespeicherte CO2 nicht wieder freigesetzt, sondern gebunden.

Ist ein künstlicher Weihnachtsbaum eine Alternative?

Klingt zunächst ganz gut: Wenn man auf künstliche Tannen setzt, muss für Weihnachten kein echter Baum abgeholzt werden. Doch die Nachbildungen verursachen leider sehr viel CO2 und auch Plastikmüll. Plastikbäume werden überwiegend in Asien hergestellt und bei ihrer Herstellung, beim Transport und bei der Entsorgung entstehen pro Baum einer Studie des Ellipsos Instituts zufolge durchschnittlich fast 50 Kilogramm CO2. 20 Jahre lang müsse man demnach denselben Plastikbaum nutzen, bevor er mit der CO2-Bilanz eines natürlichen Weihnachtsbaums zumindest vergleichbar sei, erklärt Dr. Jürgen Schäfer. Wer also nicht auf einen dekorativen Weihnachtsbaum verzichten möchte, sollte sich am besten für einen (Öko-)Baum aus der Region entscheiden.

Weihnachten ganz ohne Weihnachtsbaum? Fände ich schon schade. Gut, dass es inzwischen immer mehr nachhaltigere Angebote gibt.

Autorin: Sonja Bosso

Kommentare

Inzwischen haben 3 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Th. Niedlich | 08.12.2021

Und dann gibt es da noch die lebenden Weihnachtbäume. Fichten oder Tannen im Topf, die zwei oder drei Jahre "ihren" Weihnachtsdienst tun, bis sie zu groß sind für eine Topfhaltung, und dann für standortgerechte Auforstungsprojekte in Bergregionen zur Verfügung stehen (können) - wenn sie die winterlichen Strapazen (den Wechsel von jahreszeitlich angemessener Kälte und "unnatürlicher" häuslicher Wärme im Weihnachtsdienst) und die "Übersommerung" (Trockenheit als besonderes Risiko für eine Topfpflanze) überstanden haben. Die Töpfe sind meiner Beobachtung nach aber regelmäßig zu klein (zu schmal für die flachwurzelnde Fichte und zu niedrig für die tiefwurzelnde Tanne)...
Wie man's macht...

Dr. Weiss | 07.12.2021

Auch wenn das Holz zu Möbeln verarbeitet wird, wird es in ferner Zukunft irgendwann verbrannt oder es verfault, dann aber möglicherweise als behandeltes Holz!

Manfred Tschöpe | 07.12.2021

Ich möchte jetzt nicht päpstlicher als der Papst erscheinen, habe aber eine Anmerkung zur Fichte und ihrer Ökobilanz als Weihnachtsbaum in Bezug auf den Satz "Denn das gilt vorwiegend für heimische Sorten wie die Fichte."
Zum einen ist die Fichte eine Art, nicht Sorte. Sie kann zwar hinsichtlich der CO-2-Betrachtung als klimaneutral betrachtet werden. Das war es aber auch schon.
Sie ist zwar in Deutschland heimisch, aber auf ca. 80-90 % der angebauten Flächen ist sie es nicht. Damit ist ihre Ökobilanz negativ. Als sogenannter Brotbaum der Forstwirtschaft hat sie eine enomre wirtschaftliche Bedeutung. Ihre Ökobilanz hinsichtlich der Biodiversität ist aber leider eher verheerend.
Sie ist auch mir immer noch lieber als "Tannen", dennoch wäre eine kulturelle Umorientierung auf wirklich heimische Bäume oder auf große Zweige anstelle ganzer Bäume zielführender.
So habe ich durchaus schon selbst Alternativen ausprobiert und den Brauch der Barabarazweige mit dem Brauch des Weihnachtsbaumes zusammengeführt.
Und mir eine Birke zum Barabaratag geholt, ins Wasser gestellt, die dann pünktlich zu Weihnachten Blätter trieb. Das frische lindgrün ausgetriebener Birkenblätter. Eine wunderbare Symbolik.
Und ein wirklich heimischer Baum, der forstlich sogar meist als "Unkraut" gilt; also oft unerwünscht.
Im zweiten Jahr allerdings war ich zu spät, so dass zum 24. die Bescherung da war, nämlich ein kahler, noch nicht ausgetriebener Baum. Aber man/frau kann da über die Jahre ja zum Profi werden.

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