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Die Folgen des Klimawandels sind schon jetzt durch längere und heißere Sommer sowie eine Zunahme von Extremwetterereignissen spürbar. Je mehr die globale Durchschnittstemperatur ansteigt, desto schwerwiegender werden die Folgen des Klimawandels. Um diesen aufzuhalten oder zumindest zu bremsen, spielen Wälder als CO2-Senker eine wichtige Rolle: Bäume nehmen bei der Photosynthese CO2 auf und binden es langfristig. Außerdem sorgen Wälder für eine lokale Temperaturabkühlung – sozusagen als natürliche Klimaanlage. Wiederaufforstungsprojekte sind daher ein wichtiger Bestandteil von Klimaschutzstrategien, genau wie der Erhalt von bereits bestehenden Waldflächen. Denn ein ausgewachsener Baum bindet mehr CO2 als ein junger Baum. Und Wälder brauchen sehr viel Zeit, heranzuwachsen.
Sechs Jahre nach dem Klimaschutzabkommen von Paris haben sich auf der UN-Klimakonferenz 2021 in Glasgow mehr als 100 Staats- und Regierungschefs zum verstärkten Kampf gegen die Vernichtung der Wälder verpflichtet, darunter Brasilien, Russland, Kanada und die USA. Bis 2030 soll die Abholzung gestoppt werden, denn beim Roden von Wäldern werden große Mengen CO2 freigesetzt.
Aufforstung nicht immer und überall sinnvoll
Über den Klimaschutzaspekt hinaus bieten Wälder Lebensraum für unzählige Tierarten. Der Erhalt und die Wiederaufforstung von Wäldern sind somit unverzichtbar, um Artenvielfalt und intakte Ökosysteme nicht zu gefährden. Deren Schädigung führt häufig dazu, dass Menschen und Tiere in engeren Kontakt zueinanderkommen. Dadurch steigt die Gefahr, dass Krankheitserreger übertragen werden, die sowohl Tiere als auch Mensch infizieren können. Es kommt zu sogenannten Zoonosen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Corona-Pandemie.
Einer 2019 von der ETH Zürich veröffentlichten Studie zufolge steht momentan weltweit eine Fläche von ungefähr der Größe der USA allein zur Wiederaufforstung zur Verfügung. Das klingt zunächst hoffnungsvoll. Teile dieser Fläche sind jedoch, beispielweise durch Bodenerosion, so geschädigt, dass dort keine Bäume mehr wachsen können. Aber auch aus anderen Gründen ist die Aufforstung nicht immer und überall sinnvoll: Vor allem in Graslandschaften können dadurch Ökosysteme durcheinandergebracht und die Biodiversität verringert werden. Dennoch überwiegen ganz klar die Gründe für Aufforstung als Beitrag zum Klimaschutz.
Kleinbauern schulen und finanziell unterstützen
Inzwischen bieten weltweit zahlreiche Organisationen solche Baumpflanzprogramme an. Wer auf diesem Weg einen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchte, sollte darauf achten, dass die Organisation möglichst transparent arbeitet, eine langfristige Strategie hat und gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern verstärkt soziale Aspekte berücksichtigt werden. So dürfen durch den Schutz eines Waldes indigene Gruppen nicht verdrängt werden.
Sinnvoll hingegen ist, Kleinbauern bei der Pflege der neu gepflanzten Bäume zu schulen und finanziell zu unterstützen. Später können sie dann durch den Verkauf der Früchte ihr Einkommen aufbessern. Außerdem ist es ratsam, sich vorab zu informieren, dass das Baumpflanz- oder -Schutzprogramm nicht zu einem sogenannten „leakage effect“ führt: Holzfirmen lassen bestimmte Wälder aus Klimaschutzgründen stehen und holzen stattdessen andere Wälder in stärkerem Umfang ab.
Baumpflanz- und Artenvielfaltsprogramme unter einem Hut
Bei Organisationen, die lokal Bäume pflanzen, besteht die Möglichkeit, sich persönlich davon zu überzeugen, dass der Baum gepflanzt wurde und der Wald wächst. Dies ist bei im entfernten Ausland arbeitenden Organisationen allerdings oft schwierig. Hier lohnt es sich, auf vertrauenswürdige Zertifikate zu achten, die die ökologischen und im besten Fall auch sozialen Aspekte einer Organisation bescheinigen. Viele Organisationen bieten sogar kombinierte Baumpflanz- und Artenvielfaltsprogramme an. Die Akteure pflanzen neue Bäume und legen gleichzeitig Insektenweiden an. Dafür sollte man möglichst klimaresistente und heimische Arten auswählen.
Wiederaufforstungsprojekte und der Erhalt von bestehenden Wäldern allein werden unser Klima jedoch weder retten noch sollten sie als Rechtfertigung für klimaschädliches Verhalten genutzt werden. Sie sind und bleiben nur ein Baustein der Klimaschutzstrategie. Es ist zwar möglich, damit CO2-Emissionen zu kompensieren – viel wirkungsvoller ist es jedoch, diese Emissionen von vorneherein zu vermeiden. Energiewende, Wärmewende und nicht zuletzt die Verkehrswende sind die anderen, entscheidenderen Bestandteile für weltweiten Klimaschutz.
Kommentare
Inzwischen haben 7 Leser einen Kommentar hinterlassen.Alle Bemühungen um Aufforstung und Waldpflege sind zu begrüßen. Allerdings sollte man beachten, dass ein Wald seiner Rolle als CO2-Senker nur nachkommen kann, wenn die in Form von Kohlenstoff gespeicherte Sonnenenergie auch genutzt wird und nicht im Wald liegen bleibt. Bäume speichern kein CO2. In der Photosynthese wird mit Hilfe der Sonnenenergie CO2 abgebaut und zu Sauerstoff und Energie (hochmolekulare Zuckerverbindungen) umgewandelt. Verbleibt der Kohlenstoff im Wald ungenutzt liegen, entsteht in Folge der "kalten Verbrennung" leider wieder CO2. Insofern ist Holz eine sinnvolle nutzbare "erneuerbare" Energiequelle, die es als solche auch zu nutzen gilt.
Wir verfolgen im Netzwerk Blühende Landschaft noch einen zweiten Ansatz: Einsatz von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft. Und denken hier Klimaschutz und Biodiversitätsförderung zusammen. Mehr Informationen zu unserem Projekt gibt es hier: http://klimapate.org
Regenwald pachten finde ich gut. Wir sind seit knapp 35 Jahren ehrenamtliche Pächter eines kleinen Urwäldchens. Also, bitte mitmachen
Alles Gute Ansätze und Ideen. Nun müssen wir ins Handeln kommen. Ebenso persönlich im kleinen beim Einkaufen und Nutzen von Konsum-& Nahrungsgütern.
Dann sollten wir (die Industrienationen) versuchen den Regenwald schrittweise zu pachten, nur dann hat er einen Wert. Geht natürlich nur, wenn die entsprechenden Länder mitmachen.
Klimagipfel hin oder her, dann sollte man mit ggreifbaren Dingen anfangen, z.B. Wiederaufforstung im Mittelmeer. Da standen doch mal Bäume- also los gehts.
Ich finde, wir sollten in unserem Konsumverhalten bescheidener werden.
Ein alter Hut.
Frau Seefeldt, Frau Quack,
danke vielmals für den besonnenen Beitrag. Man hört nur CO2, CO2, CO" überall.
Mag wichtig sein. Artenvielfalt, intakte Ökosysteme und Schutz vor Zoonosen sind es auch!
Dies wird oft gar nicht mehr diskutiert.
Sie schreiben auch, das man gut aufpassen muss, wen man unterstützt. In letzter Zeit gab es gwiss einige Skandälchen: "Plant for the Planet" um einen zu nennen. Sie haben in der Folge recht.
Meine Furcht: Die Leute fassen kein Vertrauen mehr. Das wichtige Aufforsten und der Erhalt von Regenwäldern kann darunter leiden.
Hier noch ein Blogbeitrag darüber, wie man seriöse Baumpflanzprojekte en detail ausmacht:
https://plantacionesedelman.com/wie-erkenne-ich-vertrauenswuerdige-wiederaufforstungsprogramme/
Lassts uns hoffen, das wir die Erde für uns und unsre Kinder erhalten bekommen. Wir haben nur die eine.
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