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ERKLÄRT
Bild: epixproductions/Shutterstock.com
Praxistipps Wissenswertes

Energie sparenWie sich Schimmel vermeiden lässt

Im Kontext der Energiekrise gilt die Forderung nach einer niedrigeren Raumtemperatur. Ein Grad weniger bedeutet bereits bis zu sechs Prozent weniger verbrauchte Energie. Aber eine niedrigere Temperatur kann dazu führen, dass sich Schimmel bildet.

Regelt man die Temperatur herunter, so besteht vor allem in älteren Gebäuden die Gefahr, dass sich Schimmel bildet. Konkret entsteht Schimmelpilz in kritischen Bereichen wie Außenecken, Außenwänden, Fensterlaibungen oder hinter Möbelstücken. Selbstverständlich muss das nicht sein. Zur Vorbeugung daher einige praktische Tipps, wie man Schimmel vorbeugt und trotzdem Energie spart:

1. Regelmäßig Heizen!

Besser Sie stellen die Temperaturen überall auf 19 Grad Celsius ein, als einzelne Räume auf 21 Grad Celsius zu heizen und die übrigen gar nicht.

2. Regelmäßig stoßlüften!

Dazu Fenster und die Innentüren aller Räume weit öffnen, so dass die verbrauchte, feuchte Raumluft schnell nach draußen abzieht. Am besten wirken gegenüberliegende Fenster (Querlüften). Gut zu wissen: Dabei geht kaum Energie verloren, denn die in den Wänden gespeicherte Wärme bleibt erhalten! Besonders wichtig ist das Lüften für Bäder nach dem Duschen und Küchen nach dem Kochen!

3. Prüfen Sie die Raumluftfeuchtigkeit!

Mit einem Thermohygrometer behalten Sie die Raumluftfeuchte im Blick. Je kälter die Außenluft ist, desto niedriger sollte die Raumluftfeuchtigkeit sein. Bei Temperaturen unter fünf Grad Celsius ist in älteren, ungedämmten Gebäuden häufig eine Raumluftfeuchtigkeit unter 50 Prozent notwendig, um Schimmelpilzbildung zu vermeiden.

4. Nach dem Duschen abtrocknen!

Nach dem Duschen sollte man Spritzwasser sofort von den Fliesen und elastischen Fugen mit einem Abzieher entfernen. Wer noch mehr tun möchte, kann alles zusätzlich mit einem Tuch trockenwischen und dieses anschließend an einem trockenen Ort aufhängen.

5. Balkon und Trockenräume nutzen!

Wenn möglich, sollten Sie Wäsche in Trockenräumen/-kellern oder draußen getrocknet werden - auch wenn es länger dauert. Ist das nicht möglich, ist es besser, die Wäsche im Wohnzimmer als im Schlafzimmer oder im Bad zu trocken. Dunstabzugshauben mit Abluftbetrieb sowie Abluftventilatoren im Badezimmer sollten zusätzlich zur Entlüftung genutzt werden!

6. Machen Sie Platz!

Außenwände und insbesondere Außenecken sollten möglichst frei und gut belüftet bleiben. Falls Möbel nicht anders gestellt werden können, ist ein großer Abstand zur Wand von möglichst zehn Zentimetern sinnvoll. Auch kleine Gegenstände in Raumecken oder Vorhänge vor den Außenwänden können in älteren Häusern ohne nachträgliche Dämmung zu Schimmelpilzbefall führen. An Außenwänden hängende Bilder sollte man darum bei älteren Gebäuden mit Abstandhaltung aufhängen. 

Hinweis

Das Netzwerk Schimmelberatung Hamburg besteht aus 13 Partnern, darunter der VDI-Arbeitskreis Umweltschutztechnik Hamburg, die Hamburger Mietervereine, der Grundeigentümerverband, der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen, die Verbraucherzentrale sowie Verbände von Umweltberatern, Baubiologen und Ingenieuren, die Behörde für Umwelt und Energie sowie das Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik (ZEWU) der Handwerkskammer Hamburg.

Unsere Autoren

Dipl. -Math. Reinhard Hamann, Regionalverband Umweltberatung Nord e.V.

Dipl.-Ing. Andreas Kirchner, VDI-Arbeitskreis Umweltschutztechnik & Netzwerk Schimmelberatung HH

Kommentare

Inzwischen haben 7 Leser einen Kommentar hinterlassen.
Axel Einemann | 15.10.2022

Die Bildung von Schimmelpilzen auf Bauteiloberflächen kann auch durch die Oberflächenbeschaffenheit beeinflusst werden. So ist eine basisch eingestellte Oberfläche (z.B. "Kalkfarbe") deutlich besser geeignet als eine "Raufasertapete". D.h. Raufasertapeten lieber in kritischen Bereichen entfernen, wenn die Heizung gedrosselt werden soll.

Anton Rübhausen | 13.10.2022

Einige Gesichtspunkte, die hier bislang zu kurz kommen:
Schimmelbildung erfolgt nur auf einem dazu geeigneten Nährboden. Feuchtigkeit alleine reicht dazu nicht aus. Sie muss am besten über längere Zeit und gesättigt (Tröpfchen-Kondensat) auf/in organischem Material der betreffenden Oberfläche vorliegen. Auf glatten Oberflächen kann das organische Material auch durch Anlagerung von Staub ersetzt werden, die sich mit der Zeit gerne auf nebelfeuchten Oberflächen bildet. Durch die Konvektion, die durch verschieden warme Wandbereiche (auch noch bei abgedrehtem Heizkörper) angeregt wird, wird die Raumluft auch in die entferntesten kalten Ecken transportiert und fällt dort von oben nach unten, während sie ihre durch die Abkühlung überschüssige Feuchte an die kältesten Oberflächen abstößt.
Wenn diese Oberfläche nun mangels Beheizung/Lüftung über längere Zeit nicht mehr abtrocknen kann, wird sich umso besser Schimmel bilden, je mehr organisches Material mit einbezogen ist.
Ideal gegen Schimmelbildung ist eine Wandoberfläche, die das sich bildende Kondensat sofort und begierig kapillar in die Tiefe zieht, wo das Wasser dann von trockenen Wandbereichen absorbiert werden kann, und dann letztendlich an der Außenwand-Oberfläche abtrocknet. (z.B. unbehandeltes Massivholz, massive Ziegelwand ...).
Wenn man nur einzelne Räume nicht, bzw. nicht so hoch heizen möchte, sollte man möglichst vermeiden, dass warme Luft aus den beheizten Räumen dort hineingelangt, weil damit jedes Mal Feuchte dort hinein transportiert wird. Auf keinen Fall den Raum "nur mitheizen", indem man die Innentür offen lässt, damit macht man den Raum zum Feuchte-Abscheider für die beheizten Räume.
Lüftungsaktionen sollten abhängig von der Wetterlage durchgeführt werden. Querlüften am besten, wenn es draußen trocken und eiskalt ist und eher nicht, wenn es regnet, oder schwül und neblig ist.

Thomas Wollstein | 12.10.2022

@Ines Kleine: Vorausgesetzt, die Räume beinhalten keine Feuchtelasten, können Sie tiefer als 19 Grad Celsius absenken. Das UBA empfiehlt, die Temperatur nicht unter 15 Grad abzusenken. Gelegentliches Lüften empfiehlt sich trotzdem.

WICHTIG: Sollten sich bei den zeitweise nicht genutzten Räumen solche mit Trinkwasserentnahmestellen (Bad, WC, Küche) befinden, müssen Sie darauf achten, dass das Trinkwasser dort nicht stagniert. Spätestens alle 72 Stunden muss alles Trinkwasser in der Installation ausgetauscht sein. Dabei müssen sämtliche (!) Entnahmestellen, also jeder Wasserhahn, jede Toilette, jede Dusche usw. gespült werden.

Schäfers | 05.10.2022

Für kritische Stellen ist eine Kontrolle per Wetterstation mit Funksender (normalerweise der Außenfühler) zu empfehlen. Als Beispiel: Innenraum am Schreibtisch 20 °C, 60 % rel. Luftfeuchte, in der Ecke hinter dem Wandschrank: 16,6 °C 80 % rel. Luftfeuchte. Das heißt, es muss gelüftet werden, da Werte über 80 % rel. L. Schimmelgefahr für die Tapete bedeuten.

Jochen Engelhaupt | 04.10.2022

Durch die Absenkung von Raumtemperaturen und bei gleichzeitigen Vorhandensein von stofflichen oder geometrischen Wärmebrücken wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermehrter Feuchte- und Schimmelbildung kommen. Wärmebrücken sind an der Mehrzahl des älteren und unsanierten Gebäudebestandes in Deutschland vorhanden. Ein vermehrtes Lüften oder Abrücken von Möbelstücken von Außenwänden ist zwar nicht falsch, ändert aber an den oben genannten Folgen der Absenkung von Raumtemperaturen wenig.

Efstratios Rigos | 04.10.2022

In nicht genutzten Räumen, die nicht in luftseitiger Verbindung zu genutzten, oder zu feuchten Räumen stehen und nicht zu dicht sind gegenüber der Aussenluft, kann die Raumtemperatur erheblich reduziert werden, solange dadurch keine Wände zu genutzten Räumen so unterkühlt werden, dass es in diesen zu unbehaglichen Verhältnissen kommt. Natürlich darf nicht zum Gefrieren von Wasserleitungen kommen. In solchen Räumen kann nicht zu Unterschreitung der Taupunkttemperatur kommen, da diese in etwa der Außentemperatur entspricht und nicht unterschritten werden kann.

Ines Kleine | 04.10.2022

Im Winter wollten wir die obere Etage unseres Zweifamilienhauses nicht mehr nutzen und komplett ins Erdgeschoss ziehen - 19 Grad erscheint mir etwas zu warm für nicht genutzte Räume. Genauso warm ist es bei uns im Wohnzimmer wo wir leben. Wir würden also nur noch den Wärmeverlust durch weniger Lüften sparen.

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